Nun halte ich also „Die Weltalter“ von Schelling in den Händen, und schon die ersten Seiten sind eine große Freude, ein Genuß des Wahren und Klaren und wie ein letzter großer Versuch, die Entwicklung der destruktiv orientierten und für die Wirklichkeit blinden „Naturwissenschaft“ aufzuhalten: mit dem ausgebauten Argument der unmittelbaren Erfahrung des Seelischen und der geordneten Geistes-Wissenschaft.
Auch wenn es hier um ein Fragment geht: das spielt für die Größe des Inhaltes nur eine sehr nebensächliche Rolle.
Ich werde nun in Ruhe lesen; eines lässt sich jedoch schon sagen – die Gedanken Schellings zum „Aufbau“ des Menschen, zum Gang der Dinge allgemein und zur Meta-Physik erscheinen wie – naturgewaltige – Vorläufer des Denkens von Jochen Kirchhoff in einer Sprache, die ihresgleichen sucht (und kaum finden wird).
Wenn es jemanden gibt, der die Impulse Schellings aufgenommen und präszisiert hat und in eine noch direkter zugängliche Sprache gebracht hat, dann ist es Jochen Kirchhoff, ohne dass dessen Werk sich nun in einer Fortsetzung Schellings erschöpft.
Zitat Schelling:
„Dem Menschen muß ein Princip zugestanden werden, das außer und über der Welt ist; denn wie könnte er allein von allen Geschöpfen den langen Weg der Entwicklungen, von der Gegenwart an bis in die tiefe Nacht der Vergangenheit zurückverfolgen, er allein bis zum Anfang aller Zeiten aufsteigen, wenn in ihm nicht ein Princip vor dem Anfang der Zeiten wäre? Aus der Quelle der Dinge geschöpft und ihr gleich hat die menschliche Seele eine Mitwissenschaft der Schöpfung. In ihr liegt die höchste Klarheit aller Dinge und nicht sowohl wissend ist sie als selber die Wissenschaft.“