Uli Fischer: „Wasser des Lebens“

Die bei Manova veröffentlichte Version hier: https://www.manova.news/artikel/das-lebenselixier-2

Text und Fotografien von Uli Fischer (22.3.2024)

Wie oft habe ich Wasser, magisch angezogen von seiner Lebendigkeit und seinem Formenreichtum in den Aggregaten, fotografiert: Wasser ist ein Phänomen, spontane Assoziationen sind, wenn man sie auslöst, kaum zu bändigen – Wasser ist in unserem Dasein omnipräsent. Es scheint uns etwas zu lehren, so wie es uns versorgt. Es scheint zu lernen und sich zu erinnern. Wasser ist ein Künstler, der mit allen Dingen und Wesen im Dialog befindlich, manifestiertes Leben widerspiegelt, aufrechterhält und mitentwickelt.

Jeder Mensch hat zu bestimmten Gewässern eine besondere Beziehung, geht eine Verbindung ein, liebt seinen Fluss, seinen See, sein Meer, den nahen Bach oder den Weiler. Als ich einige Zeit im Inntal gewohnt habe, Nähe Rosenheim, baute sich ganz natürlich für mich eine Verbindung zum Inn auf. Ich „besuchte“ „ihn“ regelmäßig, bemühte mich um Kontakt zu seinem Wesen. Obiges Foto zeigt ihn bei Windstille mit Blickrichtung zum Wilden Kaiser (Gebirgszug). Spiegelglatt wie ein See liegt er dem Blick zu Füßen, er, der schäumen kann wie ein kleines Meer, wenn der berühmte Inntalwind fönig daherweht.

Das Foto mit den Wasserkreisen und der Spiegelung eines kleinen Halos (regenbogenartige Auffächerung an Wolken) im Wasser enstand am Ufer des Thumsees in der Nähe von Bad Reichenhall. Die dort Badenden sind meist beeindruckt von der Sauberkeit und Vitalisierungskraft des Bergseewassers – und seiner „zapfigen“ Kälte auch im Hochsommer. Die Einheimischen lieben ihren See. –

Doch begeben wir uns nun in einen Strom von Wasser-Assoziationen:

Wasser ist uns ständig in zwei seiner Aggregate präsent: in der Luftfeuchte und in den Körperflüssigkeiten bzw. im Zellwasser.

Die Anomalie des Wassers, das zunehmende Volumen bei Aggregatwechsel von Wasser zu Eis, ist bemerkenswert und auch rätselhaft. Wir tragen ihr aus praktischen Gründen lieber Rechnung bei frostigen Temperaturen.

Das sogenannte „Gedächtnis des Wassers“, seine Fähigkeit, auf Gedanken, Emotionen und klangliche Einwirkungen in seiner Feinstruktur zu reagieren, lässt Fragen bezüglich der Bewusstseinsqualität von Wasser aufkommen. Was hat es damit auf sich? Wer erinnert hier? In welcher Weise ist das möglich?

Die Selbstreinigungskraft vieler nicht-stehender Gewässer ist frappierend. Es ist kaum denkbar, dass hier nicht eine metaphysische Funktion und Fähigkeit hervortritt, in die Sichtbarkeit. Was geschieht da? Welche Kräfte wirken? Und woher wissen sie, dass Einwirkung nötig ist?

Die Heilkraft des Wassers, sowohl die natürlicher, geomantisch besonders ausgezeichneter Gewässer und Quellen als auch die kultivierte, tradierte Form von Bädern und Wasseranwendungen ist jenseits aller Segnungen der Gesundheitssysteme im Prinzip immer nutzbar. Das Volksbad, der Meeresurlaub, die Kneipp-Kur, der meditative Blick auf Gewässer in Bewegung oder in Ruhe.

