Das Bild der planetarischen Wende

Wenn ich bei einem Spaziergang mit meinem Hund die Luitpoldbrücke in Bad Reichenhall überquere, schaue ich auf das Schauspiel der Staustufen der Saalach.

Ich betrachte gern Bilder der Natur, der Kultur oder des sozialen Lebens auch als Sinnbilder von Themenfeldern, die mich gerade interessieren.

Wenn ich auf die Saalach schaue und die Staustufen, dann entwickelt sich in mir das Bild eines fast ahnungslosen Mainstreams (Hauptstroms), der vor sich hinfließt, als ginge es immer so weiter, wie er eben geflossen ist durch die Jahrhunderte und Jahrtausende auf der Erde.

Urplötzlich kippt der Fluss im Winkel über die erste Staustufe, ändert also auch die Fließrichtung, dann weiter wie beim Hölderlin die „Klippen hinab“, die Stufen, um dann „unten“ als wilder Fluss weiterzufließen auf anderem Niveau.

So stelle ich mir das Prinzip einer planetaren Wende vor:

  • Relativ gesehen geschieht es „urplötzlich“, von den meisten Menschen so nicht erwartet, wenngleich in der Tiefe natürlich ein ahnendes Wissen bei jedem vorhanden sein kann. Den meisten ist ja eigentlich auch klar, „dass es so nicht immer weiter gehen kann“.
  • Der Wandlungsprozess ist fundamental.
  • Er ist vergleichweise kurz (und heftig).
  • Danach geht es „auf anderem Niveau“ weiter.
  • Der Wandel ist unumkehrbar.

Immer wieder muss ich in diesem Zusammenhang daran denken, wie der Mauerfall im November 1989 scheinbar aus dem Nichts heraus möglich wurde – in Wirklichkeit aber von vielen Menschen seelisch vorbereitet war.

Natürlich ist dieses relativ friedliche Bild des Flusses und der Staustufen nur ein Hinweis, die gemeinte Realität sieht dann „ganz anders“ aus.