Eine intensive Vermittlung der Binnensicht der Russen, die in sich konsistent ist; wenngleich sie keine Lösung für das Problem der „Weltregentschaft“ (respektive tragfähigen Weltfriedens) in sich trägt. Hier bedarf es einer ganz anderen Ebene von Betrachtung und Einwirkungsmöglichkeit, die allerdings die Mindestbasis von Souveränität von Zivilisationen einschließt.
Der Begriff der russischen Zivilisation ist sicher fragwürdig; dennoch erscheint er als eine notwendige Brücke zum Selbstverständnis Russlands.
Nikonow zelebriert insofern eine zutiefst gekränkte, abgespaltene osteuropäische Großpsyche – da hat Putin andere Töne verlauten lassen.
Beide Pole haben ihre Berechtigung: Die eigenständige Entwicklung Russlands als „Selbstverteidigungsstaat“ über Jahrhunderte (der Aspekt der russischen Zivilisation) und die Zugehörigkeit zum europäischen Impuls durch Integration von kulturellen, wirtschaftliche und ideellen Leistungen, den Austausch dieser. Russland ohne Europa ist – schon industriewirtschaftlich – nicht denkbar. Jeder Stadtbummel in Moskau scheint zu belegen, dass die Russen die besseren Europäer/Westler sind im Sinne der „industriewirtschaftlichen Zivilisation“, die (leider) den Großteil des Erdballs beherrscht. Russland gehört insofern zum globalen Imperium und schaut in den Westen-Spiegel. Das gibt allerdings dem Westen kein Recht, die Russen aus klar wirtschaftlich.machtförmigen Motiven heraus zu diskriminieren etc.
Es wird die Frage sein, ob eine Großsynthese gelingen kann, die die Geschichte „ganz“ erzählen kann. Das ist aus meiner Sicht nur möglich, wenn wir die Bewusstseinsgeschichte der Erde unter Zuhilfenahme der Impulse Helmut Krauses neu erzählen.
Für mich ist klar, dass erst mit der Revision der „modernen Zivilisation“ überhaupt eine echte Chance auf dauerhaften Frieden besteht, weil dann die Wurzel des Übels freigelegt und ausgerissen werden kann. Es wäre eine besondere Pointe, wenn nun ausgerechnet dieser Impuls „vom Westen“ ausginge – von der deutschen Philosophie in den beiden besten Vertretern: Helmut Krause und Jochen Kirchhoff.