UF: Kann der Operationsplan Deutschland den Frieden sichern?

Zum Stand der Dinge:

Operationsplan Deutschland? Heimatschutzregimente? Zivilverteidigung? Der eingeschlagene Weg ist ein Weg in den Krieg

Die Informationsdichte in den deutschen Medien in Sachen Bewaffnung, Kriegsfähigkeit, Kriegswahrscheinlichkeit und festgeschriebene Bedrohungen nimmt permanent zu, ohne dass ein Wirklichkeitsabgleich und eine ausbalancierte Einordnung von Konstellationen und Interessenslagen in der weltpolitischen Sphäre vorgenommen wird. Eine ehrliche und umfassende, also alle Perspektiven inkludierende, geostrategische Analyse ist selten vorhanden. Das – berechtigte oder unberechtigte – Narrativ von der einseitigen militärischen Bedrohung durch Russland hat die Oberhand. Die Logik der zu rechtfertigenden besonderen Anstrengungen zur Selbstverteidigung fußt auf dieser Bedrohungswahrnehmung, respektive -behauptung. Soll zum dritten Mal ein europäischer Krieg im Industriezeitalter eine kontinentale Integration Eurasiens verhindern? Offenbar ist das ein Ziel der Strategen der „NWO“.

Die Frage ist u. a.:

Ist die Bedrohung Mittel- und Westeuropas durch Russland real und welche Argumente kann man für sie und gegen sie ins Feld führen?

https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Wie-sollte-eine-solche-Armee-ein-NATO-Land-angreifen–article24733460.html

Eine seltsame Stellungnahme. –

Interessante Aspekte einer Metaperspektive – inwieweit stimmen Alois Irlmaiers Voraussagen? Stellen sie sich – provoziert durch den Westen – als „richtig“ heraus?

Und:

Welche Bedrohung wird von den Protagonisten der „Kriegstüchtigkeit Deutschlands“ – Pistorius und Breuer seien hier stellvertretend genannt – eigentlich wahrgenommen? Geht es nur um die Beeinträchtigung der globalen, politisch-ökonomischen Vormachtstellung einer imperialen Macht (als Machtinstrument der „Wenigen“)? Handelt es sich auf einer tieferen Ebene womöglich um „projektive Wahrnehmungen“, irrationaler oder scheinbarer irrationaler Art, die sich auch aus von den Protagonisten selbst nicht erkannten Prozessen im geistig-seelischen Raum speisen?

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9477

https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9482

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/territoriales-fuehrungskommando-der-bundeswehr/aktuelles/operationsplan-deutschland-5703688

Im Text auf der Website der Bundeswehr wird die Erstellung des Operationsplans Deutschland bis Frühjahr 2024 in Aussicht gestellt. Hervorstechen zwei Punkte:

  • die geostrategische/militärstrategische Positionierung Deutschlands als „Drehscheibe“ und logistische Führungsinstanz für mögliche Aufmärsche und Weiterleitung von NATO-Truppen und der Ausbau der dafür nötigen europäischen Infrastruktur
  • das Insistieren auf der zu erbringenden zivil-militärischen Gesamtleistung im jetzigen Vorfeld bzw. im Falle von militärischen Auseinandersetzungen

Es ist deutlich, dass für die Erfüllung der logistischen Koordinierung der Truppenbewegungen und -versorgung die gesamtgesellschaftliche Struktur benötigt wird inklusive der anzustrebenden „proaktiven“ Akzeptanz der stattfindenden Aktionen in der Bevölkerung.

Auch die angestrebte Wehrpflicht kann als Zwischenschritt zur Eingewöhnung einer zu irgendeinem Zeitpunkt „von selbst“ „auf der Hand liegenden“  möglichen „totalen Mobilmachung“ im Kriegsfall verstanden werden. Dass auch deutsche Soldaten möglicherweise „Zwangs-ausgehoben“ werden könnten, kann man ahnen, wenn man die fürchterlichen Berichte über die Zwangsrekrutierung ukrainischer Männer – mittlerweile auch außerhalb des ukrainischen Staatsgebietes – zur Kenntnis nimmt.

So wird der jetzige, deutlich intentionale, keineswegs journalistisch-neutrale Ton in den Medien nochmals verständlicher: Es geht einerseits um die Verfestigung des Gedankens an einen möglichen Krieg mit Russland, ob nun eine reale Bedrohungslage besteht, oder nicht. Und es geht um dessen prinzipielle Führbarkeit, ob er geführt werden würde, oder nicht. Andererseits ist man offenbar besorgt um die besonders sensible Funktion eines logistischen Führungsorgans, das Deutschland jetzt weiter auf- und ausbaut. Denn das ist in eine gesamtgesellschaftliche Struktur (Wege, Versorgung, Energie und Treibstoffe, Material und dgl.) eingebettet, ohne diese sie nicht handlungsfähig wäre oder ist.

Im Text zur Ankündigung des „Operationsplanes Deutschland“ wird auf den Wandel der BRD vom Frontstaat zum Drehscheibenstaat verwiesen, der durch die Veränderungen der militärischen Lage nach 1990 in Gang gekommen ist. Die NATO-Osterweiterung ist auch in diesem Zusammenhang zu sehen.

Die weitreichenden Konsequenzen einer sukzessiven Ausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft auf „Kriegswirtschaft“ liegen auf der Hand. Möglichkeiten von weitreichenden Neuausrichtungen (Stichwort CDBC – digitales Geld und vollständige Zentralbankabhängigkeit auch der Einzelperson) stehen damit im Zusammenhang, denn die Frage steht ja: Wie lange soll ein angeschlagenes Wirtschafts- und Gemeinwesen und ein nur künstlich am Leben erhaltenes Geldsystem diese Ausrichtung aushalten?

Auch die „kognitive Kriegsführung“, Jonas Tögel hat diese dargestellt und kommentiert, als neue Doktrin der NATO erhält in diesem Licht eine ganz konkrete Bedeutung: Land und Leute mental „fit“ zu machen für ein Zusammenwirken im Kriegsfall, das wahrscheinlich „niemals infrage gestellt“ werden soll.

Insofern muss die Frage gestellt werden: Richten sich alle Anstrengungen tatsächlich nur gegen eine äußere Bedrohung? Oder ist hier gleichzeitig die eigene Bevölkerung im Interesse Dritter im Dauer-Fadenkreuz – und ist in einer tieferen Schicht des Prozesses (auch damit) der geistig-seelische Kampf um ein wirklichkeitsgemäßes Menschenbild in eine neue Phase eingetreten? Eine Art „Defätismusbekämpfung“ ist allen Kriegsgegnern gegenüber denkbar, wenn man den Umgang mit der gewöhnlichen Meinungsäußerung, die nicht zu den staatlich verordneten Narrativen passt, wahrnimmt.

Dass ein Land für sich selbst und als Mitglied eines behaupteten, vermeintlichen oder wirklichen Verteidigungsbündnisses einen Plan für konkrete Bedrohungsszenarien immer wieder anpasst, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen auf Erden und in der Logik von militärischer Sicherung von Frieden nachvollziehbar. Man fragt sich allerdings, warum nicht mit mindestens gleicher Intensität an einer „Friedensdrehscheibe Deutschland“ gearbeitet wird.

  • Wo sind auf maßgeblicher politischer Ebene die konkreten nationalen Verhandlungsangebote und die praktischen Lösungen für eine sofortige Befriedung der inner- und außereuropäischen Kriegsschauplätze?
  • Wo sind souveräne Treffen auf offizieller Ebene in aller Öffentlichkeit (das Beispiel des Interviews mit dem russischen Staatspräsidenten vom 10.2.2024 hat eine Richtung gewiesen), die Verständnis der jeweiligen Gegenseite ermöglichen und Win-win-Situationen ausloten?
  • Wo sind Überlegungen für eine prinzipielle Verunmöglichung aller Kriegsformen, also auch der konventionellen und der digital-technischen?
  • Warum gibt es keine letztinstanzliche Schiedsstelle, die dem Gedanken verpflichtet ist, dass vor jedem militärischen Handeln das Verhandeln bis zur Lösung festgeschrieben ist? – D. h. dass die militärischen Potenziale bereitstehen, aber nicht zum Einsatz gebracht werden, weil ultimative und unumgängliche, international anerkannte und umgesetzte „ewige“ VERHANDLUNDGSVERPFLICHTUNG besteht, die jeder Regierungschef weltweit bei seiner Amtseinführung öffentlich anerkennen und fortan einhalten muss?

Es ist klar, dass solche oder andere äußeren Frieden sichernde Instanzen oder Mechanismen im geschichtlichen Moment noch Wunschvorstellungen sind. Damit im echten Sinne politische Lösungen Raum greifen können, dazu bedarf es nach wie vor der vollständigen Transparenz der wirklichen involvierten Interessenlagen aller Beteiligten. Eines klaren Neins zu allen Stellvertreterhandlungen und ein klares Hervortreten der Handlungen auslösenden Instanzen und Personen, und zwar in aller Öffentlichkeit mitsamt der womöglich nötigen Korrekturen.

Darüber hinaus ist eine langfristig wirksame Grundlagenkritik der zivilisatorischen Fundamente angezeigt, die die geistig-seelischen Ursachen der Dauerkrise im Zeichen der Dominanz des „Megatechnischen Pharaos“, der technisch-naturwissenschaftlichen Zivilisation, benennen kann.

Unser Mitgefühl gilt allen Menschen, die in die unsäglichen Kriegsgeschehen unmittelbar involviert sind. Wir stehen in der Mitverantwortung, dass diese Ungeheuerlichkeiten, die manifest geworden sind, beendet werden können. –