Heilige Quellen, Wasserorte mit hoher Lebenskraftintensität, sind als Orte spiritueller Kraft und Ausstrahlung vielen Völkern präsent, obwohl es mannigfaltige Versuche gegeben hat, solche Orte mittels Gebäuden „zu versiegeln“, also zu stören und als Einflussgrößen und Pilgerorte naturverbundener Spiritualität auszuschalten, um „religiöse Autorität“ herzustellen.

Der Gegensatz von extremen Trockengebieten und Wasser-Überfülle auf der Erde ist eigenartig. Die ungleiche Verteilung von Land- und Wassermassen mag dies prinzipiell begünstigen. Dennoch kommt der Gedanke auf; dass das innere Verhältnis von Mensch und Landschaft und Wasser über die ökologischen Eingriffe großen Maßstabs hinaus eine Rolle spielen muss. Ist kollektives, womöglich induziertes und dann ausgenutztes Mangelbewusstsein der eigentliche kausale Grund für das Versiegen von Quellen und belebenden Wassern in bestimmten Landschaften?

Manche Wasserforscher sprechen von gigantischen Wasserreservoirs im Erdinneren jenseits der Grundwasservorkommen. Wenn dies so stimmte, wäre das ein weiterer Hinweis auf eine notwendige umfassende Korrektur unserer Vorstellungen vom geologischen Aufbau der Erde. Die Frage nach der organischen Funktion von Wasser für das Erdganze ist womöglich ähnlich wie bei Erdölen und Erdgasen noch in einem umfassenden geistig-seelischen Zusammenhang zu stellen. Ist Wasser eine Übergangszone von mineralischer zu pflanzlicher Bewusstseinsstufe des Seelischen?

Die natürliche Wolkenbildung ist heute vielerorts nicht mehr der „Normalfall“, so wie ihn die Natur zur Aufrechterhaltung von Wasserkreislauf und Klimastabilität benötigt. Wir haben uns an die schlierigen Gebilde am Himmel gewöhnen müssen, die „Kondensstreifen“, die auf uns herabschweben. Geo- und Weatherengeneering, wie es nun schon einige Jahrzehnte, meist unbemerkt von der Öffentlichkeit, betrieben wird, sollte möglichst schnell ein Ende haben, denn wir behindern damit womöglich auch Abläufe im Bereich der Metempsychose (Seelenwanderung der Naturreiche), die für uns Menschen als Rückhalt wahrscheinlich  unabdingbar ist.

Religiös motivierte Taufen oder die weltlichen, sogenannten Äquatortaufen erinnern daran, dass Wasser immer auch als Wasser des Lebens, als Medium der Einweihung in die tieferen Lebensgesetze, als Initiationsvermittler in Lebensphasen verstanden worden ist. Warum ist das so? Welche Entsprechung hat Wasser in der verborgenen Struktur von Tiefenerfahrung des Selbst?

Wasser klingt, es spricht so viele Sprachen im Dialog mit den es umgebenden Materialien: der murmelnde Bach, das tosende Meer, die schäumende Gischt, das stille Wasser, der krähende Wasserhahn. Wasser ist urmusikalisch.

Die subtileren Eigenschaften des Wassers sind kaum auszuloten: Das weiche Wasser, das harte Wasser in Bezug auf die mitgeführten, gelösten Mineralien sind sozusagen nur die Spitze des Eisberges. Überhaupt das Vermögen, Stoffe zu lösen, aufzunehmen. Wasser kann zaubern. Auch in der völlig zu Unrecht so bekämpften und verunglimpften Homöopathie.

