Ist ein Friedensweg abzusehen?

John Mearsheimer: „Katastrophale Lage, vor allem für den Westen“ – in der Ukraine und in Gaza (berliner-zeitung.de)

Klartext von John Mearsheimer zu den Konflikten in Gaza und der Ukraine und aus seiner Sicht gibt es keine realistische Aussicht auf wirklich tiefgreifende Veränderung der eingeleiteten Dauerkonfrontation des Westens mit Russland und China. Er nennt es das Wiederaufkommen  der Großmachtpolitik nach einer unipolaren Phase. Er setzt 2017/5777 als das Jahr an, in dem diese Phase abgelöst worden sei.

Es ist mittlerweile deutlich, dass die Bevölkerungen in Deutschland und den USA Friedensverhandlungen befürworten.

  • Mit der möglichen Abwahl von Präsident Joe Biden im Herbst 2024 (mit allen Einschränkungen die durch die politische Binnenstruktur der USA zu machen sind)
  • und der Neubildung der Bundesregierung (spätestens 2025)

öffnet sich womöglich ein Zeitfenster für einen Klärungs- und Neuordnungsprozess in den nationalen Orientierungen und den internationalen Beziehungen. (Wie realistisch ist das?)

  • Deutschland hätte die Möglichkeit, mit neuem Personal – gestärkt durch den erkennbaren Willen der breiten Öffentlichkeit, der Wirtschaft und der kulturellen Akteure zu friedlicher Zusammenarbeit auf dem europäischen Kontinent – eine friedensstiftende Rolle einzunehmen,
  • die eine Ablösung von der NATO und den bisherigen Doktrinen der USA zur Voraussetzung hätte. Einige Beobachter fordern zu Recht einen Austritt aus der NATO und eine Abwicklung oder Umgestaltung dieser Organisation.
  • Auch Bundeskanzler Scholz beginnt mit einem Einlenkmanöver, indem er einräumt, dass Russland mit an den Verhandlungstisch gehört, wenn er es auch wieder einschränkt, indem er die russischen Vorschläge zu Friedensverhandlungen ablehnt – was man als Beginn der Verhandlungen interpretieren könnte („inverse Diplomatie“). – Er wird wissen, warum. Die Russen haben ein letztes Angebot gemacht, nach dessen Nichtannehmen aus ihrer Sicht nur noch die Kapitulation der Ukraine möglich ist.
  • Wenn Mearsheimer so deutlich das Offensichtliche ausspricht, den voraussichtlich „schmutzigen Sieg“ (Mearsheimer) der Russen, mitten in der Hauptstadt Deutschlands, dann ist klar, was er damit meint: In Deutschland werden wichtige Entscheidungen getroffen, der Aufbau des Unterstützungszentrums für die Ukraine auf deutschem Boden illustriert das.
  • Man könnte neue Entscheidungen, spätestens im Angesicht der katastrophalen Auswirkungen des bisherigen Kurses (Maidan, Minsk, Kriegsprovokation, Sanktionen)  treffen, die souveräne Interessenvertretung für Deutschland erkennbar machen, so wie das viele fordern und es selbstverständlich ist.

Wann gibt es eine grundlegende Korrektur des selbstzerstörerischen Kurses der Bundesregierung? Wie lange hält sie noch durch? Und wer könnte sie auch in der Legislatur durch vorgezogene Neuwahlen ablösen? –

Der unfassbaren Militarisierung des Denkens und der Sprache durch willfährige Politiker und Militärs können wir unseren Friedenswillen, unsere sich weiter entwickelnde Friedensfähigkeit entgegensetzen – im persönlichen Leben wie im Austausch mit unseren Mitmenschen. Der „Kriegstüchtigkeit“ (Pistorius) steht das Integral der Friedenstüchtigkeit entgegen. –

Ohne Heraustreten aus der Interessensüberformung durch die global agierenden Machteliten wird es keine wesentliche Korrektur geben können.

Der auch in der Großmachtpolitik manifestierte Konflikt geht tiefer; letztlich wurzelt er in der Weltbewusstseinskrise, der akosmischen Bewusstseinsverfassung der Menschheit, die es zu überwinden gilt.