Eichendorffs Mahnung

Joseph von Eichendorff

M A H N U N G

Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!

Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen, 

Ihr wolltet sie mit frecher Hand zerschlagen

Und jeder leuchten mit dem eignen Lichte.


Doch unaufhaltsam rücken die Gewichte,

Von selbst die Glocken von den Türmen schlagen,

Der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,

Weist flammend auf die Stunde der Gerichte.


O stille Schauer, wunderbares Schweigen,

Wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen,

Die Täler alle geisterbleich versanken,


Und in Gewittern vor den Bergesspitzen

Der Herr der Weltgeschichte schreibt mit Blitzen –

Denn seine sind nicht euere Gedanken.

Dieses kraftvolle Gedicht von Joseph von Eichendorff lese ich ab und an in diesen Tagen, von denen wohl mit Fug und Recht behauptet werden kann, dass sie „einmalig“ sind in der Geschichte der Menschheit. Wenn es noch eines Beweises bedurfte dafür, dass es mit der bisherigen, vorherrschenden akosmischen und letztlich lebensverneinenden Geisteshaltung – die sich im „politischen“ Gebaren der derzeit „Regierenden“ in extremer Weise manifestiert – keinen Schritt in Richtung einer wirklichen Besserung für diese Welt geben kann noch wird, dann ist er jetzt in beklemmender und nachdrücklichster Weise geliefert; und „das Ende der Fahnenstange“ für die Banner des Wahn-Sinnes – allen Unmutsbezeugungen, Widerstands-Leistungen und dem wachsenden Volkszorn zuwider – ist noch nicht erreicht.

Doch „der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht“ (wie oft hätte er schon gebrochen sein sollen) – und Eichendorff hat dies in seltenem Weitblick und echter Schöpfungsverbundenheit – offenbar auch für uns Heutige – in klare Gedanken gefasst, über die man nicht genug meditieren kann. –

Jeder kann, soll und muss das tun, was er für richtig hält. Sicher. Und darüber hinaus ist alles ,was geschieht, verflochten in das umfassende kosmische Geschehen, das nachwievor auf einen Kulminationspunkt zuläuft. –

Daraus dürfen wir Hoffnung und Kraft schöpfen.