Archiv der Kategorie: Philosophie

Lilly Gebert: Amor fati – Das Ende des Ressentiments

https://lillygebert.substack.com/p/amor-fati-das-ende-des-ressentiments?utm_source=post-email-title&publication_id=385955&post_id=140348179&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=10co7d&utm_medium=email

Eine in sich stimmige Erkenntnisresummierung, die in ihrer Authentizität und Intensität inspiriert und Freude bereitet. Wer so schreibt, muss wirkliche Schritte gegangen sein.

„Großzügigkeitsgeschehen“ – eine treffende Wortschöpfung für die ursprüngliche Fülle des Weltvorgangs und unser sich entfaltendes Wesen.

Der Kampf um die Wahrheit

Ein philosophisches Gespräch über die Wahrheit kann letztlich nur aus der Wahrheit heraus und in Wahrheit, in einem Streben nach Wahrheit, stattfindend gedacht werden. Fast hat man beim Teilnehmen an den Erörterungen der beiden Berliner Philosophen Jochen Kirchhoff und Gwendolin Walter-Kirchhoff den Eindruck, es ginge um eine geheimnissvolle, anwesend-unanwesend, umtriebig-stille substanzlose Substanz, die nicht zu erhaschen sei, noch weniger zu greifen als die Luft. Und doch da. Hier. Dort. Überall und immer. In allem. In allen. Als alles. Und nicht. – „Oder doch?“

Eine interessante Schwebe wird zelebriert, die weder behauptet, noch leugnet, eher bejaht, denn verneint und doch auf das Zudringliche verzichtet, das einer vorschnell in die Welt gesetzten „spirituellen Erkenntnis“ als Schatten der allzu gewissen Gewissheit anhaftet, anhaften kann.

Wahrheit muss es geben, so der Tenor. Sonst wäre schlicht alles in Unwahrheit und würde sich also selbst aufheben. Wahrheit erscheint als ein letzter unerreichbarer Grund, den wir immer schon betreten haben müssen, wenn irgendetwas vor sich gehen soll und geht.

Dass Wahrheit in der Kirchhoffschen Perspektive mit Wirklichkeit fast gleichgesetzt wird, macht deutlich, wie zentral die „letzte Wahrheit“ sein muss. Sie wirkt. Sie ist nicht nur „statisch“ präsent. Man kann fast von einer Wahrheitskraft sprechen. Die kosmische Ordnung – als Bestand wie als Prozess – ist ohne Wahrheit, ohne Einheit undenkbar. Leben kann nur Ort und Sinn haben im allgegenwärtigen Fluidum der Wahrheit des Seins.

Die Lüge, eine Wahrnehmungsentscheidung für das Täuschende, ist, so die Philosophen, für den Wahrheitsprozess, für den Erkenntnisprozess unabdingbar; es gilt, sie zu erkennen und zu überwinden. Sich dem Kampf mit der Hydra der Fehlwahrnehmungen und falschen Interpretationen zu stellen, ihr – sozusagen – in der Konsequenz und im Augenblick des vorbereiten Annehmenkönnens den letzten Kopf abzuschlagen.

Wahrheit und Frieden gehen in eins. Die Wahrheit streitet nicht, sie geht ihren Weg gewaltfrei und widersteht allen Versuchen der Lüge, sie zu überdecken, mit Unerbittlichkeit und Ausharren in sich selbst. Sie ist nicht zerstörbar, sie wurde nicht erschaffen, sie wandelt sich nicht, sie bleibt ewig sie selbst. Und wir können sie anstreben und entdecken, so der Tenor des Gespräches, sie realisieren, weil wir ihr im Letzten immer auch angehören.

Ein gelungenes, pädagogisch wertvolles Videogespräch, das wie nebenbei auch Hinweise auf die Arbeit an der Willensausrichtung mitliefert und zentral die spirituelle Suche, souverän die Orientierungen der Traditionen integrierend, nach der Essenz des Seins in verständlicher Form anregt.

Wir dürfen uns glücklich schätzen, regelmäßig Beiträge von Jochen und Gwendolin Walter-Kirchhoff, Vater und Tochter, wahrzunehmen. Ein tiefere Symbolik scheint hier auf: Kommt der höhere Generationen-Vertrag gemeinsamen spirituellen Wachsens und Erkennens in Gang – und mit ihm die Kraft der tiefgreifenden Erneuerung der Welt- und Selbstauffassung des Menschen auf der Erde, die von Generation zu Generation weitergegeben und weiterentwickelt ungebrochen wirken kann?

Eines wird jedenfalls überdeutlich: Alles kann in das trübe Licht von Lüge und Halbwahrheit gestellt werden – aber ohne die Wahrheit ist alles nichts. Buchstäblich, ontologisch, wie für den Menschen auf seinem kosmischen Weg. Das Ringen um die Wahrheit in seinen so vielfältigen Formen und kulturellen Facetten macht die eigentliche Würde des Menschen aus und ist die Essenz aller Lebensvorgänge.

 

 

Gwendolin W. Kirchhoff: Konkrete Ordnung, Kontakt und Beziehung

Wunderbare Gedanken zu einer praktischen Spiritualität, die Kultur überhaupt hervorbringt. Pflege und Hege des Seins und Urbedürfnisse und und und …

Novalis – ein Videogespräch mit Jochen Kirchhoff und Gwendolin Kirchhoff

Es ist wie immer eine Freude, diesen beiden Philosophen bei Ihrer Arbeit zuzuhören, teilzuhaben am genussvollen wie kenntnisreichen und sorgfältigen Treiben in der Werkstatt des Denkens, um sich anregen zu lassen für die eigne Welt- und Selbsterkundung, die jedem Menschen anheim gegeben ist – zum Wohle des Ganzen und zur Transformation des Weltganzen Erde (und darüber hinaus), denn: „Die Welt ist noch nicht fertig“.

Für mich am stärksten sind die Passagen, die den Menschen in seiner Welt-verwobenen besonderen Funktion kenntlich machen, in dem, was ihn die Erlösung der Natur – die tätige hilfreiche Teilnahme am Bewusstseinsaufstieg der Naturreiche – durch sich selbst und in sich selbst ins Werk setzen lässt. Der Mensch ist ein notwendiger Bestandteil der kosmischen Bewegung des Bewusstseinsringens; gerade deshalb steht er als Möglichkeit und realiter so im Feuer der Kämpfe. Dass gerade auch Novalis hier auf einer heißen Spur war, davon kann sich jeder in seinen philosophischen Fragmenten und in der Qualität der Inhalte und seiner Sprache in den Romanfragmenten überzeugen.

Die Videos mit Jochen Kirchhoff und Gwendolin Kirchhoff sind Meilensteine des philosophischen Lebens der Gegenwart, denen weite und langandauernde Wirkung zu wünschen und sicher ist.

Putins Rede im Valdai-Club 2023

http://kremlin.ru/events/president/news/72444

Übersetzung von Thomas Röper:

https://www.anti-spiegel.ru/2023/putins-grundsatzrede-ueber-eine-neue-weltordnung/

Man sollte diese Rede aufmerksam zur Kenntnis nehmen. Ich entnehme ihr einige an und für sich sinnvolle Gedanken; dass Putin dabei in gewisser Weise ausblendet, dass Russland selbst auch auf den Prinzipien der westlich initiierten Naturwissenschaften und Techniken agiert – zum Teil auf höchstem Niveau, man denke an die russische militärische Raketentechnik – relativiert seine Aussagen deutlich. Sein Beharren auf „Staatlichkeit“ als dem sozusagen einzig denkbaren Modus für Zivilisation darf hinterfragt werden: Liegt nicht darin schon die Wurzel von „falscher Macht“? Und welche andere Organisationsweisen wären denkbar und im Sinne ganzheitlicher Entwicklung?

Putin macht selbst deutlich, dass hier (in Valdai) nicht der Ort sei für das Hinabsteigen in philosophische Tiefen des Staats- und Zivilisationsproblems. Man würde sich freuen, wenn er hier zumindest grundsätzliche Gedanken angedeutet hätte, sozusagen die Prämissen seiner Gedanken offengelegt hätte – auch für deren fundierte Kritik. Natürlich kann man sie herausdestillieren. Von einem ganzheitlichen Menschenbild z.B. ist nicht die Rede; er spricht oft von „Zivilisation“, „Staat“ u.dgl. Teilhabe an den Fortschritten und Möglichkeiten soll weltweit unbeschränkt möglich sein – was seine eigene Kritik am westlichen System der imperial organisierten Ausbeutung konterkarriert und meiner Auffassung nach darauf hinweist, dass es in gewisser Weise nur um den Platz am Tisch geht, nicht aber um die Frage, ob der Tisch an sich überhaupt die Grundlage darstellen sollte. Tisch hier symbolisch für staatlich (d.h. apparatlich) organisierte und vermittelte Weltaufteilung und „Weltnutzung“ bei Beibehaltung der grundsätzlich naturwissenschaftlich-technisch verfassten Lebensweise.

Nur eine philosophische Neubestimmung der Verfasstheit der Weltgemeinschaft und der Völker auf der Basis eines wirklichkeitsorientierten Menschenbildes und einer entsprechenden Kosmologie (sprich Selbstverortung im Ganzen), und das kann nur metaphysisch begründet werden, bietet die Möglichkeit einer umfassenden Befriedung und einer schöpferischen Entwicklung. Nur auf dieser Neubestimmung sind dann Gedankengebäude sicher aufbaubar, die die prinzipiellen Geburtsfehler der bisherigen Zivilisationen (Teilausnahmen bestätigen die Regel) vermeiden. Die kommende irdisch-kosmische Kultur in ihrer völkerbasierten Vielfalt bedarf des Durchbruchs zum Geistig-Kosmischen überhaupt. Dieser Durchbruch – und die mit ihm verbundenen Verschiebungen der Wahrnehmung der Welt und des Menschen – ist unabdingbar. Ohne ihn gibt es nur die Möglichkeit, die Folgen des weltweit völlig etablierten Nihilismus abzumildern oder ins Patt zu setzen.

Jochen Kirchhoff und Gwendolin Walter-Kirchhoff: Der Weltenwille

Uli Fischer: „Das Gewand der Welt“

https://www.manova.news/artikel/das-gewand-der-welt

das-gewand-der-welt (PDF)

Der Text stammt ursprünglich vom Sommer 2022 und ist nach mehrmaliger Überarbeitung stark gekürzt und gut redigiert bei Manova in der oben lesbaren Form erschienen.

„Das Gewand der Welt“ ist nicht unmittelbar die Welt(seele) (als sie) selbst, sondern ihr äußerer Ausdruck. Die Materie ist dieses Gewand, das aus der Radialfeldenergie in einem gesteuerten Prozess entsteht (und vergeht). Der Text verbindet mehrere Themen wie Atomwaffen, persönliche Erlebnisse, Wissenschaftskritik und Ausblicke in eine Physik der Alllebendigkeit; dies geschah aus dem Gefühl heraus, dass die Brisanz des Atom-Themas immer wieder neu herausgearbeitet werden sollte, von vielen Autoren und unter Einbeziehung der vielfältigsten Standpunkte und Perspektiven (ich habe im diesem Zusammenhang z.B. nicht über die wirtschaftliche Komponente gesprochen oder über Frage der Waffenforschung ganz allgemein).

Wir benötigen zur Lösung der Weltfragen einen schöpfungsgemäßen, nicht-naiven Zugang zu uns selbst und zur Welt, in der wir leben, wenn wir verkörpert sind. Aus diesem Zugang, der unmittelbar und nicht-technischer Art ist, erwächst alles Heilende und wirklich Weiterführende.

Jochen Kirchhoff „Die Welt ohne uns“

https://www.manova.news/artikel/die-welt-ohne-uns

Auf kleinstem Raum ein Ritt durch eine sinnvolle transzendentale Naturphilosophie, die den Menschen zum Ausgangs- Mittel- und auch Endpunkt kosmischer Entwicklung macht – der Mensch wird nicht nur gebraucht, er ist das Universum in gewisser Weise. Um seinetwillen findet alles statt. – Der kosmische Anthropos ist das große Ziel, der Attraktor der Entwicklung.

Fair Talk: Sackgasse Demokratie

Eine interessante Diskussion zu grundlegenden Fragen der Organisation des Gemeinwesens. Angenehm erscheint neben der Kultiviertheit der Diskussion auch das deutliche Gefühl aller Beteiligten für die Möglichkeit neben radikalen Rückerinnerungen und Neuentwicklungen, auch solchen, mit denen niemand rechnet, sukzessive Verfahren nicht einfach von der Hand zu weisen – ganz unabhängig von der Frage der Umsteuerbarkeit des Demokratie-Tankers.

Zum Stöbern: https://anarchistischebibliothek.org/library

Leider fehlt ein wenig eine Sinn- und Philosophieeinbettung, obwohl Namen genannt werden. Was ist der letzte Sinn von „Gesellschaft“ und ihrer Organisation?

Auch das Zusammendenken von grundsätzlicher Ordnung und Anarchie kommt noch etwas kurz, weil die Verteidigungsfronten schnell bei der Hand sind. Das ist verständlich. Hier fehlen auch Routinen und allgemeinwissenbelastbare Selbstverständlichkeiten.

Ein großes Lob an Jens Lehrich und das Team von Fair-Talk für die Präsentation eines Kardinalthemas, das nicht – mittel- und langfristig – ohne ein wirklichkeitsnahes Menschenbild zu entfalten ist.

UFO-Thema im US-Kongress (26.7.23)

https://www.focus.de/experts/insider-grusch-packt-aus-warum-der-us-kongress-eine-neue-aera-in-der-ufo-geschichte-einlaeuten-will_id_199917230.html

Mittlerweile ist mir klarer, dass es sich wohl auch nur um eine weitere Show handelt, die die wesentlichen Fragen des Gegenstandes eher verdeckt denn erhellt. Fast könnte man auf den Gedanken kommen, dass dies unbewusst oder bewusst Absicht und Ziel des Vorganges ist. Und so sehr man sich auch wünschte, dass meta-physikalische Themen auf die Tagesordnung rücken, so sehr kann und muss man auch davon ausgehen, dass es kaum Zufälle im „öffnetlichen Raum“ gibt.

Felix Feistel: Drei Tage Dunkelheit

https://www.manova.news/artikel/drei-tage-dunkelheit

Homo Deus – Homo Mors Film von Victoria Knobloch

J. Kirchhoff & G. Walter-Kirchhoff: KI und Transhumanismus als Bedrohung des Lebendigen

UF – Der Weg zum Frieden

https://www.rubikon.news/artikel/der-weg-zum-frieden-3

Berliner Begegnungen philosophischer Art

Text von Uli Fischer, Bad Reichenhall im Januar 2023

Der Philosoph Michael Andrick schrieb am 11.01.2023 in der Berliner Zeitung einen ansprechenden Aufruf zu mehr philosophischem Denken in einer freiheitlichen Gesellschaft. Überschrieben war sein Text mit: „Philosophie trägt das Leben und den Staat.“ Man braucht die Dinge nicht schönreden. Natürlich kann und muss man zur Zeit fragen: Leben wir überhaupt in einer freiheitlichen Gesellschaft? Und hat der Staat, d. h. die konkreten Menschen, die ihn repräsentieren und die ihn sozusagen exekutieren, nicht soeben und fortlaufend demonstriert, dass er weder für einfachstes maßnahmekritisches Denken empfänglich ist noch für grundlegendere Infragestellungen der gegenwärtigen „Staatslenkung“ und Perspektiven?

Ich habe mich trotz / ungeachtet dieser Differenz über Michael Andricks Grundaussagen gefreut, weil ich ähnlich denke und glaube zu verstehen, dass er ja eben gerade keiner unkritischen Haltung das Wort redet, ganz im Gegenteil. Philosophisches Denken, wirkliches Denken überhaupt, kann und sollte ein alltägliches Handwerkszeug für den menschlichen Geist sein, der den Dingen und sich selbst auf den Grund gehen will und dies auch tut. Sie ist kein Gerüst aus formelhaften Aussagen, eine Abfolge von historisch verbürgten Äußerungen Einzelner, der möglichst konsistente Bau von Systemen und Kritiken oder lediglich haltlose Spekulation über das Wesen der Welt und des Menschen. Philosophie erlaubt ein Denken, das das praktische Leben scheinbar weit übersteigt, gleichwohl es sich „mittendrin“ ereignen kann. Für mich und manch anderen Zeitgenossen ist Philosophie eine Lebenshaltung, die sich der Existenz in jeder Hinsicht stellt, es zumindest versucht – geistig – seelisch – physisch. Sie ist das Werkzeug zu einer sinnvollen Lebensbewältigung. Und im Verbund mit einem geerdeten Leben „unschlagbar“? Vielleicht.

Die vergangenen 3 Jahre haben die ohnehin „verdichtete Zeit“ noch einmal komprimiert, beschleunigt. Es ist offensichtlich so, dass unter dem Druck der Ereignisse für den menschlichen Geist viele Fragen entstehen, die weit in die Fundamente unseres Denkens, der Welt-Ordnung und der Gesellschaft reichen. Grundsätzliches tritt wieder auf den Plan. Ein wenig wie 1989, und doch anders, umfassender. Kaum ein Mensch wird von sich behaupten können, nicht mit existenziellen Fragen von Leben und Tod, Zugehörigkeit und Sinn, seinen eigenen und anderen weltanschaulichen Überzeugungen konfrontiert zu sein. Der Umgang miteinander in Familie, Beruf, Öffentlichkeit und mit sich selbst hat offenbart, was wir denken, wer wir sind, wem wir glauben und warum, woran wir glauben, was wir hoffen und ersehnen. Die Corona-Krise, um das hoch komplexe Geschehen einmal so zu nennen, war und ist ein Spiegel des Ist-Zustandes für die Gesellschaft. Was haben wir, jeder Einzelne, in diesem Spiegel gesehen, entdeckt? Halten wir das eigene Spiegelbild, so wie es wirklich und wahrhaftig ist, aus? Und können wir beim Blick in den Spiegel entdeckte Schatten auf unserem Gesicht durchlichten mit Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe, so schwer es manchmal fallen mag?

Als ich 1990 im Nachwende-Berlin die ersten „post-sozialistischen“ Schritte in philosophischer Hinsicht machte, primär aus dem Bedürfnis, die gesellschaftlichen Veränderungen als junger Ost-Deutscher in der Tiefe zu verstehen und die zerbrechende sozialistische Ideologie hinter mir lassen zu können, kam ich durch einen Freund zunächst mit dem Angebot der Ringvorlesungen des Philosophen Rudolf Bahro an der Humboldt Universität in Kontakt. Und ich war begeistert von dem, was dieser freiwillig in die noch-DDR zurückgekehrte Denker, ein ehemaliger Dissident und selbst einstmals kommunistischer Funktionär, an Analysen und Denkangeboten vortrug. Da sprach ein Visionär und Kämpfer des Geistes, das war mir umgehend klar geworden. Sein Vermächtnis, sein Buch „Die Logik der Rettung“, war dann ein Referenzpunkt für mein Denken, das auch heute noch nicht nur historisch lesenswert ist. Zum Beispiel im Hinblick auf den Werdegang der Grünen, die er mitgegründet hatte und dann enttäuscht verlies, als ihm klar wurde, dass bestimmte,letzlich materialistische, Paradigmen nicht überwunden werden konnten im Zuge der Parteiwerdung und des Wirkens auf dem „politischen Parkett“. Alle damaligen Befürchtungen haben sich leider bestätigt.

Die Parallelen der politisch gegensätzlichen Systeme der Ära des Kalten Krieges, vor allem der Hyper-Industrialismus und die grundsätzlich materialistischen Prämissen und Orientierungen hüben wie drüben, die Bahro herausarbeitete, leuchteten mir damals wie heute ein. Und mit Rudolf Bahro, der in seinen Vorlesungen und Schriften vermittelte, dass es mit bloßer äußerlicher Kritik und kosmetischer Veränderung in Politik, Wirtschaft und Sozialem zur Lösung der großen zivilisatorischen Widersprüche nicht getan sein konnte, begriff ich die Möglichkeiten einer vertieften Selbst-Analyse, der „Schattenarbeit“, und einer positiven Aufdeckung des spirituellen Potentials des Menschen. Ich konnte diese „Innen-Arbeit“ annehmen, die ja in sozialistischer Zeit suspekt war und allenfalls in „Kritik und Selbstkritik“ ihren meist persönlichkeitsunterdrückenden Ausdruck fand. Ich verstand plötzlich, dass meine Liebe zu Literatur und Lyrik, zur Musik, zum gesellschaftsvisionären Denken auch damit etwas zu tun hatte: dem Geist des Lebendigen. Dass es ein „Innen“ der Welt wirklich gibt. Und das war natürlich mit dem Bruch mit der erlernten materialistischen Weltanschauung verbunden.

Rudolf Bahro war in dieser Hinsicht ein hervorragender Brückenbauer für uns Ost-Deutsche auf der Suche nach der tieferen Wahrheit des Lebens wie gesellschaftspolitischem Neubeginn und nach Halt in den sich so rasch verändernden Verhältnissen, weil er ja unsere Sprache sprach, die Besonderheiten des Denkens und Lebens in der gerade sterbenden DDR bestens aus eigenem Erleben kannte. Mein Interesse an Philosophie im Allgemeinen und an Erfahrungen und Aussagen spiritueller Natur war jedenfalls geweckt, und meine persönliche Erkenntnis- und Entwicklungsreise begann. Es sollte eine Reise mit vielen Momenten des Entdeckens und des persönlichen Wachstum werden und auch eine Reise mit Hindernissen und schmerzlichen Erfahrungen und Momenten des Scheiterns und Wiederaufstehens. Was hatte ich anderes erwartet – als philosophisch und spirituell Denkender, als „Wahrheitssucher“?

Im Rahmen der erwähnten Ringvorlesungen von 1990 trat dann damals auch ein Philosoph auf als von Rudolf Bahro geladener Gast, der in seiner Vorlesung den Denkansatz vertrat, dass die ökologische Krise nur dann verständlich und bewältigbar werden würde, wenn wir sie als als eine umfassende Bewusstseinskrise des Menschen verstehen. Die ökologische Krise war seit den 1970ern ins Zentrum zumindest der westeuropäischen gesellschaftlichen Diskussion gerückt, völlig zu Recht, wie gerade wir Ost-Deutschen wussten. Der hoch gewachsene Mann, damals Mitte 40, der in eigentümlicher Weise das Auditorium mit prägnanter und akzentuierter Sprache, ruhig und energiegeladen, in seinen Bann zog, war Jochen Kirchhoff. Es waren durchaus fremde, auch aufregende Töne einer bis dato mir unbekannten Denkwelt, die wir in seiner Vorlesung mit dem Thema „Die ökologische Krise als Bewusstseinskrise des Menschen“ hörten. Aber sie blieben meiner Seele in guter Erinnerung.

Der Vortragende war schon ein wenig bekannt geworden im Osten, denn er hatte ein Buch verfasst, zu dem Rudolf Bahro ausgerechnet am 9.11.1989, ein Ost-Deutscher einem West-Deutschen, ein Vorwort verfasst hatte, das mich und meinen Freundeskreis damals sehr ansprach. Es heißt „Nietzsche, Hitler und die Deutschen“ und war und ist eine brillante Analyse der Phänomene des Nationalsozialismus aus der Perspektive der Bejahung der Potentiale des Menschen, die die Nazis vielfach missbraucht und geschändet hatten, wie nur allzu bekannt ist. Die Lektüre dieses Buches hatte mir das unterschwellige Gefühl bestätigt, dass die massenhafte Euphorie der Menschen zumindest zu Beginn des Dritten Reich und der fatale Mitmachgeist und die Gleichschaltung der Öffentlichkeit, die ich in anderer Form und unter anderen ideologischen Vorzeichen ja auch in der DDR kennengelernt hatte, an dem ich als Jugendlicher und junger Mensch auch beteiligt war, einer innenweltlichen Konstellation und Manipulation entspringen konnte. Eine rein ökonomische Analyse – bei all ihrer Berechtigung – war keine wirklich befriedigende Erklärung, um den Faschismus wirklich zu verstehen. Das gilt auch für den Kommunismus. Beide Systeme spielen auf der inneren Klaviatur des Menschen diejenigen Oktaven an, die die tief verborgene Erlösungssehnsucht des menschlichen Bewusstseins beständig erklingen lassen. Beide Systeme bedienen sich mythischer und quasi-religiöser Symbolik und Ritualistik und sind vielleicht nicht zufällig auf „christlichem Boden“ entstanden.

