Giordano Bruno zum 424. Todestag

Unendliche Wirklichkeit

Des Renaissance-Philosoph Giordano Bruno, der vor 424 Jahren in Rom seine Grundgedanken vom unendlichen Universum und den belebten Gestirnen vor dem Inquisitionsgericht nicht widerrief und dafür hingerichtet wurde, ist ein leuchtendes Beispiel für Wahrheitsliebe und kämpferische Verteidigung von geistiger Freiheit, Vernunft und steht mit seinem Denken und Leben für ein geistig-kosmisches Menschenbild und ein All voller Leben, in das der Mensch unaufhebbar eingebettet ist – das er im Letzten selbst ist..
Seiner menschlichen Aufrichtigkeit und seiner fulminanten Erkenntniskraft in ihrer wegweisenden Orientierung ist dieser gedenkende Text gewidmet – wie allen Menschen, die um Wahrheit und Gerechtigkeit gerade in diesen unseren Tagen ringen.

In Bewegung sein

Der kleine energiegeladene Mann gürtet sich für den Weg. Wieder einmal muss er eine Stadt und ihre Universität verlassen, weil seine öffentlichen Aussagen und seine Schriften nach und nach auf harten Widerstand gestoßen sind und er Verfolgung fürchten muss, vielleicht sogar Auslieferung an die dogmatischsten der Dogmatiker in deren Hauptstadt. Er rollt einige Manuskripte zusammen, steckt sie in die alte lederne Tasche, die ihn so oft begleitet hat. Ein letzter Blick auf das Zimmer seiner monatelangen Unterkunft. Dort das schmale Bett, daneben der Tisch mit den Kerzenhaltern. Das kleine Fenster zur Straße. Kraftvolle und hochfiligrane Gedanken hat er hier wahrgenommen, mitgestaltet und niedergeschrieben. Er wendet sich zur Tür. Avanti! Mein Weg führt immer weiter in dieser herben und herrlichen Unendlichkeit, und ich will, ich habe noch so vieles mitzuteilen und zu diskutieren, zu schreiben und zu lieben, zu feiern und zu lobpreisen. Um der „triumphierenden Bestie“ den Sieg doch zu entreißen. So spricht er mit sich. Dann tritt er auf die staubige Straße hinaus und setzt seine Schritte, auf sich selbst und den universalen Geist in allem vertrauend, in die Welt. Sie wird ihm zuhören müssen. Eines Tages wird sie ihm ganz und gar zuhören müssen. Die Wahrheit des Universums, die Wahrheit des Menschseins, kann den Menschen nicht auf Dauer vorenthalten werden. Der Mensch kann sich die Wahrheit des Seins, seine ureigene Wahrheit nicht auf Dauer vorenthalten. Er wird sich früher oder später selbst konfrontieren wollen, oder er wird konfrontiert werden. Das ist sein Schicksal, seine Bestimmung. – Der träumend-wache italienische Reisende aus Passion und Not hört wie von ferne eine ihm liebe, ihn verehrende Stimme zu sich sprechen:

„Du, so illuster, so groß, dass aller Götter Geschenke
in dir zusammengeflossen,

der du alle Gaben besitzt aus dem reichen Schatz der Natur,
von denen anderen nur eins zu besitzen erlaubt ist.

Du, o sublimes Wesen, das alle mit Staunen erfüllt,
vor dem die Natur selbst staunt, von deinem Werk übertroffen:

O Ausoniens Blume, Titan deines herrlichen Nola,
Schmuck und Freude des einen und anderen Himmels:

Soll ich etwa versuchen, von dir im Liede zu sprechen,
Von dem keiner im Lied gemäß zu sprechen vermag?

Ich nicht, du besiegst den Mund und die Leier Apollos.
Und nicht ist’s den Musen erlaubt, dich besingen zu wissen.

Was also kann ich von dir noch sagen, es sei denn ich sagte:
Dass ich von dir nichts zu sagen vermag?

Was muss ich tun? Es genügt dir, o größter der Menschen,
Dieses Lob: Dass kein Lied dich genügend besinge.“

Übertreibt die Stimme? Meint dieser Dichter es zu gut? Könnte nicht ein jeder Mensch gemeint sein? Er selbst, der auf diese Weise unbesungen Besungene, hatte sich of genug in Würdigungen der wirklichen Leistungen und des liebenswerten Soseins anderer befleißigt. Im tieferen Klang dieser Verse fühlt er sich von dem sie sprechenden Menschen wirklich berührt und verstanden. – Seine Schritte setzen sich wie von selbst durch die Tage und Nächte, und dort am Horizont ist die nächste Stadt, das nächste herausfordernde Abenteuer, zu erahnen. Wie werden ihm die Menschen dort begegnen? Sind die Dottores und Studici wenigstens offen für den einen oder anderen Gedanken aus der Werkstatt eines Dichter-Philosophen? Werden die Priester ihn gewähren lassen? Das ist einerlei, und das ist nicht einerlei: Die Wahrheit des Lebens bahnt sich ihren Weg. Sie ist nicht aufzuhalten. Sie ist. In ewiger schöpferischer Bewegung. –

Verehrungswürdig – oder gefährlich?

Der 1589, 11 Jahre vor seinem Tod, in dieser Weise Besungene, ist kein Geistlicher, kein weltlicher Herrscher, kein Held ferner Vergangenheit und auch keine fiktive Figur eines dramatischen oder dichterischen Werkes; ein Zeitgenosse des Verfassers dieser Verse wird in dieser Art geehrt. Und dieser Zeitgenosse wird als Mensch besungen, ohne dass ein Lied gesungen ausreichen würde, ihn und sein Dasein dankbar zu würdigen. So würdigt der Dichter die offenbar hohe Realisation von Menschentum in einem Mitmenschen mit dem Eingeständnis des Mangels an Mitteln und Fassungsvermögen.

Das Gedicht ist überschrieben: „An Giordano Bruno, Nolaner, Italiener“. Ich habe es im Buch des italienischen Schriftstellers Anacletio Verrecchia „Giordano Bruno – Nachtfalter des Geistes“ gefunden. Das ursprünglich in Latein veröffentlichte Gedicht wurde von einem Deutschen, Valens Havenkenthal, Acidalus (lat.), 1589 in Helmstedt, einem der vielen Aufenthaltsorte und Durchgangsstationen Brunos, veröffentlicht.

Am 17. Februar 2024 sind 424 Jahre vergangen seit der öffentlichen Verbrennung Giordano Brunos, eines der größten Philosophen der Weltgeschichte. Der vatikanische Klerus, der dieses Verbrechen mit Hilfe der weltlichen Macht Roms beging, sah in den Spiegel eines aufrichtigen und aufrechten Künders tiefer geistig-kosmischer Überzeugungen und Erkenntnisse. Die Kirchenoberen sahen in ihm in Projektion das eigene Spiegelbild von Wirklichkeitsverneinung, Ketzerei im eigentlichsten Sinne. Man wollte den mutigen Angreifer mittelalterlicher Bastionen von machtweltanschaulicher, dogmatischer Deutungshoheit vernichten. Doch was hat man erreicht?

Was geschieht mit dem Menschen im Tod? Was geschieht (mit) einem Menschen solch hoher lebendiger Intelligenz und Intellektualität? Was widerfährt ihm „auf der Innenseite“ des Lebens? Wer war dieser Mensch auf seinem langen geistig-seelischen wie leiblich-körperlichen Weg in vorherigen Verkörperungen?

Das vertiefte Nachdenken über tragfähige und wirklichkeitsgemäße Kosmologie und die feurige Begeisterung ob der Größe und Schönheit des schöpferischen Geistes und seiner Möglichkeiten brachten Giordano Bruno Verfolgung und Verfemung ein. Er hat auf seine Weise standgehalten und seine Überzeugungen verteidigt. Seine Worte von der größeren Furcht seiner Peiniger beim Aussprechen des Urteils im Prozess gegen ihn als der seinen beim Empfangen dieses Urteils erweisen ihn als im Letzten unbeugsam.

Was „macht“ „er“, der große Philosoph des Unendlichen, jetzt? Wo und wie wirkt er weiter? Er ging von Wiedergeburt aus: „Nimmer vergeht die Seele, vielmehr die frühere Wohnung tauscht sie mit neuem Sitz und lebt und wirkt in diesem“, so Bruno selbst.

Ein feuriger Kämpfer des Geistes

Der Philosoph und Dichter Giordano Bruno wäre in unseren Tagen ein nimmermüder und aktiver Kritiker von eingeschliffener, irrlichternder Naturwissenschaft und verbreiteter Naturwissenschaftsgläubigkeit, von politischem Machbarkeitswahn und Technikbesessenheit, von Dogmatik im Denken und Handeln und von weiter um sich greifender Diskursbeschneidung und Diskursmanipulation in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens. Er stünde uns als Meister intellektueller Auseinandersetzung und Verfechter des eigenen Standpunktes, als überragender philosophischer Geist, fast „wie von einem anderen Stern“, zur Seite mit Gedanken über das unendliche Universum und den göttlichen Geist, die Einheit des Ganzen. Seine Gedanken, die bis auf den heutigen Tag Leuchtkraft bewahrt haben und wirksam sind, seine vielfältigen philosophischen Leistungen sind ein zeitlos wirksamer Beitrag und eine inspirierende Quelle für alle tieferen Erkenntnisbestrebungen. Die zum Teil pseudokultisch wie endzeitlich aufgeladenen totalitaristischen Entwicklungen, die auf dem begrenzenden Materialismus der Moderne aufsetzen, sind das Gegenteil dessen, was ein Geist wie Giordano Bruno anstrebte.

Ein Freund der Deutschen

Bruno war ein Freund der Deutschen, er hielt große Stücke auf sie. In unseren Landen, besonders während seines fast zweijährigen Aufenthaltes in Wittenberg (August 1586 – März 1588), hatte er gute und erfüllte Tage relativen Unbehelligtseins, des Schreibens und Lehrens, der Disputation und der vielfältigen Freundschaften der ihm Zugeneigten.

Auf seine Weise ist er also in Deutschland hintergründig besonders präsent – und dank der Publikationen eines Teils seiner Werke in deutscher Sprache können wir uns auf je eigene Weise in den geistig-seelischen Dialog mit ihm begeben. Bruno: „Gebe, o Jupiter, dass die Deutschen ihre Kräfte erkennen und ihren Fleiß auf höhere Dinge richten, dann werden sie nicht mehr Menschen, sondern Götter sein!“ Was für ein Kontrast zur Situation und zum gängigen Selbstverständnis in unserem Land. – Die Zeiten verdichten sich. Treten in ihr die wirklichen Menschen unter uns Deutschen hervor? Arbeitet sie das Leben heraus?

Im Widerstreit mit den Autoritäten

Die Konsequenz in der respektvollen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Gegner seines Denkens ist beispielhaft. Giordano Bruno wägt in seinen Dialogen „Über das Unendliche, das Universum und die Welten“ sorgsam alle Argumente für und wider die Unendlichkeit ab. Dabei arbeitet er sich vor allem an Aristoteles ab, dem er die Begriffe streitig macht: Was sollte ein Nichts, vorgestellt als Begrenzung des Alls, davon geht Aristoteles aus, enthalten können? Wo wäre selbiges?

Giordano Bruno wagt es, die bis dato ehern gedachten Himmelsschalen als Projektionen zu kennzeichnen und stößt die Tür zum Denken und sukzessiven Wahrnehmen – Für-wahr-Halten – des Unendlichen auf. Diese Tat wird als eine der wichtigsten geistigen Taten der Menschheitsgeschichte allgemein anerkannt werden, so sie es noch nicht in aller Öffentlichkeit ist. Sie geht über den bekannten Kopernikanismus weit hinaus:

„Ich halte das Weltall für unendlich als Schöpfung einer unendlichen göttlichen Allmacht, weil ich es der göttlichen Güte und Allmacht für unwürdig halte, dass sie eine endliche Welt erschaffen hätte, wenn sie noch neben dieser Welt eine andere und unzählige andere erschaffen konnte. So habe ich denn erklärt, dass es unzählige Welten gibt ähnlich dieser… Des weiteren setzte ich in diesem Universum eine allgemeine Vorsehung, kraft deren jegliches Wesen lebt, sich erhält und sich bewegt und in seiner Vollendung dasteht, und ich nehme dies in immer zweifachem Sinne: einmal ist diese Vorsehung allgegenwärtig als Seele ganz im ganzen Körper und ganz in jedem seiner Teile, und insofern nenne ich sie Natur, Schatten und Spur der Gottheit; sodann aber ist sie gegenwärtig auf eine unsagbare Weise als Allgegenwart Gottes seinem Wesen nach und als eine Allmacht in allem und über allem, nicht als Teil, nicht als eine Seele, sondern auf eine unerklärliche Art.“

So werden seine Äußerungen in Verhören in den Dokumenten der Inquisitionsakten vom 2.Juni 1592 wiedergegeben. Man kann über diese wenigen Sätze in ihrer Klarheit und Weite nur staunen – und ihnen in der Tiefe nachsinnen. In ihnen spricht kein religiöser Eiferer sondern ein Welten- und Geistes-Wissenschaftler, der ohne jegliches technische Hilfsmittel kosmische wie geistig-seelische Erkenntnisarbeit betrieb. Ist diese in seinen Worten bezeugte Herangehensweise eine Art Generalschlüssel für Erkenntnisfragen überhaupt?

Die heutigen „Hüter des Wissens“

Was wissen die heute das gemeinhin anerkannten Naturwissenschaften mit ihr mehr und mehr mathematisierten Matrix vom wirklichen Leben? Was sehen die heutigen Astrophysiker am „Ende der Welt“? Immer weiter dringen sie äußerlich mit ihrem auch orbital stationierten Beobachtungsgerät in das Universum vor. Der Öffentlichkeit werden regelmäßig durchaus faszinierende Bildberichte präsentiert, die zuvor notwendig viele operationale, digitale Filter durchlaufen haben. Die so geschilderten Aussichten auf das All stellen vielfältig verschachtelte „Dateninterpretationen“ dar. Worüber geben die so veröffentlichten Bilder eigentlich Auskunft? Was sehen wir auf und mit ihnen wirklich? Phänomenologisch jedenfalls nur Licht, Farbe und abgestufte Dunkelheiten. Heutige Aussagen über die Struktur von Himmelskörpern werden zum überwiegenden Teil nur über Interpolationen hergestellt; Modelle werden über das Universum gelegt, sie können in sich stimmig sein und doch die Wirklichkeit nicht repräsentieren. Welche Möglichkeit, sicheres Wissen zu erlangen, haben wir?

Giordano Bruno hat sich laut Selbstaussagen auf spirituelle Grunderfahrungen gestützt, die ihm die Grundirrtümer und Selbstbeschränkungen menschlichen Denkens und Wahrnehmens eindrücklich offenbart haben müssen. Bruno: „In jedem Menschen, in jedem Individuum betrachtet sich eine Welt, ein Universum.“ Können wir Menschen uns im Geiste dieser Aussage wahrnehmen und begegnen? Und wenn ja: Würde das unsere Welt nicht vollkommen verändern? Eine Missachtung und Gängelung von Menschen wäre komplett unmöglich. –

Wenn wir als Menschheit bisher auch kaum verstanden haben, was es mit der unüberschaubaren Zahl der Gestirne und jedem einzelnen von ihnen eigentlich auf sich hat oder haben könnte, so kann die Behauptung eines endlichen, sich ausdehnenden Universums im Lichte der Entwicklung der Beobachtungsfähigkeiten schon empirisch kaum noch aufrechterhalten werden. Bruno sagt ganz prinziell: „Die unzureichende Sinneswahrnehmung widerlegt die Unendlichkeit nicht.“

Wie will man bei sich weiter entwickelnder Technik mit den „immer noch weiter entfernten“ Sternenbild-Ergebnissen umgehen? Dass man auf diese Weise ein „Ende“ finden wird, erweist sich mehr und mehr als unwahrscheinlich und ist, raumlogisch gedacht, unmöglich. In welche Richtung sollte man auch schauen?

Man bedient sich der Lichtgeschwindigkeit und ihrer als absolut gesetzten Grenzgeschwindigkeit, um „Ereignishorizonte“ definieren, annehmen zu können. Das erscheint zwar aus der Setzung der Lichtgeschwindigkeit als schnellster möglicher Geschwindigkeit im Universum als logisch. Was aber, wenn Licht gar keine raumdurcheilende Größe darstellt, sondern ein je individuelles Kompositum sich gegenseitig beeinflussender, dem menschlichen und „technischen“ Auge unsichtbarer Strahlungsfelder, ganz anderer, quasi-unendlicher, Geschwindigkeiten, von Gestirnen wäre? Was, wenn Licht überhaupt nur „von innen“ als sublime Äußerung strahlenden kosmischen Bewusstseins mit einer für uns sichtbaren „Außenseite“ begreifbar wäre?

Eine einfache Beobachtung

Das sichtbare Licht der Sterne und das sichtbare Licht der Planeten unseres Sonnensystems lässt sich mit unseren Augen am Nachthimmel nicht wirklich als verschieden in seiner Qualität oder Herkunft erkennen. Was, wenn es ein gleiches wäre, ein gleiches im Sinne einer gleichen, durch gegenüberliegende Gestirne mindestens zweiseitigen, Ursache?

Warum sollte das eine Licht der Sonnen und der sogenannten Fixsterne angenommenen thermonuklearen Reaktionen im Innern der Himmelskörper entstammen und das Licht der Planeten lediglich planetaren Oberflächenreflexionen von Sonnenlicht? Ist eine allgemein gültige Ursache von kosmischem wie irdischem Licht denkbar?

Auch das Mondlicht hält bei genauer Betrachtung und Wahrnehmung für uns eine Frage bereit: Wie ist dieses weiße Licht als einfache Reflexion von Sonnenlicht möglich? Ist es lediglich weißes Sonnenlicht, das wie von einem Spiegel zu uns auf die Erde reflektiert wird? Wäre nicht differenzierte Oberflächenfarbe des Mondes logischer? Und wie kommen die bekannten Färbungen von Kaltweiß über weißliches Gelb des Mondes bis zu den eigenartigen graurötlichen Tönen des sogenannten Blutmondes zustande? Diese Fragen sollen andeuten, dass die rein optisch erklärten Phänomene am Firmament durchaus anders betrachtbar sind. Bruno geht noch weiter ins Grundsätzliche: „Durch das Licht, das in natürlichen Dingen scheint, steigt man empor zu dem Leben, das über sie herrscht.“ Durch tiefere Naturkommunikation mit ganzem Wesen ist offenbar auch metaphysische Erfahrung möglich.

Evidenzbasiertes Wissen

Wir kennen bisher durch die unmittelbare Erforschung mittels wahrnehmender Anwesenheit von Mensch und Technik nur feste Oberflächen von Gestirnen (Erde – Mond, Mars, Venus, und ein Saturn-Mond) über Leben bzw. Landungen auf ihnen. Wenn das gleiche Licht von Planeten und Sternen ausginge im Sinne der Interaktion ihrer unsichtbaren Strahlungsfelder mit dem Strahlungsfeld der Erde, ist dann im Umkehrschluss auch die Möglichkeit gegeben, dass es sich bei den beobachteten Gestirnen, ob Planeten oder Sonnen, generell und prinzipiell gar nicht um Gasgebilde handelt? Sondern möglicherweise immer um Gestirne mit festen Oberflächen?

Der kanadische Wissenschaftler Pierre-Marie Robitaille nimmt für die Sonne an, wie er meint evidenzbasiert, dass es sich um ein Gestirn mit metallischem Wasserstoff, einer bestimmten, im flüssigen Aggregatzustand erscheinenden Form von Wasserstoff in einem sogenannten Phasenübergang, zumindest an der Oberfläche, handelt. Er stellt auf seine Weise die Vorstellung der Sonne als eines Gasgestirns ebenfalls in Frage.

Mich hat immer eine Frage besonders beschäftigt und als Ausgangspunkt überzeugt, als ich Kontakt mit der einheitlichen Feldvorstellung Helmut Krauses kam: Wie ist die enorm regelmäßige Form von Sonne, Mond und Sternen ernsthaft anders vorstellbar als als grundsätzlich festes Gebilde – nochdazu bei den bekannt astronomischen Geschwindigkeiten?

Brunos Gedanken von den bewohnbaren Gestirnen sind fast vier Jahrhunderte später philosophisch eindrucksvoll durch Helmut Krause und Jochen Kirchhoff untermauert worden. Und zwar in Begründung einer umfassenden Meta-Physik und der Erörterung weltseelischen Geschehens. Alle Bereiche der Physik, selbst die Mechanik und die Thermodynamik als Disziplinen der klassischen Physik, können als Ableitungen der Radialfeldvorstellung, die Helmut Krause und Jochen Kirchhoff entwickelt haben, gedacht, ausgewiesen und verständlich gemacht werden können. Die Kenntnisnahme und unvoreingenommene Diskussion dieser Vorstellung wird die gesamte Physik als Leitwissenschaft der Moderne verwandeln – und Giordano Bruno in ein gerechtes Licht als großen Ganzheitsphysiker und spirituellen Philosophen der Neuzeit noch deutlicher erkennen lassen.

Wer ist das All – und wer sind die Gestirne?

Giordano Bruno sprach von den Gestirnen als großen Wesenheiten im Raum, wie man bei ihm in verschiedenen Texten immer wieder lesen kann, von einer gleichsam unendlichen „Götterschar“ im unendlichen Universum: „Nur ein ganz Törichter kann die Ansicht haben, im unendlichen Raum, auf den zahllosen Riesenwelten, gebe es nichts anderes als das Licht, das wir auf ihnen wahrnehmen. Es ist geradezu albern, anzunehmen, es gebe keine anderen Lebewesen, keine anderen Denkvermögen und keine anderen Sinne als die uns bekannten.“

Immer wieder bin ich von Brunos universaler Vision fasziniert und berührt. Das umfassend als lebendig gedachte und erfahrene Universum baut in seinem Denken auf lebendigen Wesenheiten auf. Vom kleinsten Grashalm bis zu den großen Sternenverbänden. Und wir Menschen sind, in unseren höchsten Möglichkeiten, Teil und Mitgestalter des Ganzen. Wie sähe unsere Welt aus, wenn wir das zur Basis von Leben und Wirken machten? Wie klein und mickrig erscheinen unsere Illusionen und hausgemachten Probleme in ihrer ganzen unsäglichen und bedrängenden Realität vor dem Panorama der inneren und äußeren lebendigen Unendlichkeit, deren Wahrnehmung Bruno vehement im geistigen Leben Europas einen unbestreitbaren Platz erkämpfte?

Die Macht der Zahlen

Der Philosoph Bruno hat sich intensiv mit Fragen der Zahl und der Magie befasst. Zahlenmagische und zahlensymbolische Überlegungen drängen sich geradezu auf: 424 Jahre sind seit seiner Hinrichtung vergangen. 424, eine Spiegelung der 42 um die 2. 42 – die lakonisch-geheimnisvolle Antwort auf alle Fragen der irdischen Menschheit, die auch in der Matrix-Filmtrilogie ihren symbolischen Platz (in einer U-Bahn-Szene) erhielt. Warum ist diese Zahl offenbar so bedeutsam als eine Art Archetyp kollektiven Bewusstseins?

Wie sieht der Poet Bruno auf das Verhältnis von Zahl und Unendlichkeit? In seinem naturphilosophischen Lehrgedicht „De immenso et innumerabilus“ („Vom Unermesslichen und Unzählbaren“), schreibt er:

„Siehe, die jegliche Zahl in sich begreifende Einheit
Trägt und hegt im Schoß endlos unzählige Welten;
Eine genügt hier nicht, weil der Geist befruchtend im ganzen
Raum sich freudig auf alles ergießt, dass in Höhen und Tiefen
Überall sein edeles Bild entgegen Ihm leuchtet.
Selbst ist Gott unermeßlich, von seiner Güte die Spuren
prägt den Dingen er ein freigebig, wie sie ihn fassen.
Drum so verehre die göttliche Macht nach unzähligen Graden
In unzähligen Dingen auf Erden wie in den Himmel!
Denn unerschöpflich wirkt und genügt Gott jedem Verlangen
In der Materie Schoß nach ewiger Lebensgestaltung.
Sollte getäuscht sie trauern, der Ruhm des Lichtes verlöschen
Eh‘ es flammend entströmt aus nie versiegender Quelle?
Sollte das würdige Bild und den endlos schimmernden Spiegel
Nicht die Natur aufstellen, und doch allmächtig der Geist sein,
Nicht unermeßlich er im All sein Wesen entfalten,
Wie er in Einheit treu und ganz es trägt in ihm selber,
Dass er im Werk sich froh anschauend seiner genieße?
Drum so erfasset der Lieb‘ und Macht vollströmenden Reichtum!
Wie Er in sich die Natur und die Dinge denkt und erkennet,
Also stehen sie da, und nichts vermöchte zu hemmen;
Gottes Begriff ist Tat und die Sache. Drum unermeßlich
Dehnt er sich aus, entfaltet in unerschöpflichen Zahlen
Ewig das Eine, dass innerlich ganz und äußerlich ganz er
Jegliches setzt und trägt und über alles hinausgeht.
Denn er lebet in uns und in ihm weben und sind wir.“

Alle Zahl mündet im All-Einen und im Unendlichen. –

Nomen est omen

Der ursprüngliche Vorname Brunos, Fillippo, „philos“ = der Freund, der Liebende (Altgriechisch) und „hippos“ = das Pferd (Altgriechisch), also in etwa: der Pferdefreund, wird mit seinem später angenommenenWahlnamen „Giordano“ zum Vertreter und Künder der größten denkbaren Raum-Ordnung und der Wahrheit der uranfänglichen und immerwährenden Einheit Gottes und der Schöpfung.

Der männliche Vorname Giordano ist die italienische Form von Jordan (hebräisch ירדן) und bedeutet etwa „der Herabsteigende“, abgeleitet von hebräisch yarad (יָרַד) für „herabsteigen, absinken“.

Ich assoziiere noch weitere für mich mitschwingende Bedeutungen: Der Name Giordano Bruno enthält fast wie von selbst „ord“ und „uno“, Ordnung und das Eine, also grundlegende philosophische Begriffe, die seiner Lebensbotschaft entsprechen – wie eine magisch wirksame Selbsterinnerung, eine SELBST-Erinnerung, aus der sich die beiden Grundforderungen an den menschlichen Geist heutiger Tage formulieren lassen, die den Wandel von einem Planeten fortwährenden Krieges zu einem Stern schöpferischen Friedens fundamentieren:

Der Mensch kann und muss die eigentliche Ordnung der Schöpfung, die in ihm selbst anwesend und wirksam ist, erkennen, anerkennen und ihr gemäß leben.
Die unaufhebbare Einheit des Ganzen kann er in sich selbst realisieren und manifestieren, indem er den Riss, der durch ihn selbst und die Welt geht, schließt und heilt. Der Mensch kann sich mit sich selbst und dem Ganzen einen.

Denken und Träumen und der Fluss des Lebens

Giordano Bruno hat in Wittenberg an der Elbe, auf deutschestem Boden, seit Luther zumal, zwei ruhige, unbehelligte Jahre verbracht. Seine Unabhängigkeit im Denken, seine Streitbarkeit wie seine Freundschaftsfähigkeit und Ehrerbietung für alle wahrhaftig Strebenden ist ein Leuchtfeuer, dass die noch nicht besiegte Dunkelheit erhellt und uns dazu ermutigt, gerechte Auseinandersetzung, Wahrheitsliebe und konsequente Philosophie zu wagen und ins Leben zu integrieren. Folgen wir ihm noch für einen Augenblick in sein mutmaßliches Erleben an einem Sommertag:

Nach der Vorlesung waren noch einige Gespräche mit dem Philosophen in den sommerlichen Straßen der Stadt vor sich gegangen. Die Hörer hatten interessante und anregende Fragen. Das Pflaster wird ein wenig die Pflasterstein-Köpfe gehoben haben: Hat man so etwas schon gehört? Ein Italiener spricht hier im lutherischen Wittenberg mit den Hörern seiner Vorlesungen über höhere Erinnerungskunst, das In-eins-Fallen von Minimum und Maximum im geistigen Universum, über das magische Moment des Lebens, über die neuesten Kontroversen in London und Paris, über die Erde im Mittelpunkt der Selbstwahrnehmung ihrer Bewohner und das Universum ohne Mittelpunkt und Grenze, in der alles Mittelpunkt ist und sein kann … Irgendwann verlässt ihn auch der letzte Gesprächspartner, verabschiedet sich dankbar und in Freundschaft. Sein Weg führt ihn noch zum Fluß. Gemächlich und unbeirrbar fließt die Elbe wie eh und je. Die Sonne geht bald unter und das lange andauernde Abendrot spiegelt sich auf dem Wasser und wärmt sein Gesicht. Giordano Bruno träumt und denkt, spricht im Geiste mit den Flussgeistern, die ihn in seiner Ganzheit wahrnehmen und ihn durchpulsen mit der Frische ihres Wandelns über und in den Wassern und ihn in ihre für die ungeübten Augen unsichtbaren Gestaltungen mitwirkend hineinnehmen. Sein fühlendes Wahrnehmen dehnt sich aus, erst bis zum gegenüberliegenden Ufer, dann allmählich stromaufwärts bis zur Quelle und gleichzeitig bis zur Mündung ins Meer. Er kennt dieses Gefühl gut und genießt es: Frieden. Einssein. Unendlicher Frieden. Bewegender, bewegter Frieden. Und die Göttin Erde lächelt mit ihrem unsichtbaren Strahlenkleid und flüstert ihm zu: Grazie, servitore del cosmo e custode della pace Giordano Bruno. Danke dir, Diener des Kosmos und Hüter des Friedens, Giordano Bruno.

Die Göttin Erde spricht seine Sprachen, wie er die ihre und die ihrer Geschwister, der zahllosen Götter im unendlichen Universum, mehr und mehr verstehen lernt. Lauschen wir der Erde, hören wir auf die Sterne. Dann erschließen wir uns womöglich die nötige Kraft, ganz Mensch werdend den Wandel sinnvoll mitzugestalten. Das Absolute, das absolute und unendlich Gute, ist der Alpha-und-Omega-Punkt allen Seins und Werdens.

Giordano Bruno soll das Schlusswort haben: „Siehe!, so sind wir denn über allen Neid erhaben, frei von eitler Angst und törichter Sorge, das Gute in der Ferne zu suchen, was wir so nah und unmittelbar besitzen.“

Literaturhinweise:

Giordano Bruno „Über das Unendliche, das Universum und die Welten“ (Zwiegespräche)
Jochen Kirchhoff „Giordano Bruno“, Monografie bei Rowohlt (1980)
Jochen Kirchhoff „Räume, Dimensionen, Weltmodelle“, Drachenverlag
Anacleto Verrecchia „Giordano Bruno – Nachtfalter des Geistes“

P.S. Am 17.2.2024 trat der Digital Service Act formal in Kraft. Von diesem Instrument wird zu Recht angenommen, dass es die Meinungsfreiheit weiter „verschlanken“ wird entlang offizieller Narrative. Ein eigenartiges Zusammentreffen mit dem Todestag Brunos, der doch wie kaum ein zweiter für Zensur und Gewalt gegen Andersdenkende steht. –