Wasser trägt andere Zeitmaßstäbe in sich, folgt einer eigenen Logik: „Das weiche Wasser bricht den Stein“: Es höhlt ihn aus, Tropfen für Tropfen, mit Geduld und sanfter Macht. Wiewohl es in seiner Urgewalt im Sturm auf hoher See auch ganz anders kann. Die Hochwasser gewohnten Gebiete an Rhein und Elbe, an Donau und Inn erzählen Jahr für Jahr die Geschichte vom Fluss ohne natürlichen Pulsationsraum, weil in uns Europäern das Verständnis für das Wechselspiel von Landschaftsrhythmen und Kultureinbettungen nur allmählich wieder erwacht. Wenn überhaupt. Immerhin hat es in den letzten Jahren manche intelligente Renaturierung für Fluss und Bach und Kohlegruben gegeben. Dass man Städte oft an Flussbiegungen gebaut hat, dürfte der Erfahrung geschuldet sein, dass diese Bereiche Lebensenergie „sammeln“ und „bereitstellen“ – von Vorzügen für die Schifffahrt in solcher Situationen und natürlichem Schutz abgesehen. Dass die Nähe zum Fluss auch Risiken mit sich bringt, mussten die Ahrtaler leidvoll erfahren; die genauen Umstände des Vorgangs liegen allerdings im Dunkel widersprüchlicher Informationen. Es könnte durchaus sein, dass neben der womöglichen Dysfunktionalität des Frühwarnsystems auch bewusst herbeigeführte Extremwetter eine Rolle gespielt haben.

Wasser kommt immer in den Flow, in das „Fließen“ … : Es folgt naturgemäß dem Landschaftsgefälle und macht so das permanente Zusammenspiel von Gravitation und Materie auf bewegte Weise deutlich. Alle Wasserspiele beruhen ja darauf: Eingefasste Becken und Fließstufen, angelegte Wasserfälle und Fontänen variieren das eine „erdenmusikalische“ Thema: die Anziehungskraft Richtung Erdmittelpunkt, der nichts und niemand ausweichen, entkommen kann und die dennoch ein Spiel mit ihr erlaubt und erfordert und sucht.

Wasserkünste – einmal zu bewundern in der Oberflächenspannung der an Zweigen hängenden Wassertropfen, die die Welt als Ganzes einfangen, umgekehrt widerspiegeln. Aber auch in der Lichtbrechung, in den unendlich vielfältigen Wasserwellenmustern auf von Winden überstrichenen Wasserflächen. Wasserkunst in den herrlichen sich ausdehnenden und überlagernden Kreisen, die Regentropfen in den Pfützen hervorrufen. Die vielen „Malerwinkel“ an Gewässern oder in der Nähe von Seen sind sicher kein Zufall. Wasser inspiriert, regt an, verlebendigt das Bewusstsein, wenn es selbst, das Wasser, das Bewusstsein, noch möglichst natürlich und unverbraucht sein Leben webt. Es erleichtert das Zuströmen von Inspirationen für den Künstler oder den Denkenden.

„Wasserinspirationen“ können auch unter der Dusche geschehen: Äußere und innere Reinigung korrelieren mit Empfänglichkeit für kreative Impulse und für das spontane Sich-Einstellen von Lebensfreude. Der berühmte Gesang aus dem Badezimmer. –

Wasser erfrischt – auf welche Weise tut es das? Sicher nicht nur, weil es gern kühl getrunken wird, sondern weil es auch feinere, unsichtbare Lebensenergie mit sich führt, die den Vitalkörper des Menschen „auflädt“. Wahrscheinlich auch über Resonanzen der materiellen Strukturen, der Wassercluster in ihrer Vielfältigkeit.

Über das Wasser lässt sich so viel sagen. Wasser hat uns so viel zu sagen. Vom Wasser haben wir’s gelernt, heißt es im deutschen Volkslied. Haben wir es? Und was? Oder lernen wir es noch? Das Lernen höret nimmer auf, so wie der Fluss fließt und fließt.