Jochen Kirchhoff hatte mit dem Buch wie mit der Vorlesung zur ökologischen Krise als Bewusstseinskrise einen Nerv getroffen: Der Mensch ist mehr als nur ein biologisches Wesen, er verfügt über große, grandiose geistig-seelische wie manifestierende Möglichkeiten, die allerdings fehlgeleitet werden können und sich gegen ihn wenden, wenn er sie missachtet. Faschismus und ökologische Krise – ich füge hinzu: Kommunismus wie Transhumanismus – entspringen so gesehen im Kern der gleichen Grundursache: unserem unbewusst gespaltenen Verhältnis zur Welt und zu uns selbst. So die tragende Aussage und das damit verbundene Denkangebot, das seinen Impuls aus meiner Sicht noch längst nicht verbraucht hat. Das Tiefenverständnis der Zivilisationskrisen ist noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die „kollektive Neurose“ bzgl. des kosmischen Zusammenhangs im Innen und Außen bedarf weiterhin der Benennung und der „Großen Therapie“. Wenn auch alle diese Phänomene ganz sicher vielfacettig sind und nicht neuerlich monokausal gedeutet werden können und sollten.

Ich nahm dann noch an einigen Vorlesungen von ihm in kleinerem Rahmen teil. Dann zog es mich aus Berlin „in den Westen“ als einer von Vielen des damaligen „kleinen Exodus“ vor, mit und nach der Wiedervereinigung. Es sollte gute 22 Jahre dauern, bis ich auf den Philosophen aus Berlin wieder aufmerksam wurde.

Als das geschah, bestellte ich mir umgehend seine naturphilosophische Themen behandelnde Tetralogie (erschienen im Drachenverlag) und las intensiv und mehrmals – versuchte zu verstehen und musste mich durchbeißen. Das war ein gutes Stück Arbeit, obwohl ich zur Atmosphäre der Bücher sofort Zugang fand, sie irgendwie verstand, nicht sofort rational, eher atmosphärisch und von der Richtung des Ausgesagten her. Der „Klang“ dessen, was ich las, war mir irgendwie vertraut. Ich wusste für mich intuitiv: Ja, so kann und muss man an die Dinge herangehen, auf gute Weise radikal, in diesem Geist. Und die Person, die oder der das schreibt und überhaupt schreiben kann, kann nicht nur darüber schreiben, sie oder er muss ihre oder seine Philosophie auch leben. (Kleiner grammatischer Scherz: Ich hoffe, das war jetzt „gendergerecht“ genug für diesen Text.) Das war mir bei der Intensität der Texte sofort klar. Die Einheit von Denken und Handeln ging ganz eindeutig von der Lektüre aus, wurde regelrecht gefordert. Das sprach mich an, war eine Bestätigung eigener Überzeugung: Ein authentisches Leben dessen, was man denkt und will, ist ein wirksames Beitragen zur Veränderung in dieser so schwierigen und komplexen Ära des Übergangs.

Diese Zweiheit von mich ansprechendem Denken und spürbarer Integrität des Schreibenden überzeugte mich: Ich ließ mich auf Denkangebote und Hinweise ein. Sie erreichten mich wohl auch auf der Grundlage meiner gewonnenen Erfahrungen beider Gesellschaftssysteme und auch einer gewissen gewonnenen Reife auf dem Lebensweg. Nicht zuletzt war mein eigenes Denken, geschult durch die Kenntnisnahme vieler verschiedener Ansätze der Weltbeschreibung und durch eigene Überlegungen vorbereitet, auch desillusioniert und aufnahmebereit genug, für neue, starke Impulse.

Neben der Lektüre der Werke wie „Die Anderswelt“ oder „Was die Erde will“ begann ich die auf dem Youtube-Kanal von Jochen Kirchhoff zur Verfügung gestellten Audio-Vorlesungen – sie wurden dankenswerter Weise u. a. von einem Studenten in den 1990ern mitgeschnitten – ebenfalls wahrzunehmen und hatte so manchen intensiven und schönen Abend beim Zuhören und Mitdenken in meinem Dachzimmer hier am Rande der Alpen in Bad Reichenhall, wo ich schon gute 15 Jahre lebe und diesen Text gerade schreibe. Zusammen mit einem Mit-Freund der Philosophie habe ich mich an das Transkribieren der Vorlesungen gemacht. Mittlerweile sind die verfügbaren ca. 50 Vorlesungen nebst einigen Vorträgen nachlesbar und frei verfügbar im Internet. Sie sind eine Fundgrube an Impulsen in Sachen transzendentaler Naturphilosophie. Siehe: youtube-Kanal und vorlesungen.jochenkirchhoff.de.

Einige im Rahmen der Vorlesungen behandelten Themen möchte ich hier stellvertretend nennen: Giordano Bruno und seine Bedeutung als Philosoph der Unendlichkeit, die Triade von Weltgeist, Weltseele und Weltäther, Polarität als Grundprinzip des Lebendigen, Licht und Bewusstsein, eine neue Naturwissenschaft, das Bewusstsein der Pflanzen, Mensch – Sinn-Mitte der Evolution. Ein Ausschnitt, wie gesagt. Ich denke, er spricht für sich. Die Vorlesungen sind mit vielfältigen Quellenangaben und Literaturhinweisen gespickt, das Gesamtangebot hat es in sich und ist ein substanzieller Beitrag eines zeitgenössischen Philosophen zu grundsätzlichen Fragen des Umgangs mit dem menschlichen Potential, mit dem Suchen nach Wahrheit und Wirklichkeit und mit den Fehlentwicklungen unserer, man mag es manchmal kaum noch oder nur zaghaft aussprechen: Zivilisation.

Michael Andrick hat so klar und deutlich, verständlich und nachvollziehbar auch, für die Philosophie eine Lanze gebrochen hat. Das möchte ich hier ebenfalls tun, auch mit dem Hinweis auf diese Vorlesungen als ein Stück Stadtgeschichte, das mehr Berlinern – und Freunden der Philosophie überhaupt – bewusst werden kann und sollte.

Und wenn Berlin nun, ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Stadt und des Landes, schon die Bundesland-Wahlen wiederholen muss, dann möchte man fast ein bisschen spöttisch und augenzwinkernd, vielleicht auch ernst fragen: Warum dann nicht gleich die Philosophie wählen? Der Philosoph Platon ging in seinem Denken davon aus, dass den Philosophen in der Lenkung der Geschicke der Landesverwaltung ein gebührender Platz einzuräumen sei. Michael Andrick hat darauf auf seine Weise wieder hingewiesen – und darauf, dass jeder Mensch seinen ganz eigenen Zugang zur Philosophie finden kann, weil sie ein Lebenselixier und eine Lebensnotwendigkeit ist und bleibt. So erlebe ich das als Freund der Philosophie auch immer wieder. Ein Hoch auf das wirkliche Denken und seine Kraft! Wir brauchen es, wenn wir die „Weltbewusstseinskrise“ bewältigen wollen. Und ich möchte abschließend hinzufügen – in Abwandlung von Friedrich Nietzsches Aussage über Musik: Ohne die Philosophie ist das Leben ein Irrtum . – Man kann ihn auch als sogenannter Laie beheben, und zwar anknüpfend an das eigene genuine Nachdenken, Wahrnehmen und Selbst-Vertrauen.

Giordano Bruno – Arthur Schopenhauer

Am 17.2.2023 jährt sich der Todestag von Giordano Bruno zum 423. Mal. Schaut man auf die Website der Wittenberger Universität Leucorea, an der der Philosoph von 1586 bis 1588 lehrte, dann findet man in der Selbstdarstellung der Lehreinrichtung keinen Hinweis auf Bruno. Man rekuriert auf Luther und Melanchthon.

Eigenartig, wo Bruno doch gerade in deutschen Landen immer wieder hochkarätige Bewunderer und Fürsprecher hatte und zu den wichtigsten Philosophen der Weltgeschichte gehört. Was mag der Grund dafür sein?

Aus Anlass des Gedenkens und in Verehrung für den „Nolaner“ und Dankbarkeit für seine Erkenntniskraft und sein Wirken hier ein Text von Guido del Giudice über Schopenhauers Verhältnis zu Giordano Bruno.

SchopenhauerUndGiordanoBruno

„Der innere Mensch“ : Ronald Steckel und Robert Cibis im Gespräch

Ronald Steckel | NARRATIVE by Robert Cibis #126

Ulrike Kirchhoff: Die anstrengende Pause

https://www.rubikon.news/artikel/die-anstrengende-pause

Lange Nacht der Philosophie in München -17.11.2022

München

Initiative von: https://treffpunkt-philosophie.de/

in Verbindung mit dem Magazin:

Abenteuer Philosophie Magazin

Tobias Regenauer – Global Governance u. Bertrand Russell

https://www.rubikon.news/artikel/der-fehlgeleitete-vordenker

Eine wunderbare Idee von Rubikon, sich bestimmender Persönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte anzunehmen und sie auf ihre nachhaltige Wirkung hin abzuklopfen. Was bleibt von Vordenkern und solchen, die als Vordenker betrachtet werden? Wie können wir einen Maßstab für eine Neubewertung überhaupt sinnvoll entwickeln?

Und: Wenn wir historische Persönlichkeiten so einer Untersuchung unterziehen – wie sieht es mit den bestimmenden Persönlichkeiten der Gegenwart aus? Welche unhinterfragte Prämissen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gehen auf konkrete Persönlichkeiten zurück? Wie gehen wir mit den Prämissen und Persönlichkeiten um?

Welche Maßstäbe können und müssen wir an Führungskräfte der Zukunft anlegen (dürfen), wenn sie sicher und kraftvoll schöpferische Lösungen finden und umsetzen sollen für eine echte Transformation der Gesellschaften?

Diese Betrachtung von Tobias Regenauer ist ein Beitrag zum Verständnis der heutigen Situation und des Ganges von Geschichte überhaupt durch den Einfluss von Einzelpersonen.

Naturphilosophie Wiki

https://wiki.naturalphilosophy.org/index.php?title=Main_Page

David de Hilster als Chefredakteur des Wikis – eine staatliche Sammlung

Uli Fischer „The CoSMoS is here!“

Die Übersetzung des Textes „Es werde Licht!“ (Rubikon, 24.8.2022)

The cosmos is here!

In his anthology of essays “KoSMoS” Jochen Kirchhoff shows ways out of the world consciousness crisis that underlies all political crises.

Text by Uli Fischer, first published on 24th of August in 2022 by rubikon.news

Are we senselessly whirling up from the cosmic night, or do we have the dignity of a meaningful and intended form of existence?“ Jochen Kirchhoff’s philosophical work is linguistically and intellectually demanding, but the examination of its deep content is definitely worthwhile. If we regard the cosmos as a soulless black space – with the earth as the only oasis of life – and our own existence as a chance product of material „self-organization“, then this dark interpretation of the world also encourages political designs that trample on human dignity. The anthology of essays „KoSMoS“ by Jochen Kirchhoff was published by OVALmedia in June 2022. He unfolds a compendium of Kirchhoff’s rich intellectual world, a fascinating and often surprising view of what is. (Teaser written by the editorial department of RUBIKON.news)

The constant escalation of the world consciousness crisis, and only as such can the present be understood in its essence, does not allow the question of a deeper why and where from the problems of mankind to come to rest. Political, social, economic and cultural analyzes alone are not sufficient to find penetrating, sustainable answers that also open up directions for action. Something is obviously going completely wrong and is now finally out of control in human development to date, no matter how much the impression is given that the current situation is „scientifically“ and „technically“, even „politically“ under control and that we are walking on the path of progress.

The more or less openly transhumanistic perspective of all efforts of the power elites and their accomplices in politics and business marks the step towards a complete turning away from the genuinely human and its higher possibilities and goals of consciousness even if these are not anchored in social consciousness or even communicated and striven for in a targeted manner. They were and are the unconsciously resonating background of all emancipatory efforts throughout the ages.

A good half century of intensive philosophical work

For more than half a century Jochen Kirchhoff has been dealing with the question of the causes of the crisis of consciousness in mankind, which, like other sensitive authors, such as Ernst Jünger or Erwin Chargaff, accompanied and drove him in his intensive work as a philosopher with his very own, unmistakable colour.

A large number of essays have been written and published on the path of natural-philosophical research and thinking since the late 1960s. They supplement of his natural-philosophical tetralogy in Drachenverlag, which is a kind of „4 plus 1 compendium“ of fundamental philosophical, metaphysical and scientific discussions, and the impressive monographs on Giordano Bruno, Schelling and Kopernikus, which were published by Rowohlt.

The „KoSMoS“ essays highlight fundamental themes such as consciousness as a primal phenomenon, the integral realization of human beings in their difficult processual nature, the criticism of natural science and the formation of viable alternatives in terms of cosmology and anthropology.

KoSMoS“ – published by OVALmedia

Texts from the years 1993 to 2019 have been included in the volume of essays now published by OVALmedia entitled „KoSMoS“ (1).

There is probably hardly any other well-known thinker of the present time in the German-speaking area perhaps and probably also worldwide who has worked on the topic of the crisis of consciousness of man and humanity in such breadth and intensity with astonishing, enlightening findings, insights and questions, which reach deep into the foundations of modern societies, which were also built by the natural sciences and into the depths of humanity in general.

Ultimately, Jochen Kirchhoff is always concerned with the individual and a reorientation along the lines of „cosmic responsibility“, which takes into account and expresses a fundamentally different attitude towards being in the cosmos.

In the essay „My Thinking“, a text about the basic lines of his thinking, the philosopher writes:

The human-cosmos relationship in its basic constellation: Are we senselessly whirled up out of the cosmic night, or do we have the dignity of a meaningful and intended form of existence? How are we laid out cosmically? When I say ,cosmic‘, I mean primarily spiritual-cosmic, without now negating the physical-sensual. I set the premise that man has the dignity of a spiritual-cosmic existence, even if he disregards it or thinks it is pure fantasy. All great human creativity has its origin here.“

In the medium term, the volume of essays is also to be published in English and other languages, thus enabling and catching up on Jochen Kirchhoff as an important source of inspiration internationally. It combines texts that deal with the quality and deepening of perception of human subjectivity, its integration into the big picture, as well as with the cosmological questions of the origin and real nature of the celestial body and human beings. It is divided into three groups of text:

  • I The living cosmos
  • II Man a cosmic anthropos
  • III Persons

Criticism of the prevailing concept of science

In the texts, weak points of the prevailing physics as a leading science are touched on, the fundamental questions of space and time are asked again in a new and at the same time ancient way. In the essay „Impulses for a lively conception of time“, which touches on the dimension of consciousness, the author writes:

Science, as the systematized search for formal connections, for the abstract deconstruction and reconstruction of the world in the usual understanding, has so far not been able to make the mystery of time understandable. Time escapes this kind of access. The ,fortress of time‘ cannot be conquered from the outside: all the battering rams of the analytical spirit of reductionist science shatter against time like against a steel wall.“

The assertion that the world coordinate time is only ,in the head‘ refutes itself: the head is in space and in time.“

The cosmos as a whole is not subject to a process of becoming that binds all details to an absolute time scale, as might be inferred from the Big Bang fiction. But all cosmic ,systems‘ and forms, all large organisms (celestial bodies) and the living beings on the respective spherical surfaces, insofar as these can be addressed as enabling life, are subject to their own time scales and time rhythms. And even if this cannot be verified with absolute certainty, it can be concluded that these scales and rhythms are ,goal-oriented‘, i.e. teleologically assigned to a point that resembles a large attractor.“

 

The fundamental misdevelopment of the mathematically oriented natural sciences with all its consequences in the attempt to master the technical world are countered by powerful thoughts and pointers for a metaphysically based uniform field conception, which, among other things, derives its outstanding penetrating power of genuine knowledge of the world and of oneself. Quote from the essay „Nuclear power as a challenge“:

In the massive counteraction of the space energy fields of the stars, splitting up into particles occurs again and again, while at a somewhat lower level of intensity the space or radial energies, which are waveless in the original state, are stimulated to a transverse wave movement, which manifests itself, among other things, as light. Thus, almost inevitably, a transition or overlapping zone of no-longer-radiation and not-yet-matter arises, which means that waves are almost particles and particles are almost waves and that one fluctuates and flows into the other.“

The all-living cosmos

The fundamental idea of ​​the all-living, spiritual as well as material cosmos appears again in its full dignity and power and experiences a renaissance with the acceptance and further development of the impulses especially from Giordano Bruno, Friedrich W. Schelling and Helmut Krause with hardly foreseeable consequences for the view of the world and self and the mastering of the challenges of the one way or another necessary restructuring of the always one-sided material-technical existence of mankind on earth.

If the envisaged transhumanism, which is currently trying to be implemented, should dehumanize and also de-spiritualize us and that obviously seems to be the goal then this path of further consolidation of a fundamentally acosmic attitude to life can only be achieved through powerful, on the essential and a lively, pointing and effective philosophy, as presented by Jochen Kirchhoff in the volume of essays, to remedy the situation and defend the human being as the linchpin of the „cosmic drama“.

The human-cosmos relationship

The double thrust of the essays, once on the nature of man, once on the nature of the cosmos, proves to be a major, unavoidable concern if a new level of consciousness is to come within reach in the process of the development of the celestial body and mankind. Quote from the essay „Cosmic anthropos and the redemption of nature“:

What kind of being is man? Where does it come from, what is it created for? We know he can be a beast. As an organic being, he is not ,automatically‘ a higher, cosmic being assigned to the divine. To become so, he must make a consciousness effort of his own kind. The high that the incarnation aims at must be achieved over many incarnations and then also asserted.“

The fact that this is still possible despite all the events of the present, which at the moment still seem to point in a completely different direction, is what the author and essays stand for with admirable clarity and philosophical consistency with unique intellectual strength and effective transformation ability, also and especially through a creative language that confronts the scientific vocabulary and the spirit behind it and masters it convincingly.

The necessary mental and spiritual awakening

We still need a spiritual awakening of hitherto unimaginable intensity if we not only want to stop the unconsciously or half-consciously-consciously targeted destruction of man and earth, but also want to initiate an upward movement of individual and collective consciousness.

For this process, Jochen Kirchhoff, with his texts appearing for the first time in this compilation, offers original and directly relevant natural-philosophical thinking, inspiration for one’s own path of knowledge and one’s own orientation. Another quote from the essay „Cosmic Anthropos and the Redemption of Nature“:

The drama of the deeper anthropogenesis is decided on the ego and in the ego. To put it in formulaic terms: The species that is given with the incarnation must develop upwards into the cosmic I-being, into the actual anthropos that is always intended. Being human is not a fact, but a task of consciousness. Perhaps you can also say ,order‘ for ,task‘.“

Jochen Kirchhoff – a signpost

This orientation towards a spiritual-cosmic self-understanding of man is in a cultural final phase like today, which is characterized by the overwhelming dominance of technical and scientific thinking and the derivation of actions from it keyword „Great Reset“, transhumanism, „Green New Deal“ is basically the only sensible way to stop the serious undesirable developments and to find a way out that introduces a more realistic new beginning for the further development of mankind.

Let us wish this wonderful compilation of texts, which also represents a kind of cross-section of Kirchhoff’s thinking, a grateful and interested reception and fair, productive discussions that lead into deeper philosophical life practice.

In a self-statement, Jochen Kirchhoff once described Friedrich Nietzsche and his work as a loyal, albeit difficult, friend of his path. May Jochen Kirchhoff continue to be a friend of the path of many people through this publication of the „KoSMoS“-Essays in his own always encouraging, inspiring and consistent way.

(1) Jochen Kirchhoff, „KoSMoS“ edited by OVALMedia in 2022 in german language

Ulrike Kirchhoff „Das Geschenk der Schönheit“

https://www.rubikon.news/artikel/das-geschenk-der-schonheit

Ich finde, der Text ist ein Meilenstein: Hier wird Miterleben gewährt, das das geistig-seelische Verwobensein von Mensch und Natur zum Gegenstand hat. Detailreich, genau, liebevoll und eine neue Qualität des Natur und Mensch gemeinsamen „Erlösungsweges“ aufzeigend. Hier ist „Wahrnehmung“ (und ihre sukzessive) Vertiefung offenbar der Schlüssel, der die Tür zum „Märchenland“ öffnen kann. –

Wenn das vielen Menschen gelingt, ist die Welt eine andere und die Vernichtungs- und Reduzierungsmächte haben ausgespielt, weil dann die Brücke gebaut ist, über die die kosmischen Aufräumarbeiten in Gang kommen können. –

Die Fotografien sind von seltener Schönheit und Subtilität und gestatten visuell Ahnungen vom Leben jenseits der materiellen Halbillusion, aus dem sich diese speist. Was kann man als Mensch in Verkörperung mehr an Vermittlung leisten?

Vielleicht deutet Ulrike Kirchhoffs Text (man lese auch den zum Frühling) auf einen Zugang zur deutschen Volksseele, der noch zu selten genutzt wird: Unsere tiefe Naturverbundenheit kann uns ebenso Rettungspfad sein wie unser philosophischer Universalismus (Schelling, Novalis, Krause, Kirchhoff) und unsere großartige Musik und Kunst. Vielleicht ist es dieser Dreiklang aus Naturtiefenwahrnehmung, Kulturpflege und spiritueller Philosophie (in wechselseitiger Durchdringung), der sich weiter zu einem machtvollen Anrufungsklang aufbaut, dem der Kosmos im „rechten Augenblick“ antworten kann, darf und muss.

Wenn die weiblichen und männlichen Stimmen in gemischtem Chor das Hohelied des irdisch-kosmischen Lebens erinnern und „im Satz“ zum Ausdruck bringen, dann wird der Rubikon der Zeitenwende überschritten (sein). Keine Macht der Welt wird das Leben – und seinen Erlösungsdrang – dann noch aufhalten.

Jochen Kirchhoff: Lichtfülle des Lebendigen

https://www.rubikon.news/artikel/lichtfulle-des-lebendigen

Jochen Kirchhoff u. Gwendolin Walter-Kirchhoff: Heraklit vs. Sokrates

Jochen Kirchhoff „Grenzüberschreitung ins kosmische Sein“

Jochen Kirchhoff liest aus Kosmos

Rüdiger Lenz und Ronald Steckel im Gespräch

M-PATHIE – Zu Gast heute: Ronald Steckel – "Es ist ein Wunder, am Leben zu sein" – apolut.net

Patrick Reiser und Jochen Kirchhoff im Gespräch

Jochen Kirchhoff: „KoSMoS“, erschienen bei OVALmedia

Gedanken zum Essay-Sammelband „KOSMOS“ von Jochen Kirchhoff

Der endgültige Text dieser ankündigenden Rezension erschien bei rubikon.news. am 24.8.2022

https://www.rubikon.news/artikel/es-werde-licht

von Uli Fischer

Die beständige Zuspitzung der Weltbewusstseinskrise, und nur als solche kann man die Gegenwart in ihrer Essenz auffassen, lässt die Frage nach einem tieferen Warum und Woher nicht zur Ruhe kommen. Politische, soziale, wirtschaftliche oder kulturelle Analysen allein reichen nicht aus, um durchdringende, tragfähige, auch Handlungsrichtungen eröffnende Antworten zu finden. Etwas läuft offenbar völlig falsch und nun wie endgültig aus dem Ruder in der bisherigen Menschheitsentwicklung, so sehr auch der Eindruck erweckt wird, man hätte es „wissenschaftlich“ und „technisch“, gar „politisch“ unter Kontrolle und wandelte auf dem Fortschrittspfad. Die mehr oder minder offen transhumanistische Perspektive aller Bestrebungen der Machteliten und ihrer Helfershelfer im politischen und wirtschaftlichen Raum kennzeichnet den ungeheuerlichen Schritt in die völlige Abkehr vom genuin Menschlichen und seinen höheren Möglichkeiten und Bewusstseinszielen – wenn diese auch nicht im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert oder gar zielgerichtet kommuniziert und angestrebt werden: Sie waren und sind doch der unbewusst mitschwingende Hintergrund aller emanzipatorischen Bemühungen durch die Zeiten hindurch. –

Jochen Kirchhoff ist seit über einem halben Jahrhundert mit der Frage nach den Ursachen der Bewusstseinskrise der Menschheit beschäftigt, die ihn wie andere feinfühlige, seismografisch befähigte Autoren (erinnert sei stellvertretend an Ernst Jünger und an Erwin Chargaff) begleitet und angetrieben hat in seinem intensiven Wirken als Philosoph ganz eigener, unverwechselbarer Couleur.

