Giorgio Agamben über das menschliche Gesicht

https://www.rubikon.news/artikel/das-gesicht-und-der-tod

Zitat aus dem Text:

„Das Gesicht ist, in diesem Sinne, gleichermaßen die Similitas, die Ähnlichkeit, wie die Simultas, das gemeinsame Sein der Menschen. Ein Mensch ohne Gesicht ist notwendigerweise allein.

Deshalb ist das Gesicht der Ort der Politik. Wenn die Menschen sich stets und ausschließlich Informationen mitzuteilen hätten, immer diese oder jene Sache, gäbe es keine wirkliche Politik, sondern bloß einen Austausch von Nachrichten.“ (Giorgio Agamben) 

Giorgio Agambens handfester Zugriff auf Situation und Tiefendimension zeigt nochmals deutlich auf, was Philosophen im Besonderen kritiseren müssen – die Negierung (des Gesichts ist die Negierung) des sich entfaltenden Menschseins im Menschen zugunsten eines Todlosigkeitswahns, der teuer erkauft und erpresst wird: auf Kosten des guin Menschlichen, der Begegnung, des Gesprächs, der ganzen Wahrnehmung des Gegenüber als des anderen Ichs. Und das sind nunmal Mindestvoraussetzungen eines gesunden(den) „Gesellschaftslebens“.

Der auch ausblicklose Ausblick des Textes mag unbefriedigend sein für den Optimisten in uns; er erlaubt jedoch eine schonungslose Konfrontation mit einer zumindest möglichen Unaufhaltsamkeit des zerstörerischen und gleichmacherischen Vorgangs, der in bisher nie dagewesener Kälte exekutiert wird.

Dass es einer außerordentlichen Kraftanstrengung und einer besonderen Konstellation bedarf, um uns in ein kosmisch sinnvolles Fahrwasser zu manövrieren, ist bekannt. Die Hoffnung auf diese Konstellation und die ihr zuarbeitende Aktivität der wachen Teile der Menschheit ist „unaufgebbar“. –