Untersuchungen über die Trinkwasserqualität lassen immer wieder aufhorchen: Wie viele Zusätze nötig erscheinen bzw. „vorgeschrieben“ sind, ist kaum noch nachvollziehbar. Wasseraufbereitung erscheint so als Wasserzubereitung entlang der Doktrinen naturwissenschaftlicher Vorstellungen und der Interessen der aufbereitenden chemischen Industrie. Die vielfältigen Wasserreinigungsanlagen für den Heimgebrauch sprechen Bände: die gesamtgesellschaftlich organisierte „Wasserqualität“ ist in vieler Hinsicht aus dem Ruder gelaufen. Vielleicht gerade weil sie „gesamtgesellschaftlich“ „organisiert“ wird – und nicht mehr mit regionalen Wasserdank-Riten in der Verantwortung vor Ort gepflegt wird. Zentralistisch oktroyierte Verordnungen sind immer auch das Einfallstor für finanzökonomisch motivierte Manipulateure und ihre zweckdienlich kommunizierten Ideologien.

Fotografie konterkariert scheinbar den Lebensstrom, fängt den Augenblick ein, wie lange er auch bestimmt durch die Belichtungszeit dauern mag und sich dann im Bild vereint zum Moment. Sie ermöglicht uns dafür einen anderen Blick in das innere Künstlertum des Wassers. Wasser ist ein Formen- und Verwandlungskünstler. Es beherrscht die wohl ausgeprägteste und lebendigste Formensprache aller Stoffe. Man kann über Wasser nicht erschöpfend sprechen. Es ist wie die göttliche Quelle des Lebens unerschöpflich.

Die Vorkommnisse in Grünheide bei Berlin 2023/2024 (Tesla-Werk) sprechen eine deutliche Sprache: Das dortige Geschehen ist nicht im Sinne des Wassers (Grundwasserabsenkung), der Landschaft und der dort lebenden Menschen. Großindustrialismus überhaupt ist ein Wasserfeind erster Güte. Das ist bekannt. Hier wartet eine umfassende Transformationsaufgabe, die nur aus der Bewältigung der Weltbewusstseinskrise und der Überwindung einer lebensfeindlichen Kosmologie lösbar erscheint. Beide Faktoren werden einen kompletten Umbau unseres technizistisch verunstalteten Wirtschafts- und Soziallebens mit sich bringen.

Beeindruckt haben mich in letzter Zeit immer wieder die praktischen Beispiele ganzheitlichen wasserwirtschaftlichen Wirkens von Sepp Holzer und Team. Die Berichte von Elisa Gratias über die Wasserinitiativen in der Slowakei und in Indien sind ermutigende Beispiele des Beginns einer neuen landschaftlich wirksamen Wasserkultur und eines vertieften Wasserbewusstseins.

Lassen wir Wasser im Alltag oft genug direkt zu Wort und Blick kommen und für sich sprechen? Es hat so vieles zu erzählen, was nicht oder kaum in Worte gefasst werden, aber gesehen, gehört und erfahren werden kann und will. Wasser, Du treuer Begleiter des Lebens auf der Erde, wir danken Dir. Du erinnerst uns immer an die Urlebendigkeit des geistig-kosmischen und manifesten Seins, seinen ewigen Wandel, seine Abgründe und Untiefen und unbegrenzte Schöpferkraft. Du zeigst uns die Schönheit der lebendigen Form, die uns zu Selbsterkenntnis und sinnvollem, schöpfungsdienlichen Handeln anregt.

Es folgen einige Leseempfehlungen und Recherchemöglichkeiten.

https://www.manova.news/artikel/die-seele-des-wassers

https://www.manova.news/artikel/die-unbeachtete-klimalosung

https://www.manova.news/artikel/das-meer-in-mir

Naturphilosophie des Wassers

Beiträge zur Wasserforschung (und -praxis)

Victor Schauberger

Wilfried Hacheney

Plocher Agrar

Johann Grander

Masuro Emoto

Zum Abschluss dieses Textes noch einige kühle und eisige Schönheiten, denn die Gestaltungen in Eis und Schnee sind ein ganz eigenes Feld des Formen- und Verwandlungskünstlers Wasser.