Auf dem Wege des naturphilosophischen Forschens und Denkens seit den späten 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis heute sind eine Vielzahl an Essays entstanden und erschienen, die quer und ergänzend zu seiner naturphilosophischen Tetralogie (vollständig erschienen im Drachenverlag als eine Art „4 plus 1-Kompendium“ grundlegender philosophischer, metaphysischer und naturwissenschaftlicher Erörterungen) und den beeindruckenden Monografien zu Giordano Bruno, Schelling und Kopernikus, Schlaglichter werfen auf fundamentale Themen wie die des Bewusstseins als Urphänomen, der integralen Bewusstwerdung des Menschen, der Naturwissenschaftskritik und der Bildung von tragfähigen Alternativen in Sachen Kosmologie und Anthropologie.

Eingang in den dankenswerter Weise von OVALmedia herausgegebenen Essay-Band mit dem Titel „KOSMOS“ fanden Texte der Jahre 1993 bis 2019.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es kaum einen anderen, bekannten Denker der Jetztzeit im deutschsprachigen Raum – vielleicht und vermutlich auch weltweit – gibt, der in derartiger Breite und Intensität das Thema der Bewusstseinskrise des Menschen und der Menschheit bearbeitet hat – mit ganz und gar erstaunlichen, erhellenden Erkenntnissen, Einsichten – und Fragestellungen, die tief in die auch von den Naturwissenschaften mitgebauten Fundamente der modernen Gesellschaften und die Tiefenschichten des Menschseins überhaupt hinabreichen, – letztlich um dem Einzelnen eine Re-Orientierung entlang des Jochen Kirchhoff geprägten Terminus der „Kosmischen Verantwortung“, der einer grundsätzlich anderen Haltung des Menschen zum Sein im Kosmos Rechnung trägt und Ausdruck verleiht, zu ermöglichen. Im Essay „Mein Denken“, einem Text der Grundlinien Kirchhoff’schen Denkens vorstellt und interpretiert, heißt es:

Das Mensch-Kosmos-Verhältnis in seiner Grundkonstellation: Sind wir sinnlos Heraufgewirbelte aus der kosmischen Nacht, oder haben wir die Würde einer sinnvollen und gemeinten Existenzform? Wie sind wir, kosmisch gesehen, angelegt? Wenn ich »kosmisch« sage, meine ich primär geistig-kosmisch, ohne nun das Physisch-Sinnliche zu negieren. Ich setze die Prämisse, dass der Mensch die Würde einer geistig-kosmischen Existenz hat, auch wenn er diese missachtet oder für pure Fantasie hält. Alles große Schöpfertum des Menschen hat hier seinen Ursprung.“


Der Essay-Band, der mittelfristig auch in englischer Sprache und in anderen Sprachen herauskommen soll und somit die Wahrnehmung Jochen Kirchhoffs als wichtigen Impulsgeber auch international ermöglichen und nachholen wird, vereint sowohl Texte, die sich mit der Qualität und Wahrnehmungsvertiefung der menschlichen Subjektivität, ihrem Eingebundensein in das große Ganze als auch mit den kosmologischen Fragen der Herkunft und wirklichen Beschaffenheit von Gestirn(en) und Mensch befassen. Er ist in drei Textgruppen untergliedert:

I Der lebendige Kosmos

II Der Mensch – ein kosmischer Anthropos

III Personen

In den Texten werden Schwachstellen der herrschenden Physik als Leitwissenschaft berührt, die grundlegenden Fragen des Raumes und der Zeit noch einmal neu (in zugleich uralter Weise) gestellt. Im Essay „Impulse für eine lebendige Zeitvorstellung“, der die Bewusstseinsdimension mitberührt, heißt es:

Wissenschaft, als die systematisierte Suche nach formalen Zusammenhängen, nach der abstrakten Dekonstruktion und Rekonstruktion der Welt im üblichen Verständnis, ist bislang nicht in der Lage gewesen, das Mysterium der Zeit verständlich zu machen. Die Zeit entschlüpft dieser Art Zugriff. Von außen lässt sich die »Festung der Zeit« nicht einnehmen: Alle Rammböcke des analytischen Geistes der reduktionistischen Wissenschaft zerschellen an der Zeit wie an einer Stahlwand. (…)“

Die Behauptung, die Weltkoordinate Zeit sei nur „im Kopf “, widerlegt sich selbst: Der Kopf ist im Raum und in der Zeit. (…)“

Der Kosmos als Ganzes unterliegt keinem Werdeprozess, der alle Einzelheiten an eine absolute Zeitskala bindet, wie aus der Urknallfiktion abzuleiten wäre. Aber alle kosmischen »Systeme«“ und Gestalten, alle großen Organismen (Gestirne) sowie die Lebewesen auf den jeweiligen Kugeloberflächen, sofern diese als Leben-ermöglichend anzusprechen sind, sind eigenen Zeitskalen und Zeitrhythmen unterworfen. Und auch wenn sich dies nicht mit letzter Sicherheit verifizieren lässt, kann doch geschlossen werden, dass diese Skalen und Rhythmen »zielorientiert“ sind, also teleologisch einem Punkt zugeordnet, der einem großen Attraktor gleicht.

Der grundsätzlic
hen Fehlentwicklung der mathematisch orientierten Naturwissenschaften mit all ihren Konsequenzen im Versuch der technischen Weltbewältigung werden kraftvolle Gedanken und Fingerzeige für eine metaphysisch begründete einheitliche Feldvorstellung entgegengesetzt, die u. a. aus der Vereinigung der Ur-Phänomene Licht und Gravitation mit der göttlichen Urquelle des Lebens ihre überragende Durchschlagskraft echter Welt- und Selbsterkenntnis bezieht. Zitat aus dem Essay „Kernkraft als Herausforderung“:

Im wuchtigen Gegeneinanderwirken der Raumenergiefelder der Gestirne kommt es immer wieder zu Aufsplitterungen in Teilchen, während bei einem etwas geringeren Intensitätsgrad die im Urzustand wellenlosen Raum- oder Radialenergien zu einer transversalen Wellenbewegung angeregt werden, die sich u.a. als Licht manifestiert. So entsteht, fast zwangsläufig, eine Übergangs- oder Überlappungszone von Nicht-mehr-Strahlung und Noch-nicht-Materie, die dazu führt, dass Wellen fast Teilchen und Teilchen fast Wellen sind und dass das Eine fluktuierend und fließend in das Andere übergeht.“

Der fundamentale Gedanke des all-lebendigen, geistig-seelischen wie materiell erscheinenden Kosmos tritt wieder in seine volle Würde und Kraft und erfährt über die Aufnahme und Weiterentwicklung der Impulse besonders von Giordano Bruno, Friedrich W. J. Schelling und Helmut Krause eine Renaissance mit kaum absehbaren Folgen für den Blick auf Welt und Selbst und die Bewältigung der Herausforderungen des so oder so notwendigen Umbaus des immer einseitiger materiell-technischen Daseins der Menschheit auf der Erde.

Wenn uns der anvisierte und sich im Versuch seiner Realisierung befindliche Transhumanismus entmenschlichen und auch ent-geistigen soll – und das scheint ja offenkundig das Ziel zu sein – , dann kann dieser Weg der weiteren Verfestigung einer grundsätzlich akosmischen Lebenseinstellung nur durch kraftvolle, auf das Wesentliche und Lebendige hinweisende und hinwirkende Philosophie, wie sie im Essay-Band vorgetragen wird, Abhilfe schaffen und den Menschen als Dreh- und Angelpunkt des „kosmischen Dramas“ verteidigen.

Die doppelte Stoßrichtung der Essays, einmal zum Wesen des Menschen, einmal zum Wesen des äußeren (wie inneren) Kosmos hin, erweist sich als ein großes, unumgängliches Anliegen, wenn eine neue Bewusstseinsstufe im Prozess der Entwicklung von Gestirn und Menschheit in Reichweite kommen soll. Zitat aus dem Essay „Kosmischer Anthropos und Erlösung der Natur“:

Was für ein Wesen ist der Mensch? Woher kommt er, woraufhin ist er angelegt? Dass er eine Bestie sein kann, wissen wir. Als organisches Wesen ist er nicht »automatisch« ein höheres, kosmisches, dem Göttlichen zugeordnetes Wesen. Dies zu werden, muss er eine Bewusstseinsanstrengung eigener Art aufbringen. Das Hohe, auf das die Menschwerdung zielt, muss in einem langen Weg über viele Inkarnationen errungen und dann auch behauptet werden.“

Dass dies allen Ereignissen der Gegenwart zum Trotz, die noch in eine gänzlich andere Richtung zu weisen scheinen, immer noch möglich ist, dafür stehen Autor und Essays in bewunderungswürdiger Klarheit und philosophischer Konsequenz mit einmaliger geistiger Kraft und wirksamem Transformationsvermögen, auch und gerade durch eine schöpferische Sprache, die sich der Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlichen Vokabularium (und dem dahinterstehenden Geist) stellt und diese grundsätzlich bewältigt.

Wir brauchen weiterhin einen geistigen Aufbruch von bisher nicht vorstellbarer Intensität, wenn die unbewusst oder halbbewusst-bewusst anvisierte Zerstörung von Mensch und Erde nicht nur aufgehalten, sondern auch von einer Aufwärtsbewegung des individuellen und letztlich auch des kollektiven Bewusstseins abgelöst werden soll.

Jochen Kirchhoff liefert für diesen Prozess mit seinem Gesamtwerk – und eben auch mit diesen in dieser Zusammenstellung erstmalig erscheinenden Texten – Angebote echten naturphilosophischen Denkens, Inspiration für den je eigenen Erkenntnisweg – und Orientierung. Nochmals ein Zitat aus dem Essay „Kosmischer Anthropos und Erlösung der Natur“:

Am Ich und im Ich entscheidet sich das Drama der tieferen Menschwerdung. Um es formelhaft zu sagen: Das Gattungswesen, das mit der Inkarnation gegeben ist, muss sich zum kosmischen Ich-Wesen emporentwickeln, zum eigentlichen und immer gemeinten Anthropos. Menschsein ist keine Gegebenheit, sondern eine Bewusstseinsaufgabe.Vielleicht lässt sich für »Aufgabe« auch »Auftrag« sagen.“

Diese Orientierung auf ein geistig-kosmisches Selbstverständnis des Menschen ist gerade in einer kulturellen Endphase wie den heutigen Tagen, die von der erdrückenden Dominanz technisch-naturwissenschaftlichen Denkens und aus ihr erfolgender Handlungsableitung – Stichwort „Great Reset“, Transhumanismus, „Green New Deal“ – gekennzeichnet ist, im Grunde die einzig sinnvolle Möglichkeit, die gravierenden Fehlentwicklungen zu stoppen und einen Ausweg zu finden, der einen wirklichkeitsnäheren Neuanfang für die weitere Menschheitsentwicklung einleitet.

Wünschen wir dieser wunderbaren Zusammenstellung von Texten, die auch eine Art Querschnitt Kirchhoff’schen Denkens darstellt, dankbare und interessierte Aufnahme – und faire, produktive Diskussionen, die in vertiefte philosophische Lebenspraxis hineinführen.

In einer Selbstaussage bezeichnete Jochen Kirchhoff Friedrich Nietzsche mit seinem Werk einmal als einen treuen, wenn auch schwierigen Freund seines Weges. Möge Jochen Kirchhoff über diese Publikation der KOSMOS-Essays weiterhin ein Freund des Weges vieler Menschen werden – in der ihm eigenen stets aufmunternden, inspirierenden und konsequenten Art und Weise.

Dirk C. Fleck im Gespräch

Viele interessante Aspekte der Selbstwahrnehmung, des Umgangs mit den eigenen Energien und Kraftreserven – und eine deutlich artikulierter Abstand zur normopathischen Zivilisation, der wir noch unterworfen sind – ohne uns ihr zu unterwerfen: ganz im Gegenteil – im Interview mit Dirk C. Fleck kommen Aspekte des „Subjektiven Auswegs“ in sprachlich gediegener Form zum Ausdruck; u.a. wird auch dem Nachdenken über das Sterben und „Freund Hein“ in schöner, gebührender Form Raum gegeben.

Bestimmte geäußerte Vorstellung einer „Entindividualisierung“ beim Wiedereintauchen in das Meer der Energie kann und muss man natürlich zurückweisen; schon der Gedanke der Reinkarnation verunmöglicht eine vollkommen unpersönliche Identität. (die im Beitrag angenommen wird).

Jochen Kirchhoff im Gespräch mit V. Fischer, R. Füllmich und W. Wodarg

https://odysee.com/@Corona-Ausschuss:3/s111de:b

 

 

A. Unzicker und D. Pohlmann im Gespräch über moderne Physik

Im Gespräch: Alexander Unzicker ("Einsteins Alptraum") – apolut.net

Das Gespräch ist aus meiner Sicht eine Art „warm up“ für das Gesamthema der moderen Physik und ihrer Grundlagenkritik. Nachfolgend mein Kommentar bei Apolut, den ich für lesenswert halte:

„27.6.2022/5782

Lieber Herr Pohlmann,
danke für das Aufgreifen der „Physikalischen Thematik“. In der Tat gibt es zwei deutsche Philosophen, die das Thema, so wie von Alexander Unzicker gewünscht und sachgerecht gefordert, intensiv bearbeitet haben. Ihre Arbeit ist allerdings, wen wundert es, bisher nicht entsprechend wahrgenommen und gewürdigt worden: Helmut Krause und Jochen Kirchhoff. Beide haben, Kirchhoff auf Krause, Schelling und Giordano Bruno aufbauend, einen Vorschlag gemacht, der sehr weitgehend ist und den ich für sehr tragfähig halte: Die Radialfeldvorstellung. (Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit dem Thema und habe einen Blog dazu angelegt.) – Eine Art metaphysisch begründete einheitliche Feldvorstellung.
Wen das interessiert, der kann gern „Der Baustoff der Welt“ (H. Krause) lesen, gibt es online als PDF zum freien Download oder/und Kirchhoffs „Räume, Dimensionen, Weltmodelle“. Auch der youtube-Kanal von Jochen Kirchhoff ist in dieser wie in vieler anderer Ansicht sehr ergiebig, z. B. das Video „Die Ursache der Gravitation“.
Rüdiger Lenz hatte Jochen Kirchhoff schon zu zwei intensiven Interviews bei Apolut, zu anderen Themen.
Herr Pohlmann, gerade unter der Maßgabe ihres Gedankens, ob nicht eine andere, weitergehende Physik sozusagen auch die ethischen Fragen mitlösen würde, ein sehr wichtiger Gedanke, kann man Krause und Kirchhoff nur empfehlen, denn obwohl beide auch exellente Kenner wissenschaftlicher Theoriebildung sind und der Physik-Behauptungen (Urknall, absolute Lichtgeschwindigkeit, Masse-Begriff u.u.u.), geht es ihnen im Letzten um Menschheitsfragen, die gerade in unseren Tagen nach einer Lösung schreien.
Physik und Psychik – um das mal so zu formulieren – gehören zusammen. So wie wir die Welt und uns selbst betrachten, so ver- oder erkennen wir sie und so gestalten oder missstalten wir auch. Wir brauchen eine generelle Kehrtwende, wissenschaftlich, philosophisch und politisch. Und ohne eine Grundlagenkritik des naturwiss. Komplexes, der letztlich aus der Methodik und Sichtweise der modernen Physik hervorgegangen ist, haben wir keine Chance, essentielle Schritte zu machen, die den Wahnsinn der Moderne beenden und der Welt eine echte Perspektive eröffnen.
Die Physik, die wieder zu den echten (nicht den laborativ erzwungenen) Phänomenen zurückkehrt und sie auch wirklich denkerisch bewältigt, ist ein Mitschlüssel für einen Epochenwandel. Alexander Unzicker hat vollkommen Recht: Dafür braucht man in erster Linie Zeit und tiefes Nachdenken, gern im Anschluss an die vorsokratische Philosophie, die noch Ganzheitsfragen gestellt hat. Im Übrigen bleibt A. Unzickers Beitrag zur Analyse der Gegenwarts-Physik unbestritten, ganz egal wie er sich zu anderen Themen geäußert hat.
Ich würde mich freuen, Herr Pohlmann, wenn sie am Thema dranbleiben – da ist wirklich jede Menge „drin“. Herzliche Grüße und bei der Gelegenheit vielen Dank für ihre vielfältigen Anstrengungen in Sachen Wahrheitsfindung (wikihausen u.u.u.). Und auch Dank an Rüdiger Lenz für seine Texte, und auch für seine wunderbaren Interviews – u.a. mit Jochen Kirchhoff. -„

Giorgio Agamben: Das Recht auf Widerstand

Giorgio Agamben hat sich im Rubikon auf durchdringende Weise zum Recht auf Widerstand in einer Situation des „permanenten Ausnahmezustandes“ geäußert.

https://www.rubikon.news/artikel/das-recht-auf-widerstand-2

Fragen, die sich mir stellen:

Wenn Herrschaft dem Gemeinwohl dienen soll(te) oder die jeweilige Herrschaftsform dies für sich – gerechtfertigt oder ungerechtfertigt – in Anspruch nimmt, dann darf die Frage in einem tieferen Sinne erörtert werden, was denn „Gemeinwohl“ überhaupt darstellt und ob ein „relatives“ Gemeinwohl oder irgendeine eingeschränkte Form von Gemeinwohl hier den „Staatsprozess“ (in seiner langen Anlauf nehmenden Zerstörungspotenz, gesteuert durch die Eliten und die Machtfaktoren des digital-militärisch-finanzindustriellen Komplexes ) hier auf Dauer überhaupt geschützt respektive vertreten sein kann? Dazu ist eine Verankerung dieser Vorstellung in einem umfassenden philosophischen Ansatz nötig, der letztlich den „Plan der Schöpfung“ vertritt und ausrollt, denn nur aus der umfassenden Intelligenz dieser Instanz sind Ableitungen sinnvoll und wirkmächtig.

Gemeinwohl – lässt sich das umfassen definieren?

Was geschieht denn durch die Widerständigkeit, die sich ja zunächst gegen ein sich errichtendes Regime richtet auf Dauer, wenn nicht ein positives, lebbares Angebot für den Einzelnen besteht? Wir brauchen eine echte Perspektive, wenn man so will auch eine, die miteinander wirklich und essentiell geteilt werden kann – sonst ist nach allem Widerstand die Frage nach einem tragfähigen „Wohin“ weiterhin virulent und führt zu den Divergenzen, die auch jetzt im „Widerstand“ beobachtbar waren. –

Zitat Agamben: „Die Hypothese, die ich Ihnen heute unterbreiten möchte, lautet, dass diese Herangehensweise an die Problematik des Widerstands am Wesentlichen vorbeigeht, nämlich an einer radikalen Veränderung, die das Wesen des modernen Staates — das heißt des postnapoleonischen Staates — selbst betrifft. Von Widerstand kann nur gesprochen werden, wenn zuvor über diese Transformation nachgedacht wurde.“

Das möchte ich grundsätzlich bejahen und bekräftigen. Ohne diese Perspektive (und ihre richtige Verankerung in einer durchdrungenen und verständlich gemachten Seinsbestimmung) gibt es keine Möglichkeit, zu essentiellen und nachhaltig tragenden Veränderungen zu kommen; wir wissen aus den naturphilosophischen Überlegungen von Helmut Krause und Jochen Kirchhoff, dass dies allein nicht reichen kann; es bedarf noch eines „außergewöhnlichen Momentes“ im Weltganzen, dass den Ring der machtförmigen Macht durchbricht und den Ring der schöpferischen Macht der Menschheit an die Hand gibt.

Geht es auch eine Nummer kleiner? Nein. Die Situation verdeutlicht den globalen Charakter von Frage und Antwort in Sachen Transformation und echter Entwicklung (wie sie in falscher Weise durch den „Great Reset“ manifest geworden sind).

 

Lisa Eckhart im SRF-Interview

Ein bemerkenswerter, sympathischer Auftritt von Lisa Eckhart voll von Esprit, mitfühlendem und scharf analysierendem Geist in Bezug auf Kultur und Unkultur unserer Tage, der eine neue Form distanzierter Souveränität ins Spiel bringt, die einem bewusst machen kann, wie wichtig Gestalt(und Standes-)bewusstsein, Etikette, unabhängiges Denken, aufgeräumter Traditionalismus und selbstbewusstes Beharren auf Selbstverständlichkeiten der bürgerlichen Attitüde sind für einen unverstellten Blick auf das „Elend der Gesellschaft“.

Man muss dieses sehr schön geführte Gespräch – in dem auch Yves Bossart – eine gute, weil letztlich mitspielende  – Rolle spielt, die Lisa Eckhart sinnvoll herausfordert – wie auch sie ihn herausfordert. Sie zelebriert das Vergnügen an der gepflegten Debatte, am Ausreizen der rhetorischen Möglichkeiten wie am kontraintuitiven Argument: ohne sich (in Selbstdarstellungen) zu verlieren.

Ich bin gespannt, ob bei einer Gelegenheit ein Gespräch zwischen ihr und Gunnar Kaiser zustande kommt; hier äußert sich doch deutlich eine Elite des Geistes und der echten Philantropie, der man gern den roten Teppich ausrollt: „Willkommen in der anbrechenden Zeit einer neuen Weltherrschaft“. (Lisa Eckhart spielt gern mit diesem „Narrativ“).

Gunnar Kaiser auf einem Gipfel von Wahrnehmung und Erkenntnis

Gunnar Kaiser? Wird immer noch besser, tiefgründiger, menschlicher… Ein sehr schöner Beitrag von ihm zu eigenen bewusstseinserweiternden Erfahrungen, die ahnen lassen, wie eine Transformation auf Erden im Einzelnen wie in Vielen vonstatten gehen kann:

  • Einerseits im konkreten Erleben weltseelischer „Verbundenheit“, in der Weitung des eigenen Bewusstseins weit über das „Ich“ hinaus und das Verständnis für grundlegende Zusammenhänge im direkten Erkennen
  • Andererseits in der Integration dieser Erfahrung in das leiblich-biologische Dasein der – hoffentlich – mehr und mehr integrierten Persönlichkeit

So entsteht ein mehr und mehr bewusstes Pendeln zwischen diesen Polen, und das Erleben des Wirklich(er)en durchlichtet das irdische Dasein bis in die konkrete Handlung, bis in die Tiefentransformation einer ganzen Gesellschaft hinein, die eben neben der klaren Analyse und sinnvollen Zielorientierung auch die gelebte, lebendige Erfahrung des Einzelnen zur Grundlage hat.

 

Jochen Kirchhoff – Vorwort zum Essayband „Kosmos“

https://www.rubikon.news/artikel/hinter-dem-vorhang

Jannik Beckers „Das Konzept der Philosophenherrschaft“ und die Sinnfrage des Lebens

Ein schöner gebündelter Kurz-Vortrag

Ulrike Kirchhoff – Das Rätsel der Erneuerung

https://www.rubikon.news/artikel/das-ratsel-der-erneuerung

Eigensinn – Ein Film von Victoria Knobloch

Die Wiederbeseelung der Welt – Teil2

https://www.rubikon.news/artikel/die-wiederbeseelung-der-welt-2

Teil 2 des „Klartext“-Essays von Jochen Kirchhoff

Hauke Ritz: Das neue alte Europa

Bitte den Link verwenden und dann auf dem Portal von OvalMedia den Beitrag suchen: Das neue alte Europa

Content

Gunnar Kaiser und Johannes Niederhauser zur Technikfrage (bei Heidegger)

Ein interessantes Gespräch zur Technikfrage; da kommen weitergehende Frage auf, etwa:

  • Wie sähe eine lebensgemäße Technik aus?
  • Was ist Technik ihrem Wesen nach?
  • Wie werden wir mit der Technik umgehen (müssen), wenn wir so etwas wie eine Grundharmonisierung auf der Erde erleben wollen?

Johannes Niederhauser u.a.   https://www.halkyonguild.org/members

Wätzold Plaum – Physiker – zum Thema „Wissen und Glauben“

Wätzold Plaum war auch bei fairtalk zugegen zum Thema „Klimawandel“(-Behauptungen) und hat sich sehr konstruktiv-kritisch eingebracht, durchaus entlang „konventioneller Physik“. –

Ein Physiker, der sich zu grundsätzlich zu philosophischen Fragen äußert und eine klassische Musikausbildung (Klavier) durchlaufen hat. –

Er unterstellt, dass jeder Mensch in irgendeiner Weise „einem Glauben“ anhängt (i.S. von Annahmen) – eine wichtige Voraussetzung für tiefere Wissenschaftskritik.

