Die Haltung zur deutschen Sprache, die Hölderlin gelebt hat, ist einzigartig – bis auf den heutigen Tag ist diese Haltung auch selten wieder so eingenommen worden. Hölderlin ist keuscher Magier, der um die Heiligkeit des Sprachlichen weiß und Pflege betreibt, die ihresgleichen sucht. Der Sprechende, Dichtende, Denkende, der sich in seinem Werk äußert, ist ein auf´s Äußerste Involvierter, er ist kein Von-außen-Betrachtender; Sprache und Erleben sind eines und aus einem Guss.
Sein Zusammentreffen mit Schelling und Hegel bildet in gewisser Weise den Konflikt aller Sensitiven ab – offen für Inspiration und höheres Ahnen und „das Reich Gottes“ in einer Welt des kalten und unbarmherzigen Un-Geistes: eine Gefährdung, der nur mit großer Umsicht zu begegnen war und ist. Und auf der anderen Seite beweist diese Zusammenkunft die Einzigartigkeit von echter Individualität, die tiefe Wahrheit der Polarität der Schöpfung und die Manifestation dieser in den handelnden, führenden Persönlichkeiten.
Wie diese drei Geister die Menschsein-Frage gelöst haben, ist bekannt – gemessen an dieser Konstellation ergibt sich ein – knapper – Sieg des Kosmos über das Chaos.
Dass Hölderlin wie kaum ein anderer Dichter in Deutschland auf die höhere Entwicklung des Menschen und der Menschheit ausgerichtet war, das macht ihn in gewisser Weise auch ebenbürtig mit Menschen wie Goethe – bei allen Unterschieden und der bekannt unglücklichen Begegnung der Beiden.
Hölderlin hat auf seine Weise die Notwendigkeit einer kompletten Wende gesehen, gewollt und formuliert. Wie andere auch litt er an der nicht eingelösten Erwartung einer neuen Welt.
Seine Gedichte überstrahlen für mich sein schwieriges und ja auch langwieriges Schicksal – sie sind das TROTZALLEDEM eines Sänger-Dichters und haben immer wieder Menschen geholfen, Mut und Trost, Zuversicht und auch Grund-Orientierung zu finden.