Ich finde, viele Fragen, die Alexander Unziker, stellt, sind echte Einladung für das tiefere Nachdenken über wesentliche Zusammenhänge, und sie weisen auf die Qualität und die Richtung des Nachdenkens desjenigen hin, der die Frage – überhaupt ! – stellt.
Eine der Fragen lautet:
Ist eine Physik ohne Naturkonstanten möglich?
Ich versuche mich – als physikalischer Laie – an einer Antwort.
Da in der anschaulichen und der uns anderweitig zugänglichen Natur so etwas wie Konstanz (in einem absoluten Sinne) nicht beobachtet wird, ist es wohl so, dass auch eine Physik gänzlich ohne Naturkonstanten möglich sein muss.
Selbstverständlich lassen sich auch ohne (die Annahme von) Naturkonstanten sinnvolle Beziehungen oder Verhältnisse zwischen den Aspekten der Natur herstellen oder besser: erkennen und abbilden, denn die Natur als Ganzes stellt ja ein funktionales Gefüge dar, durchwirkt von sich offensichtlich gegenseitig beeinflussenden und/oder hervorbringenden Größen.
Das, was mit dem Begriff „Naturkonstanten“ gemeint ist, ist das real zu beobachtende stabile Eintreten von Ereignissen einer bestimmten Qualität an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, wobei auch an anderen bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten die Art und Weise des Eintretens der gleichen Ereignisse näherungsweise oder „praktisch“ übereinstimmt oder übereinstimmen kann – nur eben nicht an allen Orten zu allen Zeiten, also nicht überall und immer.
Der Begriff der „relativen Konstanz“ einer bestimmten Größe wäre also angebracht(er), wenn man ihn denn benutzen möchte im Angesicht seiner Binnenwidersprüchlichkeit.
Es ist natürlich statthaft und unumgänglich, wirklich erkannte Beziehungen zu nutzen, um nachprüfbare und gültige Vorhersagen zu machen – mit den genannten prinzipiellen Einschränkungen. Diese Vorhersagen können für lange Zeit und an vielen Orten richtig sein.
Es ist eine Aufgabe der Physik, die Orts- und Zeit(prozess)fixiertheit unseres/ihres Beobachtens jeweils zu erkennen, in Aussagen dezidiert erkennbar sein zu lassen und im gegebenen Fall auch zu übersteigen. Verallgemeinerungen quer durch das All (noch dazu in Form unreflektierter Prämissen und Methodiken) sind zu vermeiden.
Raum und Zeit, jeweils unendlich vorgestellt, sind Gegebenheiten, die des Erkennens ihrer Ursache harren, nicht Konstanten im engeren naturwisseschaftlichen oder nur in einem umgangssprachlichen Sinne.
So sehe ich das an einem wunderschönen Tag am Alpenrand, Grillen zirpen, die Sonne wärmt meinen Rücken durch´s geöffnete Dachfenster, der nahe Fluss rauscht, Kinder spielen, Glocken schlagen zu den Viertelstunden – und ich sinne nach über Gravitation, Licht, Farben etc. wie viele Menschen vor mir, mit mir und auch nach mir.
Die Schöpfung in ihrer Tiefe ist das lebendige Wunder, in dem wir zu Hause sind. Wenn wir das wirklich wahrnehmen und fühlen und gelten lassen, gelingt auch eine Maß haltende, schöpfungsverbundene(re) Physik, die von jedem Menschen – prinzipiell – verstanden werden kann. Unsere Haltung, unser Herangehensweise, unsere tiefste Prämisse bestimmen das, was wir (v)erkennen, im alltäglichen Leben genauso wie in der Naturwissenschaft oder in der Philosophie.