Der Kanal von W.P. ist auch sonst interessant. – Das geht bis in „geschichtsphilosophische Überlegungen“ hinein, die „Berechtigung“ und „Schuld“ jedes geschichtlichen Ereignisses behaupten – eine wichtige Überlegung, wenn man sich nicht von vornherein in ideologische Betrachtungen verstricken will. (siehe Video 2) . Ein nachwievor hervorragendes Beispiel für diese Art des Denkens findet sich in „Nietzsche, Hitler und die Deutschen“ (Jochen Kirchhoff) vor, in dem dort die Frage nach dem – natürlich pervertierten – Grundpotential der deutschen Situation von 1933-45 zugelassen, philosophisch-tiefenpsychologisch gestellt und auch grundsätzlich befriedigend beantwortet wird.

https://www.researchgate.net/publication/41505991_Physik_verhalt_sich_zu_Ingenieurwissenschaften_wie_Psychologische_Grundlagenforschung_zu_Psychoklempnerei_Eine_interdisziplinare_Replik_und_weiterfuhrende_Fragen_zur_gegenwartigen_Psychologie

Was ist der Mensch – Kaiser und Lenz im Gespräch

Kaiser & Lenz – Was ist der Mensch? – apolut.net

G. Agamben – ein wirklicher Philosoph und Hüter des Menschen

Wie auch die Philosophen Kirchhoff und Kaiser und Burchardt durchaus als Hüter von Mensch, Kultur und Menschheit bezeichnet werden dürfen, gleichwohl sie selbst das nicht tun werden, ist auch Giorgio Agamben ein echter politischer Philosoph. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Zielgenauigkeit seiner Gedanken und von seiner Fähigkeit, sich auf Wesentliches zu beschränken, es auf den Punkt zu bringen. Sein nachstehender Text beschreibt den Prozess, den wir miterleben. In und nach der Auseinandersetzung um die „Ausnahmesituation“ erfolgt mit der Scheidung der Parteien die völlig natürliche Konzentration der Kräfte auf die „Gemeinschaft der Ausgegrenzten und Nichteinverstandenen“. Das ist unumgänglich, notwendig: eine Bündelung von Kraft für gegenseitige Bestärkung und schöpferische Neu-Ordnung ganz anderer coleur. –

Eine Gemeinschaft in der Gesellschaft

von Giorgio Agamben

Italien, als politisches Laboratorium des Westens, in dem im Voraus in ihren extremsten Formen die Strategien der herrschenden Kräfte ausgearbeitet werden, ist heute ein Land im menschlichen und politischen Zusammenbruch, in dem eine Gewaltherrschaft ohne Skrupel und zu allem entschlossen sich mit einer Masse in den Fängen eines pseudoreligiösen Terrors verbunden hat, die bereit ist, nicht nur das zu opfern, was sich einst von der Verfassung garantierte Freiheiten nannte, sondern selbst jede Wärme in den menschlichen Beziehungen.

Zu glauben, dass der „Grüne Pass“ die Rückkehr zur Normalität bedeuten würde, ist wirklich einfältig. So wie uns schon eine dritte Impfung aufgezwungen wird, so werden weitere Ausnahmesituationen und rote Zonen ausgerufen werden, so lange wie es die Regierung und die Kräfte, dessen Ausdruck sie ist, es als sinnvoll ansehen. Und es werden vor allem jene die Kosten dafür tragen, die sich unvorsichtigerweise untergeordnet haben.

Unter diesen Bedingungen, ohne auf irgendein Instrument des unmittelbaren Widerstands zu verzichten, müssen die Dissidenten darüber nachdenken, so etwas wie eine Gesellschaft in der Gesellschaft zu bilden, eine Gemeinschaft der Freunde und sich Nahestehenden innerhalb der Gesellschaft der Feindseligkeit und der Distanz. Die Formen dieser neuen Klandestinität, die sich möglichst von den Institutionen selbständig machen wird müssen, müssen jeweils angepasst und ausprobiert werden. Nur diese werden ein menschliches Überleben in einer Welt garantieren können, die für eine mehr oder weniger bewusste Selbstzerstörung gestimmt hat.

(Übersetzt von Wilhelm Langthaler)

Giorgio Agamben,Giorgio Agamben, geboren 1942 in Rom. Philosoph, Publizist.

Philosophie und Corona-Kritik

Gunnar Kaiser im Gespräch mit Prof. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann

Ein interessantes Gespräch, vielschichtig und anregend zu kritischen Gedanken von Kraft und Wirkungskreis der Philosophie überhaupt.

Ausgangspunkt sind Gedanken von Carl Schmitt und Giorgio Agamben zur Funktion des Ausnahmezustandes im politischen Raum.

Ist die eingetretene Situation (Stand Herbst 2021) eine „kommissarische“ Diktatur (ein Begriff aus dem Denken von Carl Schmitt)? Wenn die Definition dieser mit einer Rückkehr zum vorherigen Zustand verknüpft ist, dann ist im Moment sehr wahrscheinlich: ein Zurück zum „Vorher“ kann und wird es nicht mehr geben. Dieser Einschnitt wird entweder noch tiefer ausgeführt oder aber es gäbe/gibt im „Nachher“ eine unvermeidliche Voll-Aufklärung (die ja ganz an alle vorhandenen Gesellschafts-Strukturen gehen müsste), die mit einer grundsätzlichen Absicherung vor Wiederholung von Diktaturisierungsversuchen einhergehen müsste. Da das eben, wie wir nochmal leidvoll auch an/in uns selbst erfahren, keine rein äußerliche Absicherung sein könnte, sondern mit einem Bewusstseinswandel des Einzelnen einhergehen müsste, kann nur von einer „souveränen“ Diktatur die Rede sein. Und da die die jetzige Krise eigentlich Diktierenden nicht unmittelbar erkennbar sind und quer zu den sichtbaren Machtstrukturen agieren, oder mittels derer und nicht unmittelbar durch sie, können wir vielleicht von einer hyper(cyber)- oder transsouveränen Diktatur sprechen, die eine bisher nicht für möglich gehaltene, unglaubliche Flexibilität aufweist: vom schwedischen Weg bis zum chinesisch-australischen. Wir wissen, dass den „Machthungrigen“ als Zweit-Thema noch die Klimawandel-Debatte zur Verfügung steht, die mit der durch sie dann legitimierten voraussichtlichen Rechteeinschränkung die Rechtevernichtung „komplimentieren“ könnte … danke für dieses sehr interessante Gespräch. –

Wichtige Gedanken zur Einschränkung des Unmittelbar-Rechtes des Menschen durch staatlich anerkannte oder ausgelöste Rechte, die offenbar nur eine Art Surrogat darstellen, eine Art Ruhigstellungsmittel. Rolle, Funktion und Perspektive des Prinzips „Staat“ in der jetzigen Form müssen und können hinterfragt werden. Dass die föderale Struktur de facto für entscheidende Momente aufgehoben worden ist, erfährt seine Entsprechung in den vielfältigen Überformungsversuchen der EU, d.h. Verantwortungsmacht wird immer weiter vom eigentlichen Schauplatz des Geschehens angesiedelt. Und das bedeutet, dass an entscheidender „Macht“ immer weniger Individuen beteiligt sein sollen. Man könnte in dieser Logik fragen: wo ist der (absolute) Sitz der Macht, die Letzmacht zugange? Die jetzige Entwicklung erscheint vom System her gesehen „unvermeidlich“ und spiegelt auch einen grundsätzlich unverstandenen Komplex: den der Macht-Richtung. Es gibt die eine Richtung der sukzessiven Verschärfung von repressiver Macht (über Zeiträume und in Wellen), die auf den Untertanen-Geist setzt und ihn fördert und fordert, und es gibt auch die Richtung der „guten Macht“ (auf Erden bisher nur in kurzen Momenten erfahrbar), die bei aller Ordnungsfähigkeit und -hoheit letztlich auf den hinreichenden Willen zum Guten des Einzelnen setzt, auf seine allmählich erworbene Fähigkeit zur selbstbestimmten Selbststeuerung.

„Schlimme neue Welt“ – Kerstin Chavent

https://www.rubikon.news/artikel/schlimme-neue-welt

Ein beeindruckender und aufrüttelnder Text von Kerstin Chavent

UF Erinnerungsübung Eins

(Die Musik enstand parallel zum Text, eine Art Liednotiz)

Ich erinnere mich. – Jetzt. – Hier. – Wann sonst ? – Wo sonst ? – Wer sonst sollte es ? – Woran nur ? – Und: Wie ? Ich meine: Wie geht das „vonstatten“, das Sich-erinnern?

Ich erinnere mich. Ich erinnere wen woran ? Ich erinnere mich an mich selbst, und an das, was ich erinnere. Ich muss bei dem, was erinnert wird, dabeigewesen sein. Ich erinnere mich an diesen Augenblick, in dem ich mich erinnere, dass ich mich an diesen Augenblick erinnere. – Vorbei. Der Augenblick ist vorbei. Wie, vorbei? Was heißt das, vorbei? Ich bleibe doch. Wer ist Ich?

Oder gehe ich wie durch Räume von Augenblicken, von Raum zu Raum ? Hat das je begonnen ? Wird das je enden ? Wenn es Räume in einem großen Palast sind – sind sie alle schon da, wenn ich den Palast (sagen wir des Menschwerdens) betrete ? Wie groß ist der Palast ? Was geschieht, wenn ich alle seine Räume (durch)erinnert haben werde ? Kommt dann ein Palast, in dem der Palast, dem ich entsteige, nur ein Raum ist ? Ist der Palast nicht eher nur eine bescheidene Behausung ?

Wenn ich in diesem jetzigen Augenblicksraum mich anderer Augenblicke erinnere, ihre Räume innerlich betrete, ohne den Körper „mitzunehmen“, mitnehmen zu können, – es gibt tatsächlich Berichte von Menschen, denen das „irgendwie“ gelungen sein soll bzw. denen eine zumindest nicht genau zu bestimmende Art Bilokation in Erinnerung geblieben ist, – gehe ich dann „die Räume zurück“ bis zu jenem gerade erinnerten Raum oder „vor“ bis zum in der Zukunft noch (zu er)wartenden Augenblick ? Sind die „Augenblicksräume“ auf irgendeine ungeahnte Art miteinander verbunden ? Wie kommt ihr Nacheinander – und worin, in welcher Zeit – zustande ?

An wen erinnert mich diese Art von Betrachtung ? – Ich erinnere diese Art von Betrachtung, mache sie mir zueigen, zunutze, so gut ich kann.

Ich sehe aus dem Fenster auf die Bäume vor dem Haus, auf mächtige Kastanien, gerade jetzt. – Nein, ich sitze vor meinem Schreibgerät. Und doch ist dieser Blick aus Kindertagen auf die mächtigen Kastanien vor dem Haus, den ich gerade memoriere, gleichzeitig präsent: in welchem Raum nur ? Ich sehe ihn jetzt, obwohl er doch vergangen zu sein schien – bis ich ihn eben erinnerte. Was geschieht (mir) da? Ist die Erinnerung wirklich ? Ist das wirklich eine Erinnerung? Was ist Erinnerung? Ist das jetzt, der Blick aus dem Fenster in Kindertagen, nur eine bessere Halluzination? Eine Fata morgana infantilis? Was ist das für ein Sehen, das ich da sehe, während ich „die Umwelt“ um mich herum sehe, der „äußere Blick“ „eingeschaltet“ bleibt ? Die Erinnerung an die Kastanien ist jedenfalls hartnäckig – sie bleibt mir erhalten. Ich sehe mit meinem Sehen, ohne mich selbst zu sehen. Ich sehe. Und ich sehe mich auch sehen. Jetztdamals. Damalsjetzt. Jetzt.

Ich versetze diesen meinen „zweiten“ Blick in die Augenblicksräume „vor mir“: Sie steht vor einem einberufenen National-Tribunal. Irgendwie klein, verformt-verschroben, verkniffen-arrogant. Sie hört nur halb hin bei der nun seit Tagen verlesenen Anklageschrift. Möder, Splien, Posten und Sühler sind aus ihren Besserungszellen „zugeschaltet“. Sie hat sich nichts vorzuwerfen, lässt sie verlautbaren. Sie habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Der dem Tribunal Vorsitzende führt deutlich vernehmbar in kurzen Worten aus, dass diese Art der Herangehensweise hier und nun ausgedient habe. Sie würde sich konfrontieren lassen müssen mit dem unermesslichen Leid ihrer Opfer, auch mit dem verdrängten Leiden derer, die sich nicht für Opfer hielten. Bisher.

Niemand triumphiert im Saal. Die Anwesenden sind ruhig und bleiben aufmerksam in einer Stille präsent. Die vorgetragenen Dinge und „Sachverhalte“ sprechen für sich. Sie bedürfen keiner „rechtlichen Einordnung“. Wer seine Mitmenschen monatelang drangsaliert mit Wahngebilden, seien sie erfunden oder erzeugt, tatsächlich geglaubt oder verlogen aufrechterhalten, wer auf jeglichen korrigierenden Hinweis lediglich mit der „taktischen“ Durchsetzung einer intransparenten Agenda reagiert, der bedarf keiner Verteidigung, der hat sich bereits selbst seines Urteils über sich selbst erinnert. Das Wort „Verteidigung“ hat hier wohl fast jegliche Bedeutung verloren – und hätte hier keinen Sinn. Jeder weiß das im Saal. Und sie selbst weiß es auch. Die „Zugeschalteten“ ohnehin – Schicksalsgefährt*Innen … (Soviel old „correctness“ gestehen wir gern zu.)

Ich erinnere mich: Wir hatten damals, in den Tribunal-Momenten, als Volk die einmalige Möglichkeit, alles, nicht nur das offensichtlich Verbrecherische sondern auch das strukturell Verbrechende, ans Licht zu bringen. Sicher, es war schmerzhaft, es war eine Erzählung unserer eigenen Naivitäten, Bequemlichkeiten, Egoismen, Dummheiten, unser falschen Orientierungen und Ahnungslosigkeiten, unserer Mitverantwortung; nicht nur, das ist klar: Aber doch auch und in erster Linie – und wir konnten es annehmen und uns sagen, dass wir daraus lernen wollen, für die Gegenwart. Für das Jetzt. Für uns und für alles.

Wir erinnerten uns in den guten Momenten gemeinsam an den Traum, den die Besten unseres Volkes – aller Völker – aus ihren Seelen erinnert hatten für unsere Erinnerung an unsere Aufgabe und unser Können in diesen Tagen der Erinnerung an das Eigentliche, das Wesentliche, so wollen wir sie uns selbst nennen – Tage der unabweisbaren Erinnerung an das Wesentliche –, dessen wir so lange verlustig gegangen waren in all dem Wust aus „Notwendigkeiten“, „Anordnungen“, „Evidenzen“ – geben wir es uns ruhig zu: der vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende. Oder können wir uns einer Zeit echten Friedens hier ERINNERN?

Dann erinnerten wir – nach Jahren des Aufräumens, nach einem fulminant-ungeheuerlichen Tabula Rasa für einen Neuanfang, der den Namen verdient – eines Tages den Frieden, der auf Erden noch nicht war. Den wir ersehnt hatten, oft wider „besseres Wissen“ um die sogenannten Realitäten. Oft verzweifelnd, verzagend – ich spreche von mir – , nur um nicht zu verzweifeln und nicht zu verzagen. Ja, endlich, wir erinnerten uns. Und wussten nun endlich, wie recht die Weisen, die Dichter und Komponisten hatten. – Sie hatten leise und unermüdlich davon gekündet. Gegen allen Anschein ausharrend in unsichtbarer Wahrheit. –

Und was dann möglich wurde, das könnt ihr euch ja vorstellen. – Was dann möglich wurde – und Realität – daran könnt ihr euch ja selbst erinnern. Mit dem Lächeln, das uns keiner nehmen kann: dem Lächeln des sich erinnernden, sich an sich selbst und an der Schöpfung erfreuenden Menschen.

(Uli Fischer am 11.06.5781 / 2021)

Giorgio Agamben über das menschliche Gesicht

https://www.rubikon.news/artikel/das-gesicht-und-der-tod

Zitat aus dem Text:

„Das Gesicht ist, in diesem Sinne, gleichermaßen die Similitas, die Ähnlichkeit, wie die Simultas, das gemeinsame Sein der Menschen. Ein Mensch ohne Gesicht ist notwendigerweise allein.

Deshalb ist das Gesicht der Ort der Politik. Wenn die Menschen sich stets und ausschließlich Informationen mitzuteilen hätten, immer diese oder jene Sache, gäbe es keine wirkliche Politik, sondern bloß einen Austausch von Nachrichten.“ (Giorgio Agamben) 

Giorgio Agambens handfester Zugriff auf Situation und Tiefendimension zeigt nochmals deutlich auf, was Philosophen im Besonderen kritiseren müssen – die Negierung (des Gesichts ist die Negierung) des sich entfaltenden Menschseins im Menschen zugunsten eines Todlosigkeitswahns, der teuer erkauft und erpresst wird: auf Kosten des guin Menschlichen, der Begegnung, des Gesprächs, der ganzen Wahrnehmung des Gegenüber als des anderen Ichs. Und das sind nunmal Mindestvoraussetzungen eines gesunden(den) „Gesellschaftslebens“.

Der auch ausblicklose Ausblick des Textes mag unbefriedigend sein für den Optimisten in uns; er erlaubt jedoch eine schonungslose Konfrontation mit einer zumindest möglichen Unaufhaltsamkeit des zerstörerischen und gleichmacherischen Vorgangs, der in bisher nie dagewesener Kälte exekutiert wird.

Dass es einer außerordentlichen Kraftanstrengung und einer besonderen Konstellation bedarf, um uns in ein kosmisch sinnvolles Fahrwasser zu manövrieren, ist bekannt. Die Hoffnung auf diese Konstellation und die ihr zuarbeitende Aktivität der wachen Teile der Menschheit ist „unaufgebbar“. –

Brunos Vision

An einem „unermesslichen Tag“ voller Kraft, Würde und Eleganz der Natur, an dem die Seele auflebt und sich weiten möchte inmitten des Un-Sinns, dem wir, sich auch karmisch bedingt, ausgesetzt sind – wenn er nicht das ist, was „inmitten“ (umstellt) steht, noch scheinbar übermächtig und doch auch bedrohlich – lese ich einige Verse von Giordano Bruno, dem wahrscheinlich ersten astrokosmischen Metaphysiker und Philosophen der Menschheitsgeschichte, und der schreibt in seinem Werk „Das Unermessliche und das Unzählbare“ (III. und IV. Buch, Skorpion Verlag, S. 94 f):

„(…) Denn mit dem Anblick des Wahren,

nähern sich uns die Gunst und das Wort der Götter,

worauf bald das richtige Urteil

und die Grundlagen der heiligen Religion folgen werden,

so dass auf der Erde das erhoffte Zeitalter kommt.

Die Götter der Finsternis werden in den Orkus verbannt

und mit ihnen der Irrtum und die falschen,

so lange das Licht verdunkelnden Maße,

und die umherirrenden, spätgeborenen Sterblichen

werden den unwissenden Führern ihrer Nacht übergeben.

Dann wird im Lichte des heiligen Tages

wieder das Bild der Natur erglänzen,

und sich die Welt in ihrer ganzen Weite ausdehnen.

Man wird den wahren und einzigen Lenker des ganzen

unermesslichen Werks in seiner wirklichen Größe erkennen

und mit ihm all die unendliche vielen, ihm dienenden Götter,

die mit ihrem Licht im Unermesslichen leuchten,

und auf all denen so viele kleinere Lebewesen wohnen. (…)“

Wie konnte es nur soweit kommen – stehen wir an einem Wendepunkt?

Text für den Essay-Wettbewerb „Wie konnte es nur soweit kommen?“ von Kaiser-TV

Uli Fischer (März 2021)

Titel: „Wie konnte es nur so weit kommen – stehen wir an einem Wendepunkt?“

Die Ansätze für ein Verständnis der jetzigen Krise, die offenbar den Versuch einer gewaltsamen Gesellschaftstransformation darstellt, gehen oft von den handfesten, wenn auch meist nur mit Mühe aufzudeckenden Zusammenhängen in Wirtschaft und Politik aus. Ich möchte im Folgenden dazu einladen, die Krise als einen Kulminationspunkt der Bewusstseinsentwicklung der Menschheit in den Blick zu nehmen. Könnte das jetzige Geschehen auch als ein Ausdruck eines Ringens um einen notwendigen Entwicklungsschritt aufgefasst werden? Und was würde daraus folgen?

Wenn man die Geschichte der Erde als einen Lebensprozess versteht, der sich in stufenweiser Entfaltung schließlich als Geschichte der Bewusstseinsentwicklung des Menschen manifestiert, dann kann man mit Autoren wie z.B. Jean Gebser annehmen, dass dieser Prozess zwar widersprüchlich, jedoch lebendig und gesetzmäßig abläuft und über die magische, mythische und rationale Bewusstseinsstufe hinaus weiterführt. Die Frage wäre dann: An welchem Punkt stehen wir? Welche Stufe gälte es nun womöglich zu erklimmen? Ist ein fundamentaler Schritt nach der Ausformung der Stufe rationalen Bewusstseins denkbar? Wie sähe dieser Schritt konkret aus?

Ob dieses Ringen um eine grundsätzlich neue Bewusstseinsstufe gelingt, hängt dabei von vielen Faktoren ab. Alles Tun und Lassen des Einzelnen, von Kultur, Wirtschaft und Politik steht im Spannungsfeld dieses Ringens. Es könnte sein, dass sich in der historisch einmaligen Situation der Corona-Krise dieses Ringen verschärft und zuspitzt, offenbar mit einer bisher unvorstellbaren Intensität und in folgenschwerer Tragweite. Schon die durchschlagende Wucht des Geschehens lässt einen Zusammenhang in der Tiefe menschlichen Bewusstseins vermuten. Was geht in uns wirklich vor?

Unter Ausnutzung der bisher noch weltweit akzeptierten Autorität der seit Galilei und Newton erarbeiteten Naturwissenschaften wird der Versuch unternommen, imperiale Bestrebungen, oligarchische Aktivitäten und das Zusammenwirken von politischen Institutionen, Massenmedien, Digital- und Finanzwirtschaft und Industrien in eine globale, diktatorische Herrschaftsform zu lenken, die eine gesunde(nde) Weiterentwicklung, auch eine lange anstehende, umfassende Revision von Lebensstil und Lebensausrichtung im Grunde völlig auszuschließt. Die lange vorbereiteten und raffiniert ausgeklügelten Mittel der global exerzierten Schein-Pandemie und des begleitenden Managements der schrittweisen Transformierung der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sollen letztlich den angedeuteten Schritt in der Bewusstseinsentwicklung der Menschheit aufhalten und verunmöglichen. Ist das in langer Linie gedacht denkbar?

Die Machtpositionen Weniger sollen dabei gesichert und unter vereinheitlichtem Regiment in eine nicht mehr angreifbare Endsituation überführt werden. Dies gelingt bis dato zum Teil. Die Auseinandersetzungen mit dem Teil der Bevölkerung, der nicht in das Joch absoluter Kontrolle einwilligen will, setzen sich jedoch fort. Die Bastionen der „Krisianer“ sind vielleicht gar nicht so unangreifbar, und gezielter Widerstand hinterlässt Wirkung. Es besteht daher die Hoffnung und Möglichkeit, dass sich das Geschehen auf einen Umschlagpunkt, einen Kairos zubewegt, an dem sich das Blatt zugunsten der freiheitsliebenden, eine Harmonisierung der Weltentwicklung anstrebenden Kräfte wendet, wenn womöglich auch unter schwierigen Umständen. Für diese Wende gibt es immer wieder Anzeichen. –

Stehen wir also „einfach“ an einem Scheideweg der Menschheitsentwicklung? Unabweisbar wird jetzt noch einmal deutlich, was sich in der Geschichte der Menschheit nur zu oft ereignet hatte: unbarmherziges, die Entwicklung immer wieder erschwerendes Machtstreben, das für die eigenen Ziele bereit ist, alles auf’s Spiel zu setzen. Es lässt sich nicht nur fragen, wie es zur jetzigen Situation im Vergleich zur Situation vor der Krise kommen konnte, sondern auch: Warum haben wir bisher überhaupt die ungerechten, letztlich destruktiven Verhältnisse auf der Erde immer wieder akzeptiert? Könnte eine der tiefsten Ursachen nicht im Fehlen eines tradierten, lebendigen, die Möglichkeiten und höheren Seinsebenen des Menschen umfassend bejahenden Menschenbildes im allgemeinen Bewusstsein liegen?

Der Mensch wird nachwievor nicht wirklich und konsequent angenommen als ein vielgestaltiges, potenziell schöpferisches Wesen, das zu seiner Entfaltung ohne Unterdrückung und Naturzerstörung auskommt und in echter Kooperation destruktive Tendenzen von Entwicklung grundsätzlich meidet. Der Mensch mit seinem entfaltungswürdigen Potential steht bisher nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und wird nicht im lebendigen Zusammenhang, jenseits naturwissenschaftlicher Methodik, erforscht und gefördert, sondern nachwievor in sichtbare wie versteckte Schablonen gepresst, die der Entfaltung schöpferischer Individualität zum Nutzen des Ganzen unnatürliche Grenzen setzen. Zur Zeit ja auf bisher unvorstellbare Weise. Nachwievor ist der Einzelne weltweit eher für eine aufrechtzuerhaltende Gesellschaftskonformität und Wirtschaftsinteressen da, als dass ihm wirklich individuelle Entwicklung in echter Selbstverantwortung mitermöglicht wird. Und echte Entwicklung ist ja immer Bewusstseinsentwicklung in den vielfältigen Sphären der menschlichen Daseinsform.

Die geistig-seelischen wie praktischen Auseinandersetzungen mit den repressiven Vorstellungen und Aktivitäten des Staates und der Akteure, die die Corona-Krise lenken, zeigen deutlich den Gegensatz von reduktionistischen Vorstellungen vom Menschen (bis hin zum Transhumanismus) und den wirklichen Bedürfnissen und Vorstellungen der Menschen, die in Würde und Selbstbestimmung leben und gestalten wollen. Ist der jetzige chaotische Kurs eines „Great Reset“ nicht auch ein versuchter Bewusstseinsregress unter technizistischen Vorzeichen? Wir stehen derzeit besonders im Spannungsfeld der Vorstellungen vom Menschen. Können wir, die an bewusster Entwicklung interessierten Menschen, in der Auseinandersetzung mit den Gegenkräften diesen welt- und bewusstseinshistorischen Moment unter bestimmten Umständen in einem Zusammenspiel mit Einwirkungen aus anderen Seinsebenen positiv bewältigen?

Wir Menschen sind geistig-kosmische Wesen und stehen potentiell in Kontakt mit höheren Dimensionen des Universums, ohne die wir und die manifeste Welt nicht denkbar sind. Ist oder wäre in diesem Kontakt mit den Sphären in uns, die einer höheren, transrationalen Bewusstseinstufe entsprechen, ein Ausweg aus der Gesamtkrise, die weit über die Coronakrise hinausreicht, von Planet und Menschheit möglich? –

Zumindest erscheint es als eine reale Möglichkeit, wenn man die Bewusstseinsentwicklung des Einzelnen wie der Menschheit ernstnimmt und ihr eine Chance einräumt. Könnte die Corona-Krise nicht im Letzten Auslöser und Durchgangstor einer ungeahnten Entwicklung sein, in deren Folge das lange ersehnte Paradigma eines Friedenszeitalters endlich zum Zuge kommt?

 

Literaturhinweise:

  • Jean Gebser „Ursprung und Gegenwart“
  • Jochen Kirchhoff „Was die Erde will“, „Die Erlösung der Natur“, „Das kosmische Band“

 

Zhao Tingyang – Chinesische Philosophie dieser Tage

https://www.zeit.de/2020/12/alles-unter-dem-himmel-zhao-tingyang-sachbuch?utm_campaign=ref&utm_content=zeitde_redpost_zon_link_sf&utm_medium=sm&wt_zmc=sm.int.zonaudev.facebook.ref.zeitde.redpost_zon.link.sf&utm_source=facebook_zonaudev_int&utm_term=facebook_zonaudev_int&fbclid=IwAR3FWmbSy88f17cmnvvy1zf2Zz5rhIZnKK5CeMe9oI1lsIIAg4U4iLIjTwI&utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.geisteswissenschaften.fu-berlin.de%2Fv%2Fdchan%2Fchinesische-philosophie%2Findex.html

Die Rezension reißt den thematischen Bogen an, den Zhao Tingyang, offenbar einer der ersten Staatsphilosophen Chinas, spannt – die Abrechnung mit dem westlichen Lebensmodell und die Inthronisierung einer weltumspannenden „chinesischen Lösung“ – „alles unter dem Himmel“.

Ich denke, diese Gedanken sollte man nun, spät erwacht, aufnehmen, um den Geist, der in der Corona-Krise mitwirkt, in seinen auch staatsphilosophisch begründeten politischen Aktivitäten einschätzen zu können.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/zhao-tingyang-alles-unter-dem-himmel-weltfrieden-auf.1270.de.html?dram:article_id=468415

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/zhao-tingyang-denkt-ueber-die-zukuenftige-weltordnung-nach-16703935.html

https://www.tagesspiegel.de/kultur/chinesische-philosophie-die-sippe-und-der-himmel/25209300.html

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Noch deutlicher:

https://www.buecher.de/shop/china/redefining-a-philosophy-for-world-governance/zhao-tingyang/products_products/detail/prod_id/54698727/

 

W. Thorwart: Goethes naturwissenschaftliche Arbeit

Goethe-Vortrag von Dr. Wolfgang Thorwart

Der Vortrag von Dr. Wolfgang Thorwart verschafft einen guten Überblick über die grundsätzlichen Ansätze Goethes in seinem Selbstverständnis als Naturwissenschaftler und ist als Basis für weitergehende Überlegungen im Sinne der Neubegründung der wissenschaftlichen Sphäre im Sinne von Kirchhoff und Krause gut geeignet.

Er zeigt auch mögliche Missverständnisse Goethes auf, die aus einer nicht vollständig und konsequent gedachten dualistischen Weltsicht herrühren, die zu einer teilweisen Verlegung der Ursachen in den Bereich der Erscheinungen führen kann. Verinfacht gesagt. –

Auf jeden Fall wird im Vortrag deutlich, wie sehr Goethe mit einer grundsätzlich dynamischen Vorstellung vom Formalen im Gegensatz zum Zeitgeist stand. Sein ganz anderer Gottesbegriff war hier Basis seiner Methodik des ,anschauenden Denkens‘, an das wir in vielfältiger Weise  anknüpfen können und auch müssen, weil nur auf diese Weise der Vermeidung einer scheinbaren Trennung von Subjekt und Objekt nicht-destruktive Weltgestaltung, Lebensgestaltung möglich ist.

Thorwart irrt, wenn er meint, Goethe hätte mit seinem Ansatz der Farbenlehre wissenschaftlich nicht Recht gehabt, sondern nur phänomenologisch / künstlerisch etc. Es gibt gute Gründe dafür, anzunehmen, dass Licht auf keinen Fall als „zusammengesetzt“ vorgestellt werden sollte. Es gibt keinen „Zusammengesetztheitsbeweis“. das sollte man nicht vergessen – es gibt das Phänomen der Spektralfarben beim Auftreffen von Licht auf Prismen:

Das könnte aber ganz anders interpretiert werden, als bisher, z.B. als spezielle Form der Farbenausbildung von Licht an durchsichtigen festen bzw. flüssigen Körpern oder anders gesagt: als eine spezifische Verhaltensweise von Licht beim Wechsel von gasförmigem zu festem oder flüssigem Medium.

Licht kommt für uns nie „rein“ vor, sodern immer im Durchgang durch materielle Ausbildungen (von absolutem Licht). –

Der Mediumwechsel bzw. dern Konfrontation spielt in jedem Fall die entscheidende Rolle für alle Farbenphänomene.

Dass Licht (das unsichtbar ist), das die transparent-farblose „Luft“ durchmisst, um beim Auftreffen auf ein transparent-farbloses Medium „Prisma“ (Glas oder Kristall oder wassergefülltes Galsbehältnis) ein Regenbogenspektrum an farbigem Licht auszubilden, ist dann ein Sonderfall von Farbbildungen überhaupt: wenn Licht die transparent-farblose „Luft“ durchmisst, um beim Auftreffen auf „blickdichte“ Körper Farben hervorzurufen, wird ja nur spezifische Farbe „laut“. etc.

In jedem Fall sollte die Regenbogenspektrumbildung als Sonderfall verstanden werden und nicht isoliert von Farbenphänomenen überhaupt. Das geht soweit, dass auch Experimente, die Licht dazu bringen, Materie hervorzubringen, Berücksichtigung finden müssen; nur wenn wir die gesamten Ableitungsmöglichkeiten berücksichtigen, die vom Radialfeld aus möglich sind, verstehen wir Farben. Und das Spektrum.

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Gedankenmeditation:

Wenn wir irgendetwas sehen,

dann durchmisst das farbige Licht (das von den Gegenständen ausgeht),

das das Ergebnis der Wechselwirkung von unsichtbarem Licht (das die durchsichtige Materie der Luft durchmessen hat) und Materie ist,

sowohl die durchsichtige Materie der „Luft“ (Gasgemisch) als auch das durch diese durchsichtige Materie durchströmende unsichtbare Licht selbst.

Das Ganze findet in der Sphäre des nach außen strömenden Radialfeldes primordialer Energie statt, die für die Lichtbildung im Gegeneinanderwirken mit dem Radialfeld der Sonne „verantwortlich zeichnet“ – denn sie ist eine Sphäre der „verantwortlich zeichnenden“ Demeter, der planetaren Gottheit.

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Farbiges Licht „surft“ auf Licht ? auf dem Radilafeld ? Usw. – Hier entstehen Fragen, die nur von einem Ganzheitsstandpunkt Beantwortung finden können.

Wohin geht der Mensch ?

Hier der gute Artikel von Kai Ehlers zum Auftreten von Yuval Noah Harari als durchaus zu Recht als „Trojanisches Pferd“ bezeichnete Erscheinung.

https://www.rubikon.news/artikel/trojanisches-pferd-des-transhumanismus

Warum muss man bei Harari immer an „Harakiri“ denken?  Und ausgerechnet die Silbe „ki“ – KI – ergänzt den Namen im Deutschen zur heute schon fast flappsig  verwendeten Bezeichnung für rituelle Selbsttötung ?

In der Tat ist die Frage nach dem Bewusstsein eine Schlüsselfrage nicht nur unserer Tage, sondern der menschlichen und planetaren Geschichte überhaupt. Sie verlangt nach klarer Beantwortung, die nur philosophisch und im unmittelbaren Erleben gelingen kann, wenn man so will: im Einzelnen, und nur „dort“. –

Der Artikel zeigt auf seine Weise deutlich, dass immer wiederholte Arbeit an dieser Frage unumgänglich ist unter Einordnung aller bekannten relevanten Klärungsversuche in die Auseinandersetzung um den Sinnzusammenhang eines lebendigen Kosmos, der in innigster Verbindung mit Sinn und Zweck des Menschen in seinem Werden steht. Ich erinnere hier an das Videogespräch mit Jochen Kirchhoff zum Kosmischen Anthropos.

Auch eine Kritik des Wirkens von Rudolf Steiner gehört in diesen Rahmen. Die im Text von Kai Ehlers gebrachten Zitate sprechen eine deutliche Sprache in Bezug auf das desorientierende Verständnis des Begründers der Anthroposophie u.a. in Sachen „Mensch und Technik“. – Besonders intensiv ist das von der Ärztin „Nina“ in letzter Zeit herausgearbeitet worden.

Wohin geht der Mensch?

Scheinbar nun ohne Umwege direkt hinein in eine vollständig kontrollierte, denaturierte Welt, in der auch die sozialen Selbstverständlichkeiten den Wahnideen der „technischen Erlösung des Menschen“ ohne viel Federlesen geopfert werden.

Wir wissen jedoch auch – mit Bruno, Schelling, Krause, Kirchhoff und anderen Geistern – , dass die Frage nach dem Menschen und seinem kosmischen Weg ganz anders beantwortet werden kann und beantwortet werden muss, wenn der Mensch auf Erden nicht scheitern will in Bezug auf das ihm eigentlich innewohnende Potential der Welt- und Selbsterkenntnis, das sich ja auch auf das Mitlenken der Naturreiche in den Strom der echten Bewusstseinserlösung bezieht.

Und wir können aus dem lebendigen Mensch-Kosmos-Verhältnis ableiten, dass der Mensch – auch heute und jetzt – nicht allein steht in diesem Ringen um die Durchsetzung eines sinnvollen Fortschreitens in Richtung echten Friedens und blühenden Lebens sowie geistiger Entwicklung, die diesen Namen verdient. –

 

Hartmut Warm: Die Signatur der Sphären

Sehr guter Beitrag; wichtige Fragen, klare Standpunkte auch in Sachen Wissenschaft

Arthur Schopenhauer Studienkreis

http://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/index.html

Zum Stöbern – und dann in die Texte vertiefen. –

Hartmut Böhme über Giordano Bruno

https://www.hartmutboehme.de/static/archiv/volltexte/texte/bruno.html

Lesenswerter Text mit Konsequenz und Forderung am Schluss.

Zum Suchen und kurzweiligen Philo-Schmökern

http://www.philos-website.de/

Unter ‚Gott‘ finden sich dem Alphabet nach geordnet viele wichtige Denker mit Zitaten:

z.B. Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius (480 – 524):

„Wer tiefen Sinnes Wahrheit aufzuspürn suchet
und will dabei durch keinen Abweg getäuscht werden,
der gebe frei das Licht des inneren Gesichts einwärts,
die lange Schwingung beugend zwing er zum Kreise
und lehre seinen Geist, was draußen er hart mühet,
daß er‘s besitze in den eignen Schatzkammern:
Was eben noch de schwarze Wolke des Wahns deckte,
wird klarer leuchten als selbst Phöbus‘ Lichtstrahlen.
Nicht alle Helligkeit vertrieb dem Geist nämlich
der Leib, mit sich Vergessen bringende Last schleppend.
Es hängt gewiß der Wahrheit Funke tief drinnen,
der aufgereget wird, wenn Lehre ihn anfacht.
Warum, gefragt, sonst meint ihr aus euch selbst Wahres,
wenn nicht die Glut noch drin ins Herz gesenkt lebte?
Wenn aber Platos Muse keinen Trug kündet:
was jeder lernt, Vergeßnes ruft er dann vor sich.“

Was ist Erkenntnis? Videogespräch mit Jochen Kirchhoff

Aus „aktuellem Anlass“ hier der Hinweis auf ein Grundlagen-Video; in der jetzigen Krise geht es ja keineswegs nur um „logische Fehler“ oder „unzureichende Messverfahren“, politische Hintergrundagenden oder globalkriminelle Versuche, das Geldsystem (als System), zu „retten“ (für die Wenigen) u.u.u., die Vielzahl der sachdienlichen Analysen ist doch „ansehnlich“ und zum Glück wenigstens im Netz präsent, – sondern der gesamte Komplex der Welt- und Selbstwahrnehmung sowie die darauf aufgebauten „Strukturen“ stehen – zu Recht – in Frage. Deshalb sind Erkenntnis-„theoretische“ Ansätze, die auch das Menschenbild befragen, so wichtig. Eine grundlegende Revision steht hier ins Haus. – Die Parallelen in der Abwehr echter Diskussion der Corona-Maßnahmen zur Abwehr offener Diskussion von naturwiss. Erkenntnissen bzw. Wissensbehauptungen ist unübersehbar und eben nicht zufällig (incl. der Verunglimpfung von wahrheitsprozessorientierten „Kritikern“, seien es nun „Laien“ oder „Fachleute“.). –

Über die Vielfältigkeit der Zugänge zum Thema hinaus (dargestellt u.a. durch eine Reihe von Zitaten Schopenhauers, Nietzsches und Schellings) bietet Jochen Kirchhoff eine Kritik der wissenschaftlichen Erkenntnismethode und betont die Orientierung auf ganzheitliche Erkenntnis, die in Anamnesis mündet – in Tiefenerinnerung der eigenen Existenz ohne die echte Welterkenntnis nicht (oder nur eingeschränkt) möglich ist.

Eine zentrale Idee des Denkens von J. Kirchhoff, die im Video ihren Niederschlag findet, sei hier in Kürze dargestellt: alle Wissenschaft geht ganz natürlich (und unvermeidlich) von (metaphysischen) Prämissen aus, die philosophischer Natur sind – worin sich schon die Fragwürdigkeit der scheinbar sauberen Trennung der ‚Fachbereiche‘ Philosophie und Physik darstellt. Auch die Interpretation der Beobachtungen basiert immer auf Annahmen, Denkweisen, Überzeugungen. Das ist an sich kein Problem, sondern notwendig so. Weil das so ist, lassen sich bei genügend gründlicher Analyse eben diese Prämissen (Grundannahmen) und Denkweisen einer Kritik unterziehen. Wenn diese Kritik erfolgreich ist, dann sind auch die Schlussfolgerungen, die auf der Basis falscher (bzw. unhaltbarer) Prämissen gezogen werden, falsch. Die Beobachtungen müss(t)en dann neu – auf der Basis haltbarerer Prämissen – gedeutet werden. –

Besonders sei auf den gut begleiteten Video-Kommentarbereich hingewiesen, in dem einige Leute auf ganz konkrete Widersprüche hinweisen (z.B. Messverfahren der angeblich nachgewiesenen Gravitationswellen). Es ist interessant zu beobachten, wie doch ‚unter der Oberfläche‘ erhebliches Potential bei Interessierten vorhanden ist, der Dauerberieselung mit ‚Fake-News aus dem Universum‘ (A. Unzicker) klares Denken und Unvoreingenommenheit entgegenzusetzen. –

Das Ende vom angeblichen Anfang?

https://www.dctp.tv/filme/10vor11-30092013-urknall/

Wenn man nicht die Beharrungsmechanismen in Wissenschaft und Philosophie kennen würde, dann müsste man nach diesen Eingeständnissen meinen, dass das Kartenhaus nun endgültig zusammenbrechen wird. Die ’neuen‘ Zusatzerklärungen sind von vornherein zum Scheitern verurteilt, wie z.B. die Behauptung nur der ‚materiefreie‘ Raum würde sich überall nach überallhin ausdehnen etc. – Es ist ein Rettungsversuch, der tief blicken lässt, auch in die nicht unerheblichen ‚Umschwenkfähigkeiten‘ des Wissenschaftsbetriebes.

Vielleicht ist es dennoch ein Silberstreif am Horizont, denn wie formuliert es Helmut Friedrich Krause in Bezug auf die Vorstellungen, die vor allem der ‚Westen‘ vom Leben und vom Weltall entwickelt hat im „Regenbogen“: „…dass zu bestimmten, vom Gesetz der Schöpfung festgelegten Zeitpunkten noch so kräftig gestützte Illusionen zusammenbrechen..“

Die endgültige Aufgabe des Urknallgedankens wird den Weg freimachen für neue Betrachtungen. Insofern ist es auch von Bedeutung, dass diese neuerlichen widersprüchlichen Modifikationen einer aus naturphilosophischer Sicht absurden These aus der/einer ‚Schaltzentrale‘ selbst kommen. –

Jochen Kirchhoff zum 75. Geburtstag

Zum 75. Geburtstag von Jochen Kirchhoff am 2. August 2019/5779 gehe ich gern Gedanken nach, die sein Wirken und seine Person würdigen – ich halte ihn für den bedeutendsten Philosophen unserer Tage, und das selbstverständlich ungeachtet der viel zu geringen öffentlichen Aufmerksamkeit, die seit Jahr und Tag und bisher seinen Impulsen zuteil wird, Impulse, für die man als an Wahrheit und Wirklichkeit in der Tiefe interessierter Mensch nur dankbar sein kann. (Man mag sich am Superlativ stören oder auch nicht – ich halte an dieser Einordnung ganz bewusst fest, weil ich sie für wahr erachte – und wenn man etwas für wahr erachtet, dann muss es gelegentlich auch so – und nicht anders – ‚gebracht‘ werden.)

Aber was heißt das schon, dass das Wirken für das Wesentliche nicht im ‚Rampenlicht‘ steht ? Es erinnert uns daran, wie die Dinge auf Erden (zu) stehen (scheinen) – nichts weiter.

Ich will hier und heute nicht auf so etwas wie eine ‚Biografie‘ eingehen, wenn es auch von natürlichem Interesse sein mag, dass Jochen Kirchhoff einge Zeit als Gymnasiallehrer wirkte und als Dozent an einer Berliner Hochschule und an der Humboldt-Uni tätig war, viele Vorträge gehalten hat, Seminare u.a. zum ‚Musikthema‘ gegeben hat, am Leben einer bekannten Berliner Buchhandlung beteiligt war usf. – Hier und heute geht es mir um das philosophische Wirken dieser Persönlichkeit Jochen Kirchhoff und um sein durchaus solitäres Oeuvre, das seinesgleichen sucht. –

Immer wieder auf’s Neue bin ich begeistert vom philosophischen Zugriff und Durchgriff, den Jochen Kirchhoff in Schrift und gesprochenem Wort zelebriert – man lese ein Werk wie „Räume, Dimensionen, Weltmodelle“ mit seiner ganz und gar wunderbaren Verzahnung und Schichtung von wissenschaftskritischem Denken, Philosophie, schöpferischer Meditation, Neuansätzen für die Physik und ‚aufgeklärt-(und-auch-)wissender‘ Spiritualität oder schaue ein Video wie das Nietzsche-Video an, das eine Fülle an Anregungen für die je eigene Erkenntnisarbeit bietet neben der nie anbiedernden Würdigung und auch kritischen Auseinandersetzung mit Nietzsches Gedanken: Jochen Kirchhoff eröffnet immer wieder inspirierend, ’near to the people‘ in einem höheren Sinne und auch unterhaltsam den Zugang zu den wirklichen Schätzen des Geistes – und zu dem Schatz, den er selbst in dem nun gute 5 Jahrzehnte währenden philosophischen Wirken erarbeitet hat. –

‚Immer‘ und ‚wieder‘, zwei Worte, die in ihrer Einzelbedeutung mit Grundaussagen seines Denkens in Verbindung gebracht werden können:

‚Immer‘: der Gedanke des ewigen Universums, des ewigen Weltprozesses, der Permanenz der göttlichen Präsenz (von Weltgeist, Weltseele und Weltäther) ist die philosophische Basis echter Metaphysik und des fortschreitenden Erkenntnisprozesses des Menschen. Ohne das ‚Immer‘ gibt es kein ‚Etwas‘ oder ‚Jemand‘, ohne das ‚Immer‘ sind wir nicht. Wir sind das ‚Immer‘. –

‚Wieder‘: Der Welt- und Erkenntnisprozess ist anamnetischer (‚tiefenerinnernder‘) Natur, und jedwede Erinnerung ist ein ‚Wieder‘ – und das ‚Wieder‘ spiegelt auch das ‚mantrische Arbeitsprinzip‘: wieder und wieder müssen und sollen wir uns als Menschen die/den Fragen nach der eigentlichen Wirklichkeit stellen, wieder und wieder wiederholen wir dabei schon Erkanntes, Wahres, in je aktueller, situationsbezogener Form, um es wirkmächtig in uns seinen Dienst (an uns und am Ganzen) verrichten zu lassen.

Was mich immer wieder persönlich berührt – neben dem angenehm selbstverständlichen und nicht in Zweifelsucht verfallendem In-Frage-Stellen der eigenen ‚Gewissheiten‘ und der allzu einfachen Beantwortbarkeit von Tiefen-Fragen – sind Jochen Kirchhoffs durchdringende – so will ich sie hier einmal nennen – Ermutigungserinnerungen, die sich – wie andere ‚Erinnerungsariadnefäden‘ auch – durch sein Werk ziehen:

  • Du bist gemeint – die ganz konkrete Erinnerung und auch Rückgewinnung der kosmischen Urwürde des Menschseins vor dem Hintergrund des unendlichen und ewigen Universums auf der einen Seite und dem verbreiteten quasi-nihilistischen Pseudoindividualismus auf der anderen Seite
  • Du weißt es – das Prinzip der grundsätzlichen weltseelischen Wissensebenbürtigkeit und Erinnerungsfähigkeit des Angesprochenen als Teilnehmendem am Ganzen und Repräsentanten der Weltseele
  • Du kannst es – das unaufhebbare und universale Ziel des menschlichen Lebens besteht, ist anstrebbar und erreichbar und liegt in der Natur der Entwicklungsmöglichkeiten des Menschseins ‚von Anfang an‘ beschlossen – wir sind ‚zu Höherem geboren‘: zu UNS SELBST

Der Begriff der Würde des Daseins, des Geschöpflichen generell, bekommt in der Sphäre seines vielfältigen Wirkens wieder einen konkreten, fassbaren und zu verteidigenden Grund, denn alles wirkt auf das hohe Ziel von Geschöpflichkeit hin: SELBST-Erkenntnis und SELBST-Verwirklichung, die nur durch den langen ‚Formendurchlauf‘ des Seelischen durch die Naturreiche und die Verkörperungen in menschlicher Form hindurch möglich und erreichbar sind und offenbar in echter, bewusster Verantwortungsübernahme als mitschöpferisches Wesen gipfeln. Unser wirklich(st)es Werden ist von einem tiefen Sinn erfüllt und getragen. Und wir können uns daran ‚tiefenerinnern‘. Wir müssen es sogar. –

Was hat Jochen Kirchhoff geleistet, und was leistet er immer noch und weiterhin:

Die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Themen, die er bearbeitet hat und bearbeitet, ist beeindruckend und staunenswert und zugleich immer auf ein einziges Ziel ausgerichtet: den Durchbruch echter geistiger Erkenntnisse in einer Atmosphäre der (unbewussten) Ignoranz und Unwissenheit – zum Wohle des Ganzen und zur – letztlich wiederum konkreten – Erreichung ‚festen Bodens unter den Füßen für das Gestirn Erde‘ und ein selbst-bewusstes Voranschreiten des Einzelnen auf dem geistig-seelischen Weg.

Ich hebe hier aus meiner Sicht wichtige Arbeitsfelder ohne Anspruch auf eine Vollständigkeit oder gerechte Reihenfolge einmal hervor. Ein ‚Tätigkeitsmandala‘, eine ‚Tätigkeitsspirale‘ wären ganz sicher adäquate(re) Darstellungsformen. Die ursprüngliche (und unaufhebbare) Einheit von lebensverbundener Spiritualität, kosmischer Philosophie und Naturerkenntnisarbeit (oder Natur(schau)-Wissenschaft) ist in seinem Wirken unverkennbar und geradezu beispielhaft vorgeführt:

  1. Die Bewahrung und Pflege des Wirkens und der Werke von Helmut Friedrich Krause, sowohl in editorischer Hinsicht als auch als unermüdlicher Erzähler der Lebens- und Wirkensgeschichte und Bewahrer des geistigen Vermächtnisses des größten Philosophen und Metaphysikers der Weltgeschichte; das sei hier besonders ad 1 gesetzt – auch wenn meine Einordnung von Helmut Friedrich Krause von dem einen oder anderen Leser dieser Zeilen ‚bestaunt‘ werden sollte: Who is Helmut Friedrich Krause ? – Eine gute Frage !
  2. Die Bewahrung, Erneuerung und konsequente Fortführung respektive Vertiefung des Alllebendigkeitsgedankens in der Philosophie und kosmosorientierten Naturwissenschaft – und in diesem Zusammenhang natürlich die Wiedererweckung und Fruchtbarmachung des Weltseele-Gedankens als eines unabdingbaren Werkzeuges naturphilosophischen Arbeitens, Denkens und Lebens
  3. Die konsequente Heraushebung und Kenntlichmachung derjenigen, die entweder zur Problemstellung unserer Tage oder/und zur Lösung beigetragen haben – ein Vorgehen, dass gerade uns Deutschen nochmal bewusst macht, wieviele Impulse auf den Gebieten der Musik, der Philosophie, der Literatur und der Naturwissenschaften (auch der lebendigen Naturwissenschaften) von unserem Volke ausgegangen sind und ausgehen – im Sinne kosmischen Verstehens wie im Sinne unbewusster Verweigerung gegenüber den Gesetzen des Lebens. Das Kenntlich- und Fruchtbarmachen der bereits vorhandenen Beiträge zur ‚Kosmischen Tradition‘ bspw. eines Giordano Brunos und eines Schellings seien hier stellvertrend genannt.
  4. Die weitere Herausarbeitung der Stellung der klassischen europäischen Musik in der (spirituellen) Weltkultur und ihres Wertes für die Bewusstseinsentwicklung des Einzelnen wie der Menschheit als Ganzem sowie die grundsätzliche Formulierung einer Theorie der Archephone als urwüchsigsten Gestaltungselementen der Weltseele, des weltseelischen Geschehens und als metaphysischer Grundlegung des Klanges und der Musik
  5. Intensivste Grundlagenarbeit für die Revision und Ablösung der naturwissenschaftlichen Annahmen der Moderne vom Aufbau der Welt und ihrer Funktionsweise, hier besonders die philosophisch durchgründete Kritik der heute verbreiteten Physik und modernen Kosmologie als fatal fehlsteuernd wirkenden Leit’wissenschaften‘ ohne echte Erkenntnis-Perspektive
  6. Die Lebendigerhaltung, Weiterführung und der Ausbau der Radialfeldhypothese als einer Schlüsselhypothese zum Verständnis des ‚organischen‘ Aufbaus des Universums, der Materie und der Gestirne in ihrem Werden, Sich-Entwickeln und Vergehen
  7. Die Verteidigung der Stellung und eigentlichen Funktion des Menschen im Naturerlösungsprozess und die Entwicklung des metaphysischen Evolutionsgedankens anhand der Denkfigur des ‚Kosmischen Anthropos‘ als fruchtbarem Begriff, dem traditionelle Bezeichnungen wie Buddha-Natur oder Höheres Selbst problemlos beigeordnet werden können zu einem vertieften und integralen Verständnis des Ziels menschlicher Entwicklung
  8. Die Lebendigerhaltung, Weiterführung und der Ausbau der Akusmatik als Lehre von den klanglich-geistigen Rhythmen des Universums für ‚den irdischen Gebrauch‘ und darüber hinaus.
  9. Es wäre darüber hinaus noch so manches Andere an zu Würdigendem erwähnenswert.

Lieber Jochen, von mir – und sicher auch stellvertretend für Andere – :

Ein herzliches Danke für dein ausdauerndes Wirken, die zahlreichen Impulse und Anregungen in deinem Werk und so manches Gespräch und schriftlichen Austausch, die in mir nachklingen als Erinnerungshilfe im eigenen Fortschreiten zum ‚hohen Ziel‘ – wie weit es auch ‚entfernt, so nah‘ sein mag in seiner ganzen ‚immer anwesenden‘ Wirksamkeit und Zugkraft.

‚Bleiben wir immer hart am Wind der Sache‘ –

Happy birthday!

Uli Fischer

im Juli 2019 / 5779

Ein philosophischer Blick auf das Böse – Interview mit Jochen Kirchhoff

Nachfolgendes Interview erschien in der Juli/August-Ausgabe 2019 der Zeitschrift raum&zeit

Ein philosophischer Blick auf das Böse

Interview mit Jochen Kirchhoff

Lieber Jochen, ich freue mich, dass wir Gelegenheit haben für ein Interview mit dir zu einem immer aktuellen Thema, das sich selten tieferer Beleuchtung erfreut. Dabei hat der philosophische Blick auf das Böse in Deutschland durchaus Tradition, wenn man an Böhme und Schelling denkt. Warum ist das Thema für einen Philosophen von Bedeutung, überhaupt ein grundlegendes Verständnis des Bösen für uns Menschen wichtig, ja unabdingbar? Wissen wir nicht, was das Böse ist?

Wesen und Ursprung des Bösen scheinen rätselhaft wie eh und je zu sein. Ideologien über das Böse (und das Gute) gibt es zuhauf, gesichertes Wissen kaum. Ich habe gelegentlich das Gefühl, dass hier ein Tabu berührt wird. Es soll etwas verborgen bleiben. Dabei ist es für die Menschheit von existentieller Notwendigkeit, gerade hier Klarheit zu gewinnen.

Das Rätsel des Bösen in philosophischer Sicht ist unlösbar gebunden an das Rätsel der Willensfreiheit, des Menschen überhaupt, und an die Frage des sog. Weltbildes, die Kosmologie, die immer auch Psycho-Kosmologie ist. Einstein hielt die Frage „Ist das Universum ein freundlicher Ort?“ für die wichtigste Frage überhaupt. Man hat das Gefühl, dass hinter dieser Frage die Angst steht, dass wir möglicherweise in einem eher ‚unfreundlichen’ oder gar schrecklichen Universum leben. Legt man die moderne Kosmologie zugrunde, so könnte einen der grausige Verdacht packen, dass dieses Universum gnadenlos, monströs ist, worauf Schwarze Löcher und ähnliche Monster schließen lassen.

Nur jenseits der Mainstream-Kosmologie lässt sich sinnvoll nachdenken über den Menschen, die Freiheit und das Rätsel von Gut und Böse.

Auf wen kann man sich dann beziehen, und welche Gedanken sind hier wichtig und schon gedacht worden ?

Du hast Recht, wenn du auf die deutsche Philosophie verweist. Hier gibt es in der Tat staunenswerte Versuche, das Problem des Bösen in der Tiefe zu begreifen und zu durchdringen. Jakob Böhme und Schelling sind da besonders bemerkenswert, auch Schopenhauer und Helmut Krause; ich sehe mich in der Tradition dieser Denker.

Ich möchte einen Blick werfen auf einige Antworten auf unsere Rätsel- und Kernfrage, die lange vor der deutschen Philosophie liegen. Hier spielen weitere grundsätzliche Fragen hinein: Ist das Böse eine real existierende Wirk- und Weltmacht oder bloße Negation, Verneinung ohne eigenständige Wirklichkeit, also ein im eigentlich Sinn Nicht-Seiendes? Wie steht das Böse zu Gott (wenn wir dessen Existenz voraussetzen)? Ist es ihm untergeordnet, oder hat es eine eigenständige Wirklichkeit, die auch Gott nicht beeinflussen kann? Ist das Böse so absolut wie Gott, oder ist es bloß eine relative Größe und Potenz, was die meisten Religionen annehmen ?

Einen radikalen Gut-Böse-Dualismus vertrat der altpersische Prophet Zarathustra: Das Gute und das Böse stehen sich bei ihm als eigenständige Prinzipien gegenüber, die im ewigen Kampf miteinander liegen, in den die Menschen einbezogen sind. Der Weltprozess erhält dadurch eine metaphysische Dramatik, der kein Mensch ausweichen kann, weil niemand außerhalb des Weltprozesses steht. Das gibt der Einzelexistenz eine ganz eigene Würde und Tiefe. Aber auch Schwere und Verantwortung.

Und vergleichbare Ansätze im europäischen Raum ?

Im altgriechischen Denken begegnen wir einem etwas anders strukturierten Ur-Dualismus, Erstmalig greifbar bei Hesiod (um 700 v.Chr.). Chaos ist hier der ungeordnete Urzustand der Welt, fast identisch mit der Leere oder dem Nichts. Aus diesem Chaos entfaltet sich der Kosmos, die harmonische und geordnete Welt, der die Menschen sinnvoll eingegliedert sind. Diese Entfaltung ist ein kämpferisches Geschehen, wie es in etwas anderer Form auch in den orphischen Mysterienkulten gelehrt wurde. Der Mensch ist aufgerufen, die noch in ihm vorhandenen unbewusst-dunklen und in diesem Sinne bösen Anteile zu überwinden, sie zu transformieren zu kosmischer Klarheit und Harmonie, wie sie sich etwa in der Siebenzahl manifestiert, der Zahl Apollons.

Der Versuch des Philosophen Schelling, das Rätsel des Bösen zu denken, ist wohl einer der großartigsten Entwürfe überhaupt zu unserem Thema. Schelling übernimmt Jakob Böhmes Vorstellung eines Geisterringens antagonistischer Kräfte im kosmischen Geschehen, womit ein metaphysischer Kampf von seelisch-geistigen Wesenheiten gemeint ist, in die auch die menschliche Seele verstrickt ist. Auch für Schelling ist der Kosmos im letzten geordnetes Chaos, mühsam zur Ordnung gezwungene Formlosigkeit. Wie die Finsternis den Ermöglichungsgrund des Lichtes darstellt, so ist die Nacht des chaotisch Unbewussten und des blinden Wollens der Ermöglichungsgrund des bewussten Geistes. Dieser Widerspruch des Seins gründet im Absoluten selbst, er ist also nicht eliminierbar, gehört zur Grundbedingung der Existenz überhaupt.

Schelling: „Nach der ewigen Tat der Selbstoffenbarung ist nämlich die Welt, wie wir sie jetzt erblicken, alles Regel, Ordnung und Form; aber immer liegt noch im Grund das Regellose, als könne es einmal wieder durchbrechen, und nirgends scheint es, als wären Ordnung und Form das Ursprüngliche, sondern als wäre ein anfänglich Regelloses zur Ordnung gebracht worden. (…) Ohne dies vorausgehende Dunkel gibt es keine Realität der Kreatur; Finsternis ist ihr notwendiges Erbteil… Dennoch wüssten wir nichts, das den Menschen mehr antreiben könnte, aus allen Kräften nach dem Lichte zu streben, als das Bewusstsein der tiefen Nacht, aus der er ans Dasein gehoben worden.“ (Schelling-Monografie, S.123) Das Böse ist für Schelling nicht bloße Verneinung der inneren Harmonie, sondern positive Disharmonie. Damit wird der Weltprozess wie bei Zarathustra zu einem metaphysischen Drama, einem den ganzen Menschen erfassenden Bewusstseinsringen.

Grundsätzlich gilt: Das Gut-Böse-Rätsel ist mit Blick auf ein bloß biologisch, psychologisch und sozial geprägtes Menschenbild nicht zu bewältigen. Alle Versuche in dieser Richtung sind mehr oder weniger gescheitert. Der metaphysische Grundansatz, wie ich ihn vertrete, ist in der herrschenden Intellektualkultur eher ein Fremdkörper, sofern damit Wissensansprüche verbunden sind, aber ich bleibe dabei.

Du kennzeichnest die Auseinandersetzung in der Welt und um die Welt auch als Geisterringen. Wie kommst du darauf ?

Dass es im Universum ein großes Geisterringen gibt, ist eine sicher weitgehende Behauptung oder auch Hypothese, die sich naturgemäß nicht in Gänze beweisen lässt. Aber es gibt Indizien dafür. Die ‚Götterschlachten’, die sich in den meisten Weltmythen finden, so verschieden sie auch sind, gehören auf jeden Fall dazu, wenn wir diese mit Schelling ins Geistige transponieren oder als Verbildlichung seelisch-kosmischer Prozesse betrachten. Die modernen Neomythen (im Bereich von Fantasy und Sciencefiction, etwa „Matrix“ oder „Herr der Ringe“) basieren darauf und zehren von dieser archetypischen Substanz.

Auch in der Kosmologie der All-Lebendigkeit und Naturphilosophie von Helmut Krause spielt das Geisterringen zwischen den antagonistischen Kräften von Kosmos und Chaos eine zentrale Rolle. Der Mensch wird hier als integraler Mit-Akteur in die kosmische Verantwortung gestellt.

Freiheit und Verantwortung werden, meist in dieser Reihenfolge, ja oft zusammengedacht. Welche Bedeutung hat der Freiheitsbegriff für den Menschen in unserem Zusammenhang?

Der Gut-Böse-Gegensatz ist nicht sinnvoll zu denken ohne die Freiheit, verstanden als geistig-moralische Freiheit oder Willensfreiheit. Existierte diese in einem sozusagen absoluten Sinn nicht, was die völlige Zufälligkeit und Verantwortungslosigkeit des Menschen zur Folge hätte, wäre es müßig, über das Böse und seinen Widerpart, also das sogenannte Gute, auch nur eine Zeile zu schreiben. Freiheit, als Entscheidungsfreiheit, mag intellektuell und von der herkömmlichen Kausalvorstellung aus nicht erweisbar sein – ohne sie wird die Frage nach dem Bösen und dem Guten zur Scheinfrage.

Letztlich führen alle Gedankenpfade zum Gut-Böse-Thema auf die Frage zurück: „In was für einem Universum leben wir?“ Nur in einem lebendigen, von der Weltseele durchpulsten Universum erfährt die Frage nach dem Guten und dem Bösen eine ontologische Verankerung. Dann wäre dieser Kosmos (auch) ein karmischer Kosmos, in dem wir ‚Farbe zu bekennen haben’ und in dem es keine neutrale Nische gibt.

Wie ist das nun mit der Freiheit geistig-moralischer Freiheit, die im Willen wurzelt? Lässt sich die Willensfreiheit denken? In der Welt der Erscheinungen, so meinte Kant, ist die Freiheit nicht aufzufinden. Wenn sie einen Ort hat, muss dieser außerhalb der sinnlich-physischen Welt und deren Kausalverknüpfung liegen. In Schellings Schrift „Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit“ von 1809 definiert Schelling Freiheit schlicht als „ein Vermögen des Guten und des Bösen“.

Schelling: „Denn das Böse ist ja nichts anderes als der Urgrund der Existenz.“ (Mon. S.128) Es wird in seinem Zutagetreten ermöglicht durch eine „positive Verkehrtheit oder Umkehrung der Prinzipien“. Und: „Der Mensch ist auf jenen Gipfel gestellt, wo er die Selbstbewegungsquelle zum Guten und dem zum Bösen gleicherweise in sich hat: Das Band der Prinzipien ist kein notwendiges, sondern ein freies. Er steht am Scheidepunkt; was er auch wähle, es wird seine Tat sein, aber er kann nicht in der Unentschiedenheit bleiben.“ (Mon. S.126)

Freiheit ist für Schelling im letzten kein Phänomen der Erfahrung in der Sinnenwelt, sondern eine transzendentale Größe, eine solche jenseits und in gewisser Weise, vor dem Hineingeborenwerden, der Inkarnation des Menschen. Schon das So-und-nicht-anders-Sein des Menschen ist das Ergebnis einer vor der Inkarnation getroffenen geistigen Tat und Entscheidung. Der Einzelne hätte ein anderer sein können, als er realiter ist. Diesen Gedanken finden wir auch bei Schopenhauer.

Freiheit als Möglichkeit zum Bösen, verstanden als Sich-Losreißen vom „Universalwillen“ (Schelling) und damit von der Großen Ordnung, vom Weltgesetz (Dharma oder Tao), kann nur metaphysisch verstanden werden. Wir sind bei der Frage nach Gut und Böse und der darauf bezogenen Freiheit des Willens in einem geistig-kosmischen und existentiellen Raum, der von der herrschenden Wissenschaft nicht erhellt werden kann, wie alle Erfahrungen belegen.

Und der Gedanke der Reinkarnation, den du wie andere auch vertrittst, wird erst gar nicht erwogen, meist vehement als unwissenschaftlich abgetan. Wie denkst du einen tiefgründigen Karmabegriff, der den Kampf von Gut und Böse, als Grundprinzipien der Schöpfung, widerspiegelt ?

Ja, ist der Gedanke der Wiedergeburt hilfreich für das Verständnis des Bösen? Das lässt sich mit guten Gründen bejahen, und wenn auch nur als erklärungsstarke Arbeitshypothese. Wieso „erklärungsstark“? Die einmalige menschliche Existenz zwischen Geburt und Tod wirkt für sich genommen aberwitzig. Wozu der Kampf gegen das Böse und für das Gute (was immer der Einzelne darunter versteht), wenn doch der Tod als schwarze Wand bevorsteht, an der wir sinnlos zerschellen?

Wahrscheinlich braucht der Weltprozess die Reinkarnation menschlicher Wesen. Der Mensch ist offenbar mehr als nur ein höheres oder kluges Tier, es scheint ein Ziel auf jedem bewohnten Gestirn für ihn zu geben. Er ist offenbar einem Gesetz unterworfen, das ihn aus einer Urkatastrophe, einer Art Sturz, und damit aus der Nacht in das Licht des Bewusstseins geführt hat, in einen neuen Sternenweg hinein, in neue Bewährungen und Entscheidungen. Und dies über wiederholte Verkörperungen, stets Absturz-gefährdet, stets noch durchwirkt vom Chaos, aus dem er einst emporstieg. (vgl. Krause, Vom Regenbogen, S. 125 f) Da ist er nun, da sind wir nun. Wie verhalten wir uns? Gerade auf der Erde scheint dieser Prozess besonders schwierig und heikel zu sein, der Boden, auf dem wir stehen, wirkt phasenweise wie seelisch-geistig kontaminiert, wir inkarnieren eine schwer zu tragende karmische Altlast, die sich nur mit erheblichem Kraftaufwand ‚abarbeiten’ lässt.

Wenn das so ist: welchen Forderungen muss sich der Einzelne stellen? Kann er diesen nicht einfach aus dem Wege gehen ? Warum ist die Frage der Haltung zum Bösen (und Guten) eine Schicksalsfrage?

Unsere Existenz, dies sollte nie vergessen werden, ist der Ernstfall, keine Generalprobe. Dieser Ernstfall vollzieht sich jetzt. Im Hier und im Heute, durchtobt vom Kampf antagonistischer Kräfte. Es geht um etwas. Der Mensch ist auf etwas hin angelegt. Er agiert nicht im Nirgendwo oder im seelisch-geistigen Niemandsland. Es gibt offenbar geistige Gesetze, die man nicht ungestraft verletzen oder missachten kann. Und es gibt eine kosmische Verantwortung, die aus einer Kosmologie heraus sinnvoll erscheint, die den Menschen als integralen Teil eines von Bewusstsein erfüllten und lebendigen Ganzen versteht.

Das Böse, würde ich sagen, ist der stets als Möglichkeit gegenwärtige Sog ins Chaos, zurück in die blinde Nacht unseres Ursprungs, verbunden mit der fortgesetzten Missachtung der Großen Ordnung dieses rundum lebendigen Universums, das des ‚gemeinten’ und damit eigentlichen Menschen zu seiner Erfüllung bedarf.

Der Einzelne, als konkret Handelnder in der Welt, muss in irgendeiner Form zu dieser Frage Stellung beziehen, muss lebbare Antworten für sich finden. Es gibt keinen absolut wertneutralen Raum. Philosophische Ansätze, die hier angeklungen sind, sind keine Ideologien, sondern Denkmöglichkeiten, deren Wahrheitsgehalt sich stets an der lebendigen Erfahrung bewähren muss.

Welchen Charakter trägt die heutige konkrete globale Situation aus der Sicht der grundlegenden Auseinandersetzung von Kosmos und Chaos ?

Die Situation auf diesem Planeten ist untergangsgefährdet. Das hochgeordnete Leben als Ganzes steht sozusagen auf dem Prüfstand. Die Lage ist bedrohlich gekippt. Die Kräfte des Chaos scheinen hier über weite Strecken die Regie übernommen zu haben, auch wenn es bislang nicht gelungen ist, die schöpferisch-bewahrenden Kräfte vollends auszuschalten. Es ist eine Art Patt entstanden. Wer wird letztendlich siegen? Als die erste Atombombe gezündet wurde (am 16. Juli 1945 in der Wüste von Nevada), war dies für die anwesenden Forscher eine grundstürzende, die Seele aufwühlende Erfahrung von quasi-religiösem Charakter. Robert Oppenheimer, der Chef des Manhattan-Projektes, brachte dies in die Formel: „Wir haben die Arbeit des Teufels getan!“

Für „Teufel“ lässt sich auch der Begriff „Chaos“ einsetzen. Das alte Chaos bahnt sich (wieder) seinen Weg nach oben. Das Sicherheitsschloss der Natur gleichsam ist aufgebrochen worden durch diesen brutalen Griff in das innerste und zarte Gefüge der Materie.

Das machen sich die wenigsten klar, obwohl ein gewisses Empfinden für das Ungeheuerliche des Vorgangs im Grunde da ist.

Oft steigt erst im Extremen ein Ahnen auf, dass sich menschliches Sein grundsätzlich in einem archetypisch aufgeladenen und metaphysischen Feld abspielt. Man kann dieses Feld, diesen Seelenraum, nicht verlassen. Wir begreifen in ihm etwas von der Tiefe und den Abgründen der Welt und der Dinge. Und von dem erschreckend dünnen Firnis der herrschenden Kultur. Wir könnten verstehen, dass es um etwas geht. Dass wir gefordert und aufgerufen sind, uns zu stellen. Im übrigen: Das Grundsätzliche in Bezug auf das Böse äußert sich im je Einzelnen in unzähligen Facetten, die niemand überschauen kann. Schon eine grobe Typologie (die möglich ist) würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. So ist jeder aufgefordert, wenn er sich darauf einlässt, das von mir umrissene Prinzipielle mit dem sog. Konkreten, das ihm erfahrungsmäßig zugänglich ist, zusammenzudenken.

Das ist nachvollziehbar. Aber was meinst du mit der Formulierung „uns zu stellen“? Welcher Instanz gegenüber und in welchem Zusammenhang ?

Je älter ich werde, umso stärker wird in mir die Überzeugung, dass wir gleichsam auf einer offenen kosmischen Bühne stehen und agieren. Wir blicken hinaus, ins Weite, in das Universum, das nächtliche Firmament. Aber der Kosmos blickt gleichsam zurück. Wir sind nicht nur die Blickenden, als die wir uns wähnen, sondern die umfassend Angeblickten. Als Angeblickte sind wir auch geistig-kosmisch ‚Gemeinte’. Und das Empfinden dieses ‚Gemeintseins‘ könnte ein Weckruf sein, sich der Mensch-Kosmos-Chaos-Frage neu zu stellen und damit auch der kosmischen Verantwortung, die mit unserer Existenz gegeben ist, wenn wir in einem rundum lebendigen Universum leben und hier unseren Platz finden in dem Geisterringen, das diese Welt durchwirkt.

Ein gutes Schlusswort, denke ich, vielen Dank, Jochen. Zur Vertiefung des Themas seien dein youtube-Kanal, deine Schelling-Monografie bei Rowohlt und Helmut Krauses „Vom Regenbogen und vom Gesetz der Schöpfung“ empfohlen.

Interview Ende

 

Friedensfeier von F. Hölderlin

Wenn man das Videogespräch ‚Endzeit‘, das den Versuch darstellt, den naturphilosphischen Zusammenhang des Themas darzustellen und die verschiedenen Auffassungen in diesem Bereich einzuordnen, dann kann man  – als eine Art Pendant –  die „Friedensfeier“ von Friedrich Hölderlin lesen, die offenbar die Phase der Menschheitsentwicklung beschreibt, die nach durchschrittener ‚Endzeit‘ möglich ist, von Menschen aller Kulturen ersehnt oder auch ‚gesehen‘ wurde (und wird).

Friedensfeier

Zum Grundverständnis dieses Gedichtes ist es meinem Empfinden nach von Bedeutung, den Text vor allem als eine Darstellung von Gedanken und Bildern zu betrachten, aufzunehmen und wirken zu lassen, die in einer bestimmten Sphäre angesiedelt sind. Man könnte sie als zukünftig-gegenwärtig charakterisieren und, das ist sicher für jeden Leser wahrnehmbar, als herausragend aus dem Wahrnehmungsbereich, den wir im Alltag (bisher) gewohnt sind. Man hat fast das Gefühl, dass der Sprechende aus mehreren Sphären gleichzeitig spricht als einer, der nicht mehr völlig unkundig sein kann und der sich des ‚Überzeitlichen‘ sehr wohl bewusst ist.

Jeglicher Versuch, hier vollständige Deutung in einem rationalen Sinne und bezogen auf ‚gewohnte Umstände‘ zu erreichen, muss scheitern. Auch meine kurze Darstellung hier sollte nur als eine Art Brücke oder Versicherungsmöglichkeit eigener Wahrnehmung genommen werden, wo dies angezeigt ist und dazu anregen, diesen Text intensiv und unvoreingenommen wahrzunehmen.Nicht mehr und nicht weniger. Eine vollständige Interpretation ist nicht möglich und auch unsinnig – es kommt darauf an, was der Einzelne beim Lesen empfindet, wie er es mitschöpferisch gestaltet, sein Lesen und Verstehen.  Echte Kunst ist unauslotbar. Wenn sie sich auf metaphysische Bereiche bezieht, dann umso mehr. Wenn es dann noch um das Thema geht, dass den Menschen durch die Verkörperungen hindurch durchdringt, antreibt, irren und verzweifeln, hoffen und durchhalten lässt…

Die wichtigste ‚Funktion‘ des Textes ist es meinem Empfinden nach im Leser und/oder Hörer die Atmosphäre aufsteigen oder erahnbar werden zu lassen, die mit einer grundsätzlichen Änderung der irdischen Verhältnisse und deren Feier – einer Art Besiegelung – verbunden ist oder sein könnte. Dabei wird der Mensch als Ganzes erfasst, das Herz seines Daseins und Werdens angesprochen: Erinnere dich, Mensch, das ersehnst du wie die vielen. Erinnerst du dich ? Wird es sein ? –

Man kann den Text also als eine Art Anamnesis ansehen, eine Tiefenerinnerung an das Mögliche, Geplante, schon oft Geschehene und auf Erden immer noch Angestrebte und Gewollte. (Vgl. Jochen Kirchhoff „Was die Erde will“ und „Das Kosmische Band“)

 

Friedrich Hölderlin

„Friedensfeier

Ich bitte, dieses Blatt nur gutmütig zu lesen. So wird es sicher nicht unfaßlich, noch weniger anstößig sein. Sollten aber dennoch einige solche Sprache zu wenig konventionell finden, so muß ich ihnen gestehen: ich kann nicht anders. An einem schönen Tage läßt sich ja fast jede Sangart hören, und die Natur, wovon es her ist, nimmts auch wieder.

Der Verfasser gedenkt dem Publikum eine ganze Sammlung von dergleichen Blättern vorzulegen, und dieses soll irgend eine Probe sein davon.“

Schon wie Hölderlin den Text einführt, lässt aufscheinen: Lieber Hörer, der du auch ein Leser sein kannst, hier werden Dinge gesagt werden müssen – „ich kann nicht anders“ – die nur „gutmütig“ aufgenommen werden können, vorurteilsfrei, offen für das Gesagte, in gewissem Sinne ohne jeglichen hemmenden Widerstand des Hörenden, mit Wohlwollen, vielleicht auch mit gutem Mut, mit einem Mut den es braucht, dies zu sagen wie dies für wahr zu nehmen, was gesagt wird.

„Der himmlischen, still widerklingenden,

Der ruhigwandelnden Töne voll,

Und gelüftet ist der altgebaute,

Seliggewohnte Saal; um grüne Teppiche duftet

Die Freudenwolk und weithinglänzend stehn,

Gereiftester Früchte voll und goldbekränzter Kelche,

Wohlangeordnet, eine prächtige Reihe,

Zur Seite da und dort aufsteigend über dem

Geebneten Boden die Tische.

Denn ferne kommend haben

Hieher, zur Abendstunde,

Sich liebende Gäste beschieden.“

Die Eingangssituation ist von ruhiger, schöpferischer Fülle gekennzeichnet, alles glänzt in ruhiger Ordnung den Ankömmlingen, den „liebenden Gästen“ entgegen. Ein wenig irritiert lauscht man nocheinmal nach: nicht „liebe Gäste“, nein: „liebende Gäste“. Sind es sich liebende Gäste, sind es liebende Gäste, oder doch liebe Gäste, es changiert eigenartig und bestimmt die Gemeinten als in jedem Falle hochgestimmte, der Liebesfülle Gewahrseiende. Sie kommen zur Abendstunde. Zur Abendstunde des Gestirnes, so lese ich es im naturphilosophischen Kontext, feiern das Erreichte, feiernd wohl auf einem ganz anderen Niveau des Lebens, wenn man die Situation im Innern mit den nur zu gewohnten Nachrichten ‚aus aller Welt‘ in Vergleich zu bringen versucht.

Ach, der „altgebaute, seliggewohnte Saal“, die irdische Atmosphäre, der Lebensraum von Weltseele durchflutet, sie selbst erinnernd. Der Ort des Menschen. Hier. Auf der Erde. Dies ist unser Saal, in dem alles verhandelt wird, was uns angeht – und den betreten nun bald jene Gäste, jene besonderen Gäste, die  – so scheint es – von allem und allen erwartet werden ?

Es ist ein Zeitpunkt nach hoher Ernte, denn die Kelche sind gefüllt und die Früchte liegen in großer Fülle auf den Tafeln, die auch als Tafelberge vor flacher Landschaft, geebnet-geordneter, vielleicht – ganz sicher – bewirtschafteter Landschaft vorstellbar sind. Hatte Hölderlin die Alpen vor Augen für diese Szene ?

Und dämmernden Auges denk ich schon,

Vom ernsten Tagwerk lächelnd,

Ihn selbst zu sehn, den Fürsten des Fests.

Doch wenn du schon dein Ausland gern verleugnest,

Und als vom langen Heldenzuge müd,

Dein Auge senkst, vergessen, leichtbeschattet,

Und Freundesgestalt annimmst, du Allbekannter, doch

Beugt fast die Knie das Hohe. Nichts vor dir,

Nur Eines weiß ich, Sterbliches bist du nicht.

Ein Weiser mag mir manches erhellen; wo aber

Ein Gott noch auch erscheint,

Da ist doch andere Klarheit.

Der Fürst des Festes wird wohl auch zugegen sein. Assoziationen wallen sofort heran: ist es eine messiasähnliche Gestalt, eine übermenschliche Gestalt, ein Gott gar, der hier angekündigt wird als Leitfigur ? Denn die letzten Zeilen sind zwar nicht unmittelbar auf den Fürsten des Festes bezogen, aber die mittelbaren Hinführungen lassen kaum einen andern Schluss zu: der Fürst des Festes muss ein Gott sein. Anders gesagt: ein Göttlicher Mensch, einer, der selbst den Weisenstatus schon überschritten hat. Ein Nich-(mehr-)Sterblicher, entfernt vom Menschsein wie das Tier vom Menschen, hält echte Ehrfurcht in Atem.

Beim Ausland, das jener verleugnen soll, kann nun vieles mitschwingen, und auch der Heldenzug, der lange, käme für nicht-irdische Herkunft des Gemeinten, für ein Wandeln von Gestirn zu Gestirn, wie für ein Wandern durch die Verkörperungen in je großartiger Funktion,  in Frage.

Allbekannt kommt da einer auf uns zu, nur zu bekannt, nur jedem zu bekannt und bringend eine ganz andere Art geistiger Kraft mit sich, die durchdringend und überformend allem überlegen ist, was wir Wissen und Erkennen nennen im Staub unserer Alltage.

Von heute aber nicht, nicht unverkündet ist er;

Und einer, der nicht Flut noch Flamme gescheuet,

Erstaunet, da es stille worden, umsonst nicht, jetzt,

Da Herrschaft nirgend ist zu sehn bei Geistern und Menschen.

Das ist, sie hören das Werk,

Längst vorbereitend, von Morgen nach Abend, jetzt erst,

Denn unermeßlich braust, in der Tiefe verhallend,

Des Donnerers Echo, das tausendjährige Wetter,

Zu schlafen, übertönt von Friedenslauten, hinunter.

Ihr aber, teuergewordne, o ihr Tage der Unschuld,

Ihr bringt auch heute das Fest, ihr Lieben! und es blüht

Rings abendlich der Geist in dieser Stille;

Und raten muß ich, und wäre silbergrau

Die Locke, o ihr Freunde!

Für Kränze zu sorgen und Mahl, jetzt ewigen Jünglingen ähnlich.

 

Und manchen möcht ich laden, aber o du,Der freundlichernst den Menschen zugetan,

Dort unter syrischer Palme,

Wo nahe lag die Stadt, am Brunnen gerne war;

Das Kornfeld rauschte rings, still atmete die Kühlung

Vom Schatten des geweiheten Gebirges,

Und die lieben Freunde, das treue Gewölk,

Umschatteten dich auch, damit der heiligkühne

Durch Wildnis mild dein Strahl zu Menschen kam, o Jüngling!

Ach! aber dunkler umschattete, mitten im Wort, dich

Furchtbarentscheidend ein tödlich Verhängnis. So ist schnell

Vergänglich alles Himmlische; aber umsonst nicht;

 

Denn schonend rührt des Maßes allzeit kundig

Nur einen Augenblick die Wohnungen der Menschen

Ein Gott an, unversehn, und keiner weiß es, wenn?

Auch darf alsdann das Freche drüber gehn,

Und kommen muß zum heilgen Ort das Wilde

Von Enden fern, übt rauhbetastend den Wahn,

Und trifft daran ein Schicksal, aber Dank,

Nie folgt der gleich hernach dem gottgegebnen Geschenke;

Tiefprüfend ist es zu fassen.

Auch wär uns, sparte der Gebende nicht,

Schon längst vom Segen des Herds

Uns Gipfel und Boden entzündet.

„Denn schonend rührt des Maßes allzeit kundig“ – das erscheint als eine Beschreibung des sinnvollen Verkehrs von Menschen und Göttern, von der Vorsicht, die die geistigen Welt walten lassen muss, um Menschen nicht zu überfordern und um ihre Entscheidungsfreiheit nicht einzuschränken. Die weiteren Zeilen betreffen die Reaktionsweisen auf die ‚göttlichen Impulse‘. –

Des Göttlichen aber empfingen wir

Doch viel. Es ward die Flamm uns

In die Hände gegeben, und Ufer und Meersflut.

Viel mehr, denn menschlicher Weise

Sind jene mit uns, die fremden Kräfte, vertrauet.

Und es lehret Gestirn dich, das

Vor Augen dir ist, doch nimmer kannst du ihm gleichen.

Vom Allebendigen aber, von dem

Viel Freuden sind und Gesänge,

Ist einer ein Sohn, ein Ruhigmächtiger ist er,

Und nun erkennen wir ihn,

Nun, da wir kennen den Vater

Und Feiertage zu halten

Der hohe, der Geist

Der Welt sich zu Menschen geneigt hat.

 

Denn längst war der zum Herrn der Zeit zu groß

Und weit aus reichte sein Feld, wann hats ihn aber erschöpfet?

Einmal mag aber ein Gott auch Tagewerk erwählen,

Gleich Sterblichen und teilen alles Schicksal.

Schicksalgesetz ist dies, daß Alle sich erfahren,

Daß, wenn die Stille kehrt, auch eine Sprache sei.

Wo aber wirkt der Geist, sind wir auch mit, und streiten,

Was wohl das Beste sei. So dünkt mir jetzt das Beste,

Wenn nun vollendet sein Bild und fertig ist der Meister,

Und selbst verklärt davon aus seiner Werkstatt tritt,

Der stille Gott der Zeit und nur der Liebe Gesetz,

Das schönausgleichende gilt von hier an bis zum Himmel.

Einmal mag aber ein Gott auch Tagewerk wählen. – Das kann sich im Grunde nur auf den Avatar-Mythos beziehen, auf die freiwillige Verkörperung eigentlich vollendeter Menschen, Buddhas, die ‚das Rad der Wiedergeburt‘ hinter sich gelassen haben.

Viel hat von Morgen an,

Seit ein Gespräch wir sind und hören voneinander,

Erfahren der Mensch; bald sind wir aber Gesang.

Und das Zeitbild, das der große Geist entfaltet,

Ein Zeichen liegts vor uns, daß zwischen ihm und andern

Ein Bündnis zwischen ihm und andern Mächten ist.

Nicht er allein, die Unerzeugten, Ewgen

Sind kennbar alle daran, gleichwie auch an den Pflanzen

Die Mutter Erde sich und Licht und Luft sich kennet.

Zuletzt ist aber doch, ihr heiligen Mächte, für euch

Seit ein Gespräch wir sind… – man kann es so lesen: seit wir – als Menschen mit Sprache bemächtigt – dem Tierreich entwachsen sind, der Sphäre des Menschseins angehörend – bis eines Tages auch das Menschsein überschritten wird durch die, die sich des ‚Gesanges‘ befleissigen, also sich dem Weltenklang angleichen, um in ihn einstimmen zu können und man sieht förmlich ‚die klingenden himmlischen Heerschaaren‘ vor sich.

Das Liebeszeichen, das Zeugnis

Daß ihr noch seiet, der Festtag,

Der Allversammelnde, wo Himmlische nicht

Im Wunder offenbar, noch ungesehn im Wetter,

Wo aber bei Gesang gastfreundlich untereinander

In Chören gegenwärtig, eine heilige Zahl

Die Seligen in jeglicher Weise

Beisammen sind, und ihr Geliebtestes auch,

An dem sie hängen, nicht fehlt; denn darum rief ich

Zum Gastmahl, das bereitet ist,

Dich, Unvergeßlicher, dich, zum Abend der Zeit,

O Jüngling, dich zum Fürsten des Festes; und eher legt

Sich schlafen unser Geschlecht nicht,

Bis ihr Verheißenen all,

All ihr Unsterblichen, uns

Von eurem Himmel zu sagen,

Da seid in unserem Hause.

Die letzten Zeilen dieser Strophe greifen noch einmal das Avatarthema auf und deuten auf einen Zeitpunkt hin, da sie unmittelbar, also in der Physis, tätig sind und der Menschheit direkt helfen und sie leiten.

Leichtatmende Lüfte

Verkünden euch schon,

Euch kündet das rauchende Tal

Und der Boden, der vom Wetter noch dröhnet,

Doch Hoffnung rötet die Wangen,

Und vor der Türe des Hauses

Sitzt Mutter und Kind,

Und schauet den Frieden

Und wenige scheinen zu sterben,

Es hält ein Ahnen die Seele,

Vom goldnen Lichte gesendet,

Hält ein Versprechen die Ältesten auf.

Wohl sind die Würze des Lebens,

Von oben bereitet und auch

Hinausgeführet, die Mühen.

Denn Alles gefällt jetzt,

Einfältiges aber

Am meisten, denn die langgesuchte,

Die goldne Frucht,

Uraltem Stamm

In schütternden Stürmen entfallen,

Dann aber, als liebstes Gut, vom heiligen Schicksal selbst,

Mit zärtlichen Waffen umschützt,

Die Gestalt der Himmlischen ist es.

Die ‚goldne Frucht‘ assoziiere ich mit der Gestalt des ‚Messias‘, mit dem Wesen, das als Leitfigur vom ‚heiligen Schicksal‘ seine Aufgabe erfüllt. Das Uralte dieses Wesens wird bedeutet.

Wie die Löwin, hast du geklagt,

O Mutter, da du sie,

Natur, die Kinder verloren.

Denn es stahl sie, Allzuliebende, dir

Dein Feind, da du ihn fast

Wie die eigenen Söhne genommen,

Und Satyren die Götter gesellt hast.

So hast du manches gebaut,

Und manches begraben,

Denn es haßt dich, was

Du, vor der Zeit

Allkräftige, zum Lichte gezogen.

Nun kennest, nun lässest du dies;

Denn gerne fühllos ruht,

Bis daß es reift, furchtsamgeschäftiges drunten.

Die letzte Strophe geht nocheinmal auf die Grundsituation des lebendigen Gestirnes eine, auf die Notwendigkeit des langen Reifens des Seelischen in den Naturreichen, bis es eines Tages als Mensch in der Bewährung steht. Im Grunde ist hier die tiefste Wahrheit der Mensch-Erde-Beziehung beschrieben, die man nur in einer ’spirituellen Ökologie‘ fassen kann.

Quelle:
Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart 1953.
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Menuhin über den jüdischen Philosophen Brunner

https://de.wikipedia.org/wiki/Constantin_Brunner#Einführungen_in_die_Philosophie_Brunners

Man muss diesen großartigen Musiker mögen – und man spürt  seine ureigene Philosophieaffinität. Das Ehrliche, Hoch-Menschliche. Und die Weisheit eines erfahrenen, um das Wohl der Menschheit Bemühten.

17:44  Kurze Sequenz zu seinem Suchen nach einer einheitlichen Feldtheorie

23:30 Er betrachtet Brunner, Laotse und offensichtlich Spinoza als seinen ‚Wegbegleiter‘. –

28:40  ‚Geistige Menschen‘ versus ‚Volk‘

55:50  Das Geistige war bisher zu keiner Zeit auf der Erde dominierend

57:00  Die ‚Absolutheits-Verwechselungen‘

https://www.constantinbrunner.net/

 

Gerhardt Staufenbiel

Ich habe einige interessante Beiträge auf der Seite teeweg.de gefunden: zu Hölderlin und Nietzsche; auch zu Experimentalphysik, der Mann war (?) Plasmaforscher.

Knapp am Nobelpreis vorbei!

http://teeweg.de/for_345/viewtopic.php?f=36&t=114

http://www.teeweg.de/blog/category/dichtung-und-philosophie/hoelderlin/

Bericht der Galileo Commision: Science Beyond a Materialist Worldview

Wissenschaftler-Kommission fordert Erforschung des Bewusstseins jenseits der materialistischen Weltanschauung

Hier das zusammenfassende PDFGalileo-Report-Final

Summary of Arguement ab S.22

A Galileo Moment

Aktivitäten von Prof. Harald Walach

Christian Bührig mit fairem Artikel zum Video ‚Masse und Materie‘

Philosoph Jochen Kirchhoff – Masse & Materie

Ein angenehm sachlicher und nachdenklicher Ton, der von Christian Bührig angestimmt wird. Man wünschte sich, einige Physiker hätten die Courage, so sachlich zu Jochen Kirchhoffs Denkangeboten Stellung zu beziehen. So käme ein Dialog in Reichweite, der fruchtbar sein könnte für die notwendigen Korrekturen in der Philosophie und den Naturwissenschaften.

Anerkennenswert sein Rückgriff auf vorsokratische Philosophie, seine Bezugnahme auf einige Gedanken Schrödingers – und das Buchprojekt von ihm ist von der dialogischen Form her ansprechend.

Jochen Kirchhoff Videogesprach „Kopernikus – der Kampf um die Mitte“

Jochen Kirchhoff liefert einen informativen Abriss der Geschichte der Kosmosvorstellungen um das Wirken des Kopernikus herum. Dabei wird dessen eigentliche Leistung herausgearbeitet -die Wiedereinsetzung der Erde in ihre ‚Rechte als ein göttlicher Himmelskörper‘ unter anderen. Es ensteht auch ein lebendiges Bild von der Persönlichkeit dieses außergewöhnlichen Astronomen und den Lauf der Ideengeschichte in seiner Verwickeltheit und auch Widersprüchlichkeit.

Das Unsichtbare und das Sichtbare – Video mit Jochen Kirchhoff

https://www.youtube.com/watch?v=-mXSLyxCClk&t=2314s

Ein sehr gelungenes Video zu einem allgegenwärtigen und jederzeitig-immerwährenden Thema – einem der ‚Das-Thema-schlechthin-seinenden Themen‘, von dem aus sich Ableitungen in alle Lebensbereiche von selbst verstehen

Welche Naturphilosophie ?

Ein Websiteprojekt von Thomas Kirchhoff, der – auf den ersten Blick – doch vergleichsweise ‚gemäßigt‘ erscheint oder zumindest auf durchaus ‚richtigen Spuren‘ :

http://www.fest-heidelberg.de/pd-dr-thomas-kirchhoff/

Naturphilosophie.org

Einstieg

Natürlich handelt es sich hier um ‚verwissenschaftlichte‘ Naturphilosophie; der Einstiegstext zeigt dennoch ein gewisses Gefühl für die Notwendigkeit einer Neubestimmung. Im Publikationsteil taucht eine Diskussion von Fechners ‚Vorstellungen‘ durch Dirk Evers auf. Zumindest ist es interessant, wie weit oder wie fern hier die Professoren und Professorinnen gekommen sind. Teilweise werden die bekannten Abwege eingeschlagen – bis hin zur quasi legitimierenden Bio(technik)philosophie und zum Transhumanismus.

Der Begriff ‚Naturphilosophie‘ wird ja auch ohne mit der Wimper zu zucken von Leuten wie H.Lesch verwendet. Ist der Begriff zu retten ? Sollte man lieber gleich ein Attribut davor setzen ?

Kosmologisch-metaphysische Naturphilosophie ?

 

Zum Begriff der Anamnesis bei Jochen Kirchhoff und Helmut Friedrich Krause

Dies ist ein zunächst kurzgehaltener Versuch einer auch rationalen Annäherung an ein schwieriges Thema, ein Thema, das ohne Einbettung in eine naturphilosophische Kosmologie und Metaphysik nicht bewältigbar ist. Moderne Psychologie, Philosophie und die thematisch hier immer wieder angesprochenen Naturwissenschaften werden entweder die Phänomene an sich in Zweifel ziehen oder zu eingemeindenden Erklärungsmustern greifen, die auf eine Nivellierung und tendenzielle Bagatellisierung hinauslaufen. Sie werden eine Selbstinfragestellung ihrer Disziplinen in ihrer derzeitigen Verfasstheit, die aufkommen würde bei echter Annahme der Phänomene und davon in gewisser Weise unabhängiger philosophischer Tiefenschau, in der Regel abwehren. Unter Wahrung des materialistisch-naturwissenschaftlichen Paradigmas unserer Tage ist eine andere Reaktion auch von vornherein im Grunde verunmöglicht, wenn auch in Grenzbereichen Annäherungen von naturwissenschaftlicher Seite aus möglich sind, u.a aufgrund der von Einzelnen erkannten Inkonsistenzen.

  • Anamnesis ist bei beiden Autoren ein Modus der Erinnerung oder auch -gewahrwerdung, -vergegenwärtigung, der die zeitlichen Grenzen, die dem Leben der einzelnen Person gesetzt sind, überschreitet (oder überwindet). Beide gehen davon aus, z. T. im Rückgriff auf eigene Erlebnisse, die so gedeutet werden, dass Erinnerungen an Vorverkörperungen grundsätzlich möglich und auch anzustreben sind, was das Bestehen auf einem alle Menschen betreffenden grundlegenden Entwicklungsprinzip – dem der Wiedergeburt – naturgemäß voraussetzt. Damit unterscheidet sich dieser Vorgang entscheidend von organismuszeit- oder persönlichkeitszeitgebundener Erinnerung, die z. B. durch die Erinnerung anderer gleichzeitig lebender Personen oder deren Zeugnisse direkt verifizierbar ist oder wäre.
  • Darüber hinaus bezieht Jochen Kirchhoff den Begriff Anamnesis etwas ausdrücklicher (oder ausgesprochener) auf das Erinnern des ICH (der verkörperungsübergreifenden Identität, die in Konsequenz der Frage nach der eigentlich erinnernden Instanz postuliert wird) und deren ‚Buddha-Natur‘ (ewige Natur). Anamnesis stellt so gesehen Akte des transzendentalen Erinnerns dar, des Überschreitens der ausschließlich persönlichkeitsbezogenen Identität. Jochen Kirchhoff weist immer wieder darauf hin, dass auch Erinnerungen an Vorverkörperungen nur über (das beständige Wirken und ‚Mitsein‘) dieses ICH möglich und erklärbar sind.
  • Des Weiteren verbindet sich mit dem Begriff der Anamnesis auch eine Art der Erinnerung, die auf das Weltganze und dessen Sinn bzw. Werden zielt, eine Art „absoluter Erinnerung“ bezogen auf metaphysische Vorgänge und auf ‚Gottes Sein und Werden‘, die mit dem Themenkomplex der Universalität des Individuellen verbunden ist.
  • Jochen Kirchhoff verbindet auch den Schöpfungsprozess selbst mit einer Art permanenter Anamnesis, in dem sich aller Vollzug von Entwicklung der Fähigkeit sich zu erinnern bedient, in dem (nicht-trivialen) Sinne, dass die Formendurchläufe des Seelischen auf etwas zurückgreifen, das „schon da ist und war und immer da sein wird“ und im Schöpfungsvollzug erinnernd re-realisiert wird. Dies geschieht vergangenheitlich und zukunftgegenwärtigend in verschlungenem Zugleich. Die ‚Selbstoffenbarung Gottes‘ (Schelling) und ‚Anamnesis‘ (ein Begriff, der durch Platon ins philosophische Denken eintrat) in ihrer tiefsten Bedeutung erscheinen als zwei Seiten der einen Medaille des werdenden Seins, das immer schon geworden ist. Die Schönheit dieses Gedankens und die Gewaltigkeit und Durchwaltigkeit dieses Vorgangs sind unermesslich… Anamnesis ist in dieser Hinsicht beständiges Wirk-, Gestaltungs- und Erlebensprinzip.
  • Auf die Wichtigkeit der (höheren – oder tieferen) Erinnerungsfähigkeit weist Jochen Kirchhoff z. B. (und dies gilt für schöpferische Leistungen auch ganz allgemein) im Zusammenhang mit den Leistungen großer Komponisten (in Renaissance, Barock und Klassik bis zur Romantik) hin bzw. mit der Leistung der Musiker und Hörenden, sofern sie den metaphysischen Räumen und Strukturen der Musik in sich selbst Wirklichkeit und wirkende Macht gestatten bzw. diese entdecken und kultivieren.
  • Man kann den Begriff oder den Vorgang, das Prinzip der Anamnesis auch auf die von Jochen Kirchhoff (in dieser Form) eingeführte Triade beziehen: auf Weltgeist, Weltäther und auf Weltseele. Dann gibt es durch den Menschen erinnernden Zugang zum ‚Absoluten Geist‘ (der transzendenten Gottheit), zum ‚Absoluten‘ (in Form der von den Gestirnen radial verstrahlenden primordialen, göttlichen Urenergie – dem einen Aspekt der immanenten Gottheit) und zum Formen-Durchlauf des Bewusstseins in der Weltseele (dem anderen Aspekt der immanenten Gottheit). Diese ‚Ordnung der Anamnesis‘ dürfte in der Geschichte irdischer Spiritualität ein echtes Novum sein und eine große Möglichkeit zur Einordnung der verschiedenen Phänomene geistiger Durchbruchserlebnisse. Eine weitere fulminante Leistung Kirchhoffs.

Gibt es Beispiele im eigenen Erleben, die eben eine Überwindung der Lebenszeit-begrenzten oder Persönlichkeits-begrenzten Erinnerung nahelegen? (Diese Frage betrifft eben nicht nur den zeitlichen Verlauf, sondern sie steht auch in Beziehung zur Metaphysik des augenblicklichen Erlebens generell.) Das kann man sich zunächst fragen.

Inwieweit hat der Einzelne Zugang zu Wissen kosmischer Dimension oder gar zu absolutem Wissen? Erkenntnis’theoretisch‘ muss ja eine (näher zu bestimmende) Gleichheit von Einzelnem und Kosmischem (innen und außen) dann vorausgesetzt werden. Nur gleiches kann von Gleichem erkannt werden. Ist dieser Zugang einfach „erarbeitbar“ ? Wer oder was bestimmt diesen Zugang noch – oder überhaupt?

Die Frage ist zu stellen, wie überhaupt ein Werden denkbar ist aus sich selbst ohne eine Art Vorlage oder Matrix. Dieser Frage und ihrer Beantwortung in der Annahme eines nicht einfach überschreitbaren oder negierbaren Dualismus (in Form des Miteinander von geistiger und materieller ‚Ebene‘) hat sich Jochen Kirchhoff in seiner Tetralogie in verschiedener Weise überzeugend gestellt. Ich betrachte diese Tetralogie als Quelle vielerlei Impulse zu intensiver, selbständiger Bewusstseinsarbeit – die ja unmittelbar ins WELTGESCHEHEN einfließt und es mitbestimmt.

Besonders denk-würdig oder hilf-reich ist die Kirchhoffsche Reformulierung der alten Weisheitsformel „Erkenne dich selbst“ in der Form „Erkenne DICH SELBST“, die insofern hilfreich ist, weil hier das Nicht-Aufgehen dieses Erkennens im umfassenden Erkennen des personalen Ichs expliziert ist. (Um Missverständnissen vorzubeugen und Einordnungen von Erfahrungen einfacher möglich zu machen).

Und so können wir uns weiter auf die spannendste und zugleich subtilste, schwierigste und ‚naheliegendste‘ Suche der Welt machen: Wer bin Ich-ICH? Und weil ich-ICH es ‚schon bin‘ und ‚sein muss‘ kann es nur in einem Akt tiefster Erinnerung ‚realisiert‘ (in doppeltem Sinne) werden – und so dem kosmischen Werden dienen und der Erfüllung und Vollendung des eigenen Schicksals, das dem Schicksal des Planeten, des Sonnensystems und – nach Helmut Friedrich Krause – auch der ganzen Galaxie unauflöslich verbunden ist.

 

Johannes Heinrichs im Gespräch

http://www.johannesheinrichs.de/

Das Gespräch gibt einen kurzen Einblick in die Grundidee der 4-Gliederung in Bezug auf elementare menschliche Daseins- und Handlungsweise und deren Widerspiegelung im Gesellschaftsbau. Heinrichs bemüht sich dann um eine ‚Versachlichung‘ des politischen Prozesses durch eine adäquate 4-Gliederung des Parlamentarischen, die grundsätzlich überzeugt. Das möchte ich betonen. Das Bremer Stadtmusikanten-Bild ist ein gelungener Vergleich vom Standpunkt der Ordnung der menschlich-planetarischen Belange aus.

Ja – wir wollen keine wirtschaftsinteressengeleitete ‚Politik‘ ,(die man ja kaum so nennen darf), im Sinne einer das ganze Leben dominierenden Einflussgröße.

Verwunderlich ist, dass er überhaupt nicht auf so etwas wie ‚geistige Verfasstheit‘ (z.B. in Wissenschaft und Religion) zu sprechen kommt, er beschränkt sich sehr auf die formale Ordnung; die inhaltliche Ordnung (des Ganzen), die durch bloße Neuanordnung der gesellschaftlichen Spieler nicht angetastet werden würde, spielt meiner Meinung nach jedoch eine mindest ebenso große Rolle. ‚Falscher Geist‘ verwandelt früher oder später jede gutgemeinte ‚Neuordnung‘ in nur noch subtilere Gefängnisse (und wir befinden uns ja wohl schon in einem relativ ausweglosen – von einem konventionellen Standpunkt aus gesehen).

Seine Frage nach den Ursachen für die langjährige Interesselosigkeit der Hauptmedien an seinen Gedanken sollte er sich selbst immer wieder stellen – es gibt ja darauf eine Antwort.

Sein Ansatz ist dennoch bemerkenswert und in mancher Hinsicht sehr fruchtbar, und es ist ja kein Zufall, dass er in direkter Nachfolge Rudolf Bahros an der Humboldt-Uni tätig war. Das passte schon.

Anklänge an anthroposophische Konzepte (3-Gliederung des sozialen Organismus).

Auch der Hinweis darauf, dass die Philosophie gefordert ist, klare und auch richtungsweisende Impulse einzubringen in die gesellschaftliche Diskussion, ist vollkommen richtig.

Der kosmische Mensch – Adam Kadmon

Erinnerungen an verschiedene Annäherungen zum Thema Kosmischer Anthropos

Jüdische Tradition (und Querverweise)

https://anthrowiki.at/Adam_Kadmon

Ein Artikel über die traditionellen Vorstellungen (oder Pendants) bzw. Wissensbewahrungen zur Gedankenfigur (und Realität) des Kosmischen Anthropos (Begriff von Jochen Kirchhoff)

……………………………………………………………………………………………

C.G. Jung

https://symbolonline.de/index.php?title=Anthropos

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Graf Dürckheim

https://www.duerckheim-ruette.de/inhalt.php?WEBYEP_DI=44

Wilfried Michalski

…hat vor vielen Jahren mal eine gute Rezension zur ‚Erlösung der Natur‘ geschrieben, hier ein Link zu seiner jetzigen Internetpräsenz:

http://denkgarten.blogspot.de/p/die-entwicklung-der-erde.html

Giordano Bruno und das Christentum

Die besondere Verbindung zu Giordano Bruno, die ja im Denken von Jochen Kirchhoff sehr oft zum Ausdruck kommt, gestattet einen Einblick in das Geschehen um Bruno, der den eigentlichen geistigen Kern der Auseinandersetzung in die Wahrnehmung bringt: es geht immer um die Frage nach der lebendigen Natur der Welt und ihrer wirklichen, nicht qua Dogma gesetzten, Ordnung und – wenn man so will – Aufgabenstellung. Dass dabei die Machtstrukturen der jeweiligen Menschwerdungsunterdrückungsideologien und -machtapparate Reaktion zeigen, eben auch bestialische, ist, das wird bei genauer Auseinandersetzung mit dem Thema früher oder später deutlich, unvermeidbar.

Bruno erscheint einmal mehr als leuchtendes Beispiel aufrichtiger Suche nach letzter Wahrheit und äußerster Konsequenz beim Beschreiten der notwendigen Wege.

Nietzsches musikalisches Werk

Einfach nur ‚Gelegenheitsmusiker‘ war Nietzsche nicht – es findet sich eine ganz erstaunliche Vielfältigkeit und ein kompositorischer Ideenreichtum wieder bei deutlicher, souveräner Beherrschung des Harmonien-Handwerkes, der dann auch an den Denker erinnert.

Sollte man hören, um das Nietzsche-Bild nicht zu vereinseitigen: ein ganzer Mensch, dieser Nietzsche – bei allen Schwierigkeiten und dann auch Unbegehbarkeiten seines Weges.

Ein ‚Lebensreligiöser‘, dieser Friedrich Nietzsche –

 

Das Wesen des Raumes

Jochen Kirchhoff betont zwar im Video eher ein Philosoph der ‚Zeit‘ zu sein, also mehr dem Wesen der Zeit auf der Spur gewesen zu sein – man kann sich beim Betrachten des Videos allerdings nicht des Eindruckes erwehren, dass er auch zum ‚Raum‘ Einzigartiges zu sagen hat bei überzeugender Kenntnis der historischen Raumvorstellungen.

Für mich ein naturphilosophisches ‚Schlüsselvideo‘, das eigenes Nachdenken fördert und fordert.

Lama Anagarika Govinda „Weit über mich hinaus“

Lama Anagarika Govinda: Weit über mich selbst hinaus. Gespräche über Tantra und
Meditation. Hrsg. Birgit Zotz, 228 Seiten, Gräfing 2017, ISBN 978-3-89427-767-3, 19,95 €

Rezension von Benedikt Maria Trappen, Augsburg 2018

Wie lebendiger Buddhismus im 21. Jahrhundert gelebt werden kann

Lama Anagarika Govinda: Weit über mich selbst hinaus
Wie Buddhismus im 21. Jahrhundert im Westen gelebt werden kann
Die in dem von Birgit Zotz herausgegebenen und eingeleiteten Buch versammelten Vorträge
und Gespräche, die weitgehend den inzwischen vergriffenen Ausgaben von „Das Buch der
Gespräche“ (1998) und „Leben im Geiste des Buddhismus“ (2006) entnommen sind, wurden
für diese Neuausgabe anhand der im Archiv der Lama und Li Gotami Govinda-Stiftung
aufbewahrten originalen Aufzeichnungen überarbeitet, korrigiert und ergänzt, um dem
interessierten Leser einen möglichst authentischen Eindruck des gesprochenen Wortes zu
vermitteln. Wesentliche Daten und Ereignisse der Biografie führen den Leser kundig in das
Leben und Werk dieses ungewöhnlichen Deutsch-Bolivianischen Wahl-Buddhisten ein, der
als einer der großen spirituellen Wegweiser und Brückenbauer zwischen Ost und West gilt.
Dass Ernst Lothar Hoffmann, wie der bürgerliche Name des späteren Gründers des Ordens
Arya Maitreya Mandala lautet, die abendländische Literatur und Philosophie ebenso kannte
und schätzte wie die indische und tibetische Kultur, prädestiniert den Archäologen, Maler,
Literaten, Übersetzer, Religionswissenschaftler und Bewusstseinsforscher geradezu für diese
Rolle. Eine besondere Affinität verband ihn zudem mit der Romantik, die, folgt man
Philosophen wie Martin Heidegger, José Sánchez de Murillo und Jochen Kirchhoff, der
technisch-wissenschaftlichen Welt immer noch zukünftig ist.
Eine weitere bedeutsame Schnittstelle stellt das Werk C.G. Jungs dar, dessen
Archetypenlehre auf Dispositionen des
Erlebens hinweist, auf das es letztlich allein
ankommt. Worte und Bilder können immer nur Wegweiser und Symbole sein für etwas, das
alles Fassungsvermögen übersteigt und sich einzig im gelebten Leben offenbart und zeigt.
Der angemessene Ort für diese Verwirklichung ist daher der Alltag, nicht die Klausur, dessen
Herausforderungen und Mühen den Weg ausmachen. Govinda positioniert sich mit dieser
klaren Formulierung deutlich gegenüber einer Fülle mehr oder weniger „esoterischer“
Richtungen, die sich verstärkt seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Amerika und Europa
„untergründig“ entwickelt haben. Selbstverantwortung, Selbstdisziplin, Selbstgestaltung
stehen für ihn an erster Stelle, nicht weltferne Frömmigkeit, Heiligkeit und Unterwerfung
unter Dogmen und Führer.
Das Fundament dieser klaren Positionierung findet Govinda ebenso im Leben und Tun
Buddhas und den damit verbundenen erkenntnistheoretischen Einsichten wie in den
philosophischen und künstlerischen Werken des deutschen Idealismus und der Romantik.
Unendlichkeit zeigt sich im Endlichen, das Universelle im Einzelnen. Das immer erneute
Überschreiten von Grenzen, Transzendieren, öffnet, weitet das Bewusstsein. Die sich in
immer erneuten Windungen nach oben schraubende, weitende Spirale ist daher für ihn das
wesentliche Bild der lebenslangen Entwicklung, Wandlung, Transformation. Leben geht
hervor und spielt sich ab zwischen Polen. „Ewigkeit“ stellt daher keinen Gegensatz zur„Zeit“
dar, sondern bezeichnet eine besondere Erlebnisqualität derselben. „Unsterblichkeit“ meint
nicht „unbegrenzte Dauer“, sondern eine ausgezeichnete, hier und jetzt zu verwirklichende
Qualität des Seins. Worum es letztlich geht, ist die Menschwerdung des Menschen, der
seinen Egozentrismus relativiert und überwindet, offener wird und in Mitfreude und
Mitgefühl der Welt und den anderen verbunden ist. In dieser Aufgabe, nicht in Formeln und
Dogmen, nicht in Kulten und Ritualen, erblickt und begreift Govinda das Wesen aller
Religion. Was zählt ist daher einzig das gelebte Leben, wobei der Richtung, den Intentionen,
der Gesinnung mehr Bedeutung zukommt als den Taten und den oft unbeabsichtigten und
unabsehbaren Folgen. Das Ganze des Welt-Spiels und seiner Harmonie bleibt uns verborgen.

Wir sehen und verstehen immer nur Ausschnitte, Perspektiven, mal mehr, mal weniger tief
und weit erhellte Lichtungen eines unendlich verwobenen Bedingungsgefüges. Diese
Erkenntnis macht bescheiden und demütig. Erleuchtung bläht nicht auf, sondern macht
bescheiden angesichts der Fülle des Nichtwissens und des Mangels an Sein. Auch den Streit
der Schulen und Religionen, der immer nur ein Streit über Worte ist, lässt Govinda damit
gelassen hinter sich. Das Unsagbare ist unsagbar. ES kann als Tragendes und
Durchdringendes, als Belebendes, Inspirierendes, Kreatives nur erfahren und erlebt werden
und zeigt sich in seinen Früchten, dem lebendigen Fortgang. Dasselbe offenbart sich in allen
Entwicklungen, aber immer wieder anders, neu.
Govindas Impulse, die aus diesen Vorträgen und Gesprächen immer noch machtvoll wirken,
können das Gespräch zwischen Ost und West auch heute noch bereichern und klären und
dem aufrichtig Suchenden Kompass und Leuchte sein.
Ein ausführliches Register und ein verständliches Glossar erleichtern dem Anfänger wie dem
Fortgeschrittenen die Aneignung und Vertiefung dieses wertvollen Erbes.

…………………………………………………………………………………………………………………………………………

Kommentar Uli Fischer

Lama Anagarika Govinda ist ganz sicher eine herausragende Figur des buddhistsichen Lebens der Neuzeit und über die buddhistischen Zirkel hinaus wirksam und wahrgenommen worden.

Die Bemerkungen Benedikt Maria Trappens zu den Themen „Ewigkeit“, „Unsterblichkeit“ und „Verborgenheit des Ganzen des Welt-Spieles“ – wenn sie in diesem Zuschnitt denn vollständig zutreffen auf die Positionen Govindas – sind aus meiner Sicht Ausdruck einer gewissen Begrenzung, die dem ‚buddhistischen Ansatz‘ (eine sicher schwierige aber legitime Verallgemeinerung) oft anhaftet, weil der Fokus natürlich auf der ‚Befreiung vom Daseinskreislauf‘ liegt.

Wir sehen bei europäischen Denkern wie Schelling, Novalis, Krause und Kirchhoff wichtige, mehr als nur ergänzende Perspektiven, die einen – demütigen – Blick auf das Ganze sehr wohl erlauben und auch fordern und auch die Frage nach dem Verhältnis von Zeit, Überzeit (im Kirchhoffschen Sinne) und Ewigkeit sinnvoll stellen und (im Rahmen des haltbar Aussagbaren) auch beantworten.

Auch zur Annahme einer möglichen „Unsterblichkeit“ gehen u.a. von diesen Denkern Impulse und zum Teil klare Perspektiven aus, denen ich zuneige.

 

 

Friedrich Schlegel

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schlegel

http://www.zeno.org/Literatur/M/Schlegel,+Friedrich

Seine Bekanntschaft mit den philosophischen Größen der Zeit; Lebensorte fast im gesamten deutschsprachigen Bereich

Novalis-Herausgabe

Kritische Schriften (Aüßerungen zu Literatur und Philosophie in „Fragmente“-Form)

 

Tagesenergie

https://alexander-freundeskreis.org/

Alexander Wagandt beschreibt jeden Tag in seiner – wie er es nennt – archetypischen Energiequalität. Ein interessanter Versuch, den ich grundsätzlich als anregend empfinde, wenn man sich mit der subtileren Wahrnehmung von Zeit-Geschehen und dem Versuch, die zu Grunde liegenden Wirklichkeiten zu berühren, befasst.

Die Unternehmung, die Zeitqualität eines Tages aus einer tiefer oder umfassender verankerten Perspektive konkret zu beschreiben, bewusst zu machen und zur Nutzung dieses Wissens anzuregen, ist im Grunde einem jedem Menschen geläufig, wenn er sich denn selbst befragt, „was der Tag wohl bringen mag“ oder auch die ersten Anzeichen oder eine Reihe von Tagesereignissen in ein Muster zu bringen versucht, dass sich deuten lässt.

Einige Fragen, die entstehen:

  • Wenn soetwas wie ein „allgemeines Tagesmuster“ existiert – was sich grundsätzlich kaum in Frage stellen lässt -, woraus speist sich dieses, wer oder was versorgt es mit dieser Grundprägung ?
  • Gibt es neben dem „allgemeinen Tagesmuster“ auch Muster, die für Gruppen zutreffen, also bspw. Nationen, Dorfgemeinden, Familien etc. ?
  • Wieweit ist das jeweilige Tagesmuster „dehnbar“ – zeitlich und inhaltlich ?
  • Warum sollte so ein Tagesmuster nicht über mehrere Tage anhalten ?
  • Dann natürlich: wie steht es um Wochen-, Monats- und Jahresenergien etc. ?
  • Wieviel „Vorlauf“ in Sachen konkrete Grundprägung von Tagesenergien existiert überhaupt, wenn wir davon ausgehen, dass die Dynamik des Gesamtgeschehens nicht wirklich vollständig und vollkommen verlässlich – weil absolut zukunftsdeterminiert – erfassbar ist ?
  • Wie ordnet sich in diese Betrachtungsweise die Erfahrung der verschiedenen „Geschwindigkeiten“ der je persönlich erlebten Zeiten ein ?
  • In welchem Zusammenhang steht die angenommene Tagesenergie zu akusmatischen Bezügen, d.h. inwieweit wird sie durch Vergangenes und Zukünftiges mitbeeinflusst und steht in einem „Musterzusammenhang“ ?

Nach meiner Erfahrung lässt sich die wahrgenommene Tagesenergie nicht immer klar benennen, bleibt sogar diffus oder ambivalent. Das mag auch dem eigenen Bewusstsein geschuldet sein.

In jedem Fall lohnt die Auseinandersetzung mit dieser Facette der „lebendigen Zeit“, auch um das Sich-Ereignende im Alltag besser einordnen zu können bzw. die Sinnstruktur dessen zu erfassen und dann bewusst(er) zu leben.

Es trägt auch dazu bei, das Gefühl des Einverwobenseins in kosmische Abläufe und Rhythmen zu stärken oder überhaupt aufkommen zu lassen.