Man kann sicher einiges moderner formulieren, auch komplexer und differenzierter – eines bleibt unbestritten: es gibt einen Weg der höheren Entwicklung des Menschen, der ein Weg des Kampfes in sich selbst und mit sich selbst ist und der zu einem Ziel führt: durch Wesensvergessenheit und -wiedererinnerung zu Wesensrealisation.
Interessant die geschichtliche Deutung Gleides, die ja letztlich auf „das Reich Gottes“ oder „das Goldene Zeitalter“ oder „den Friedlichen Lebensabend“ hinausläuft.
Die christlichen Konnotionen und Interpretationen, die Böhme (und hier Gleide) benutzen, sind eigentlich gar nicht nötig. Vielleicht hat sie Böhme auch benutzt, um sich selbst vor Verfolgung zu schützen.
Auch die Aussage zur Sackgasse der Wissenschaft ist im Prinzip stichhaltig: ohne eine „prinzipiell neue“ Qualität „im Wissenschaftler selbst“, zu der er sich hindurcharbeitet (wie weiland Krause oder Schelling), ist ein Verlassen der Zirkelschlüsse und heillosen Projektionen letzlich nicht zu leisten. Bei Gleide heißt es „Liebeslicht“, aber das ist im Prinzip nichts anderes als die Akzeptanz der Höheren Realität, des metaphysischen Ur- und Ungrundes